Inhalt:
Nach einem kurzen Vorwort entlässt uns die Autorin direkt in die große weite Welt. Zunächst geht es nach Afghanistan, dann nach Indien, dann in den Ostkongo. Anschließend folgt ein Kapitel über die weibliche Genitalverstümmelung (FGM/C) und eines über die Massenvergewaltigungen während des Balkankriegs. Abschließend folgen erneut ein paar Gedanken der Autorin.
Die Kapitel sind insgesamt sehr lang, da jeder Themenbereich im Grunde nur aus einem einzigen Kapitel besteht. Allerdings sind diese in Abschnitte unterteilt, die oft nur zwei bis drei Seiten lang sind. So hat sich bei mir ein schneller Lesefluss entwickelt, obwohl die beschriebenen Momente bisweilen nur schwer zu ertragen waren. Auch gibt es in jedem Kapitel Zitate von betroffenen Frauen und ein paar Fakten zu dem jeweiligen Land.
An diesem Kapitel hat mir besonders gefallen, dass es auf vielfältigen Themen eingeht. So geht es um die mangelnden Bildungsmöglichkeiten für Frauen, um die Verheiratung minderjähriger Mädchen, um die Scharia und so weiter. Die Situation der Frauen und Mädchen in Afghanistan wird von ganz unterschiedlichen Seiten beleuchtet und es wird deutlich, dass an vielen Aspekten gearbeitet werden muss, um eine Verbesserung herbeizuführen.
Auch wenn der Weg noch lang ist, macht die Autorin Hoffnung. Sie berichtet von Frauen, die zur Wahlurne gehen, von Politikerinnen und anderen mutigen Frauen.
Problematisch fand ich – nicht nur an diesem Kapitel – das Frauen insbesondere dann, wenn sie sich ihrem Schicksal entgegenstellen und sich wehren, auf Äußerlichkeiten reduziert werden. Da ist beispielsweise eine Frau, die einen Radiosender gegründet hat und sich als Mitglied im Provinzrat der Stadt politisch engagiert. Zu ihr fallen mir sehr viele starke Adjektive ein, aber das erste was die Autorin zu ihr zu bemerken hat ist, dass sie „bildhübsch“ ist. Auch an anderer Stelle fand ich die Wortwahl der Autorin nicht angemessen:
„Die „Gärtnerin“ heißt Usha – eine Businessfrau mit einem unaussprechlichen, absolut nicht schreibbaren Nachnamen“ (S. 198)
Wenn die Autorin den Nachnamen nicht aussprechen kann, ist das eine Sache. Aber sie spricht ja nicht das Hörbuch ein, sondern verschriftlicht ihre Begegnung mit der Frau. Sie wird ja wohl in der Lage sein, den Nachnamen abzutippen oder sich buchstabieren zu lassen.
Leider hat sich das nach diesem Kapitel auch nur geringfügig geändert. Es werden ein paar Problemfelder angesprochen, aber einen wesentlichen Teil des Kapitels machen die (Massen-) Vergewaltigungen aus. Vergewaltigungen sind immer schlimm und was man über dieses Thema in Bezug auf Indien lesen muss ist so furchtbar, dass man eigentlich gar nicht darüber nachdenken will. Aber wenn ein Land zu den weltweit gefährlichsten für die weibliche Bevölkerung zählt, dann muss das doch auf mehr als einen Aspekt begründet sein.
So habe ich dieses Kapitel zwar auch als informativ, aber eben auch sehr einseitig und wiederholend empfunden.
Wie bereits erwähnt, erhält man viele Informationen über die jeweiligen Länder, sodass man verstehen kann, warum die Situation ist wie sie ist. Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass diese Informationen besser in den Text eingebettet worden wären. So erfährt man beispielsweise etwas über die Geschichte des Kongo und dann folgt:
„Das alles geht mir durch den Kopf, während ich auf meinen Koffer warte.“ (S. 209)
Jetzt ist so ein 5-Sterne-all-inclusive-Pauschalurlaub nicht mit der Reise zu vergleichen, die die Autorin unternommen hat, aber auch sie betet am Gepäckband sicher nicht die Geschichte des Kongos gedanklich herunter. Überhaupt gehen ihr sehr viele Dinge durch den Kopf und häufig wird auch darauf verwiesen, dass sie für das Magazin Mona Lisa im ZDF bereits früher die Länder bereist hat. Gerade von einer Journalistin hätte ich mir weniger Wiederholungen insgesamt, aber vor allem auch Wiederholungen von ganzen Phrasen gewünscht.
Überhaupt war dieses Kapitel für mich das vielleicht informativste, aber auch schmerzhafteste von allen, obwohl ich durch andere Bücher und Themenreihen auf Social Media bereits einiges davon gehört habe. Es werden die unterschiedlichen Arten der FGM/C erläutert, wie Frauen, Männer, der Islam und Europa zu diesem Thema stehen und welche Folgen die Verstümmelung für die Frauen und Mädchen hat.
Ein bisschen… seltsam fand ich den Abschnitt, in dem beschrieben wird, wie man weibliche Genitalverstümmelung verhindern kann. So soll es – angeblich – erfolgreich sein, traditionellen Beschneiderinnen alternative Berufsmöglichkeiten zu bieten. Natürlich verdienen diese Frauen ihren Lebensunterhalt damit. Aber es ist doch vor allem auch ein kulturelles und kein wirtschaftliches Problem, dass bereits kleine Mädchen diesen Grausamkeiten ausgesetzt werden.
Informatives Sammelsurium:
- Meine Rezension ist Teil der Linkparty von monerl