Donnerstag, 25. Februar 2021

Serienkritik ~ Mindhunter

Titel: Mindhunter
Originaltitel: Mindhunter
Produzent: David Fincher
Hauptdarsteller*innen: Jonathan Groff (Holden Ford), Holt McCallany (Bill Tench), Anna Torv (Wendy Carr)
Jahr: 2017 - 2019
Episoden: 2 Staffeln mit insgesamt 19 Folgen
Genre: Thriller, Drama, True Crime


Ich habe schon öfter erwähnt, dass ich nicht sehr viele Serien schaue. Ich habe zwar einige angefangen, aber ich verliere sehr schnell die Lust und bringe daher kaum eine Serie zuende. Ab und zu gelingt es mir aber doch, zum Beispiel bei Mindhunter.

Auf Mindhunter bin ich durch Padi gestoßen, die die Serie irgendwann mal erwähnt hat. Ich weiß gar nicht mehr, ob sie überhaupt etwas zum Inhalt gesagt hat, aber ich war auf jeden Fall neugierig was das für eine Serie ist und habe mir die Beschreibung auf Netflix durchgelesen. 

Worum geht es?
Mindhunter basiert auf dem Buch "Mindhunter: Inside the FBI's Elite Serial Crime Unit" (dt.: Die Seele des Mörders) von John E. Douglas und Mark Olshaker. Es handelt sich dabei um einen Mix aus Thriller und Drama und es werden reale Ereignisse behandelt. Die Serie spielt in den 70ern und 80ern, was nicht so meine Zeit ist, wie ich besonders in der zweiten Staffel gemerkt habe. Die wichtigsten Charaktere sind Holden Ford, Bill Tench und Dr. Wendy Carr. 

Holden und Bill interviewen mehrfache Mörder, wie zum Beispiel Edmund Kemper oder Jerry Brudos, um dadurch Erkenntnisse für die Polizeiarbeit zu gewinnen und zukünftige Mordfälle schneller aufklären zu können. Dieses Wissen nennt man heute Profiling. Unterstützt werden Bill und Holden durch Dr. Carr, die die Arbeitsgruppe von der psychologisch-wissenschaftlichen Seite begleitet. 

Staffel 1:
Die Serie hat nur zwei Staffeln, daher werde ich kurz auf beide Staffeln eingehen. Die erste Staffel wird durch meine obige Beschreibung gut zusammengefasst. Einerseits verwendet die Serie sehr viel Zeit auf den Interviews mit den Mördern, andererseits aber auch auf die Entwicklung des Profiling. Dazwischen gibt es immer wieder Sequenzen einer bestimmten Person. Die Interviews mit den Mördern haben mir richtig gut gefallen. Die Mörder werden nach ihren Motiven gefragt, nach ihrer Kindheit, nach den Gefühlen, die sie vor, während und nach der Tat hatten. All die Dinge, die man in heutigen Thrillern wie selbstverständlich erklärt bekommt, wurden mühsam von den Mördern erfragt, ausgewertet, interpretiert. Manche reden gern über sich und ihre Taten, gestehen vielleicht sogar welche, die sie nie begangen haben. Andere beteuern ihre Unschuld, obwohl ihre Schuld zweifelsfrei bewiesen wurde. Die Methoden, die Bill und Ford anwenden, sind nicht immer konventionell, aber wahrscheinlich haben sie nur deshalb die Erkenntnisse bekommen, die sie brauchten. 

Gleichzeitig wird auch deutlich, was für eine schwierige Angelegenheit Profiling ist. Da kommt plötzlich ein selbstbewusster, ja, vielleicht auch arroganter, Anzugträger Ende 20 und sagt den gestandenen Ermittlern, dass ihre Ansätze falsch sind. Sagt ihnen, dass sie nach einem weißen/schwarzen Mann zwischen 20 und 30 suchen. Ohne je eine der Leichen gesehen zu haben. Ohne einen Tatort betreten zu haben. Ohne mit Angehörigen gesprochen zu haben. Sondern einfach nur, weil er mit anderen Mördern gesprochen hat. Klar, dass das nicht immer mit Begeisterung aufgenommen wird. 

Die erste Staffel war für mich thematisch wahnsinnig interessant. Am besten gefielen mir die Interviews mit den Mördern, allen voran Ed Kemper, aber auch abseits der Interviews war ich sehr angetan. An manchen Stellen habe ich mich sogar ein wenig gegruselt und das passiert mir sonst nicht so oft. Die Atmosphäre wird übrigens durch die Musik sehr gut untermauert und auch mit Musik kann ich normalerweise nichts anfangen. 

Staffel 2:
Zwischen der ersten und zweiten Staffel habe ich drei Wochen Pause gemacht, weil ich es offensichtlich nichtmal schaffe, zwei Staffeln hintereinander zu schauen. In der zweiten Staffel ist das große Thema Kindermorde von Atlanta, bei denen Bill und Ford die Ermittlungen unterstützen sollen. 

Die Interviews mit den Serienmördern (und die daraus folgenden Analysen etc.) laufen eher nebenher und werden auch nicht von Bill und Ford durchgeführt. Das fand ich ein bisschen Schade, weil mir gerade dieser Aspekt ja so gefallen hat. Man muss sich bewusst sein, dass in der zweiten Staffel weit weniger Fokus auf den wissenschaftlichen Aspekt der Serie gelegt wird. 

Die Kindermorde von Atlanta nehmen sehr viel Raum in der zweiten Staffel ein. Diese Fälle sind schrecklich, zumal es auch diese Morde wirklich gegeben hat, aber auch spannend dargestellt. Neben diesem Punkt spielen auch die privaten Angelegenheiten von Dr. Carr und Bill eine größere Rolle, wobei der Schwerpunkt eher auf Bill liegt. In der ersten Staffel ging es im privaten Bereich überwiegend um Ford. 

Am Ende der zweiten Staffel bin ich nicht mehr so ganz begeistert. Die Kindermorde von Atlanta lösen sich für mich nicht befriedigend auf. Das ist allerdings kein Fehler der Serie, sondern Realität. Dennoch hinterlässt dieser Handlungsstrang einen faden Beigeschmack und macht mich sehr traurig. Als es auf das Ende zugeht, sprich in der letzten Episode, geht es fast ausschließlich um Atlanta. Das ist einerseits gut, damit dieser Fall beendet wird. Aber dadurch wird nur ganz am Ende in jeweils einer Sequenz erklärt, wie sich die privaten Angelegenheiten der Charaktere lösen bzw. an welchem Punkt sie gerade stehen. Das war mir fast ein bisschen zu knapp, weil vorher so viel Zeit auf diese Figuren verwendet wurde. Es gibt zwar nicht so richtig offene Fragen, aber ich habe trotzdem ein leichtes Gefühl von In-der-Luft-hängen. Auch das es kaum noch Interviews mit den Mördern gab und die Entwicklung des Profiling so vernachlässigt wurde, fand ich ein bisschen Schade. 

Kurz angesprochen hatte ich die Sequenzen einer bestimmten Person. Ich habe erst durch den Wikipedia-Artikel zur Serie erfahren, um wen es sich bei dieser Person handelt. Soweit ich weiß, wurde das zu keinem Zeitpunkt erwähnt. Wenn man sich in diesem Bereich auskennt, kann man vielleicht anhand der Geographie und der Dinge, die die Person tut wissen, um wen es sich handelt. Aber wenn man sich nicht intensiv mit Serienmördern auseinandersetzt, wird man hier leider ein bisschen im Regen stehen gelassen. 

Staffel 3?
Eine dritte Staffel ist aktuell nicht geplant, allerdings könnte es in einigen Jahren eine Fortsetzung geben. Ich würde mich darüber sehr freuen, da die Fälle doch sehr interessant sind.

Fazit:
Die erste Staffel finde ich nach wie vor großartig, die zweite beginnt zwar gut, verliert dann aber ein wenig den Faden. Insgesamt ist Mindhunter eine Serie, die mich sehr gut unterhalten hat und die ich Thrillerfans, inbesondere im Bereich True Crime, sehr empfehlen kann.



6 Kommentare:

  1. Hallo liebe Julia

    Über die Serie bin ich schon einige Male gestolpert. Ist die sehr auf sich aufbauend, oder kann man auch einfach einzelne Folgen sehen?

    Ich denke, dass ich der Serie einmal eine Chance geben werde und das schöne an diesen Serien ist ja, dass man die jederzeit wieder beginnen oder abbrechen kann ;-)

    Alles Liebe
    Livia

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    1. Hallo Livia,

      zunächst mal vielen Dank für deine zahlreichen lieben Kommentare ♥

      Also die Folgen der zweiten Staffel bauen schon sehr aufeinander auf. In der ersten Staffel ist es noch nicht ganz so schlimm, aber ich denke zum besseren Verständnis lohnt sich doch eher die richtige Reihenfolge.

      Das stimmt auf jeden Fall. Mit insgesamt 19 Folgen ist die Serie ja auch nicht soooo lang, sodass man - wenn sie gefällt - auch schnell durch ist.

      Liebe Grüße
      Julia

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  2. Hallo Julia,

    ich wollte schon längst einen Kommentar vorbeibringen und jetzt ist es so weit. Ich habe den Beitrag mal unterwegs am Smartphone gelesen und dann hat's gedauert bis ich wieder hergefunden habe.

    Witzigerweise haben sich mein Mann und ich diese Serie Ende Jänner / Anfang Februar angesehen. Ich fand sie sehr, sehr gut, weil ich vor Jahre alle Bücher von John Douglas gelesen habe. Daher wusste ich auch, warum die Kindermorde in Atlanta so wichtig für das Programm waren.

    Trotzdem stimme ich dir beim Ende der 2. Staffel zu. Man stand dann schon etwas im Regen als es vorbei war, weil diese ganzen persönlichen Baustellen offen sind. Ich hoffe sehr auf eine 3. Staffel, denn Stoff gibt es in den Büchern noch mehr als genug.

    Liebe Grüße,
    Nicole

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    1. Hallo Nicole,

      Ich kenne die Bücher leider nicht, aber sie stehen jetzt auf jeden Fall auf meiner Wunschliste.

      Über eine dritte Staffel würde ich mich auch sehr freuen, aber aktuell sieht es da ja eher schlecht aus. Hoffen wir, dass sie in ein paar Jahren nochmal alle zusammenkommen :)

      Liebe Grüße
      Julia

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    2. Hallo Julia,

      ja, hoffentlich! Die offenen Fäde bei der 2. Staffel sprechen doch sehr für eine Fortsetzung. Ich verstehe gar nicht, warum die nicht gleich drangehängt wurde.

      Liebe Grüße & schönes Wochenende,
      Nicole

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    3. Inhaltlich spricht es auf jeden Fall für eine Fortsetzung. Aber die Leute müssen ja auch Zeit haben und das schien ja eher das Problem gewesen zu sein. Die Leute, die solche Entscheidungen treffen, arbeiten vermutlich selbst so viel, dass sie nie Zeit für Serien haben. Deswegen wissen die gar nicht wie das ist, wenn Serien bescheuert enden :D

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