Sprachlich hat es mir nicht sonderlich gefallen, aber es war sehr verständlich. Diese Sorge habe ich bei Klassikern doch oft, dass ich sie inhaltlich nicht verstehe (von den versteckten Interpretationen wollen wir gar nicht erst reden), aber das war hier nicht der Fall. Die Handlung hat mir gut gefallen, abgesehen vom Ende. Das mochte ich leider nicht und ich habe die Wendung auch überhaupt nicht verstanden, weil es eine vollkommen unlogische Handlungsweise ist.

Ich habe ganz spontan an einer Leserunde zum Bildnis des Dorian Gray teilgenommen, weil ich das Buch schon eine ganze Weile lesen wollte und die Gelegenheit gerade günstig war. Die Entscheidung war absolut richtig, denn die Leserunde war wirklich toll und ich mochte auch das Buch ziemlich gern.
Der Schreibstil von Oscar Wilde ist wohl Geschmackssache. In der Leserunde sind einige nicht so gut damit zurecht gekommen, haben sich eher durchgequält und wohl auch den Sinn nicht immer verstanden. Im ersten Leseabschnitt ging es mir auch noch so, aber nach einer Eingewöhnungsphase bin ich gut klargekommen. Lediglich wenn Lord Harry-Henry mal wieder ins philosophieren kam, bin ich auch nicht mehr hinterhergekommen. Ehrlich gesagt habe ich mir in diesen Passagen aber dann auch schnell keine Mühe mehr gegeben, weil mich das auch nicht so interessiert hat. Ansonsten enthält der Roman durchaus den ein oder anderen kleinen (sprachlichen) Witz und ist gleichermaßen komisch (im Sinne von lustig), wie dramatisch.
Ich wusste von der Handlung wenig bis gar nichts. Eigentlich nur, dass es um Dorian Gray geht und das an seiner statt ein Bildnis von ihm altert. Das deckt auch im Grunde den Kern der Handlung ab, aber es gab den ein oder anderen überraschenden Moment, mit dem ich so gar nicht gerechnet habe. Allerdings gibt es auch ein paar kleinere Längen, sowie eine große, die das komplette elfte Kapitel umfasst.
Nicht alles in diesem Buch wird erklärt. Das gefiel mir einerseits gut, weil wir dadurch in der Leserunde oft anderer Meinung waren und Dinge anders interpretiert haben. Andererseites hätte ich gerade am Ende doch gern ein, zwei Antworten auf bestimmte Fragen gehabt, weil mir persönlich der Interpretationsspielraum zu groß ist.
Insgesamt hat mir die Lektüre überraschend viel Spaß gemacht und ich werde mir das Buch auf jeden Fall für mein Regal nachkaufen.
"Das Atelier war erfüllt vom üppigen Duft der Rosen, und wenn der leichte Sommerwind durch die Bäume des Gartens fuhr, drang durch die offene Tür der schwere Geruch des Flieders oder der zarte Hauch des rosig blühenden Dornstrauchs." (Winkler Verlag München, 1972)
"Starker Rosenduft durchströmte das Atelier und als ein leichter Sommerwind die Bäume im Garten hin und her wiegte, kam durch die offene Tür der schwere Geruch des Flieders oder der feinere Duft des Rotdorns." (Fischer TaschenBibliothek, 2012)"Das Atelier war voll vom starken Dufte der Rosen, und wenn der leichte sommerliche Wind durch die Bäume im Garten draußen strich, drang durch die offene Tür der schwere Geruch des Flieders oder das zartere Parfüm der Blüten des rotblühenden Dornes." (Diogenes, 1986)
Die bei Brecht angesprochenen unterhaltsame Kurzzusammenfassung gibt es für Dorian Gray hier. Achtung Spoiler!
Hi Julia,
AntwortenLöschen"Die Dreigroschenoper" habe ich 2019 im Theater gesehen und fand sie ganz unterhaltsam, mehr aber auch nicht. Manches war mir auch nicht ganz logisch. :D Brecht hatten wir damals im Deutsch LK zwar auch, aber eher seine Gedichte, die wir dann "zu Tode analysiert" haben. Von daher stehe ich mit Brecht eh etwas auf Kriegsfuß. XD
"Das Bildnis des Dorian Gray" habe ich noch ungelesen hier liegen. Deine Meinung bestärkt mich aber darin, es bald mal zur Hand zu nehmen.
Liebe Grüße
Alica
Hallo Alica,
Löschenich hab jetzt von mehreren gehört, dass sie Brecht in der Schule hatten und keiner war so recht begeistert :D Wir haben ihn nie besprochen, ich hatte allerdings auch nur den Grundkurs.
Lies in Dorian Gray unbedingt mal rein. Es ist auch nicht an jeder Stelle logisch bzw. wird ja leider nicht alles erklärt, sodass man sich manches Mal wundert, aber mir hat es doch sehr Spaß gemacht.
Liebe Grüße
Julia
Hallo Julia,
AntwortenLöschenich mochte "Das Bildnis des Dorian Gray" ganz gerne. Ich mochte tatsächlich auch den Schreibstil, wobei ich den in meiner Kurzmeinung sogar mit Goethe verglichen habe. xD Dadurch, dass ich es aber auch noch auf Englisch gelesen habe, war es nicht ganz einfach. ^^ Vor allem aber mochte ich irgendwie das Konzept, wobei ich dir Recht gebe ... die Charaktere sind schon seeehr dramatisch manchmal. xD
Liebe Grüße
Dana
PS: Anna und ich veranstalten in zwei Wochen wieder einen Lesemarathon, vielleicht hast du ja Zeit & Lust, erneut dabei zu sein - ich würde mich sehr freuen! :)
Hallo Dana,
Löschenauf Englisch wären mir die Sätze zu lang gewesen :D Aber ja, das Konzept finde ich auch super. Wobei wir uns in der Leserunde nicht ganz einig waren: Wird Dorian durch das Bild unsterblich oder nicht? Ich hatte es so verstanden, dass er nur äußerlich nicht altert, aber irgendwann sterben wird. Für die anderen war er unsterblich...
Danke für den Hinweis ♥ Ich bin sehr gern dabei.
Liebe Grüße
Julia