Hallo zusammen,
heute möchte ich euch ein wenig über meinen ersten Manga bzw. meine erste Reihe aus diesem Bereich erzählen. Es wird eine Mischung aus Erfahrungsbericht und Rezension und mich interessiert sehr, wie eure Erfahrungen mit Mangas sind.
Früher habe ich mir immer mal wieder Lustige Taschenbücher aus der Bücherei ausgeliehen, aber das waren ehrlich gesagt meine einzigen Erfahrungen mit klassischen Comics. Was ich dann später über Mangas gehört habe, hat mich nicht so sehr gereizt. So viel Geld, für so wenig Inhalt. Von hinten nach vorne lesen ist auch irgendwie kompliziert. Inhaltlich geht es entweder um übernatürliche und/oder fantastische Dinge, oder um Kinder die was super tolles machen, oder die Reihe hat 80 Bände oder alles zusammen. Ja und ob mir dann dieser offensichtlich asiatische Stil gefällt... Ich weiß ja nicht. Vollkommen oberflächlich und ziemlich uninformiert war ich, ich weiß.
Auf Instagram (@literaturcocktail) habe ich dann Perfect World entdeckt und vielleicht könnt ihr erraten was mich neugierig gemacht hat: Der Rollstuhl. Analysieren wir lieber nicht, was das über mich aussagt.
Ich hatte ihn also gefunden: Den Manga, der sowohl eine realistische (sprich nicht fantastische) Handlung, als auch vom Cover her einen schönen Zeichenstil hat und dazu noch Charaktere beinhaltet, über die ich auch gern einen Roman lesen würde. Und das beste: die Reihe ist (soweit ich weiß) nach dem zehnten Band abgeschlossen UND es gibt (mittlerweile) alle 10 in der Bibliothek. Es gab für mich also keinen Grund mehr, warum es ich nicht mal versuchen sollte...
Der Zeichenstil gefällt mir sehr sehr gut. Ich bevorzuge zwar die detaillierten Bilder zum Kapitelanfang, aber ich komme auch gut mit dem minimalistischeren Stil der Kapitel gut zurecht.
Die Handlung konnte mich im ersten Teil grundsätzlich auch überzeugen. Ursprünglich sollte es wohl nur bei dieser ersten Episode bleiben, aber weil das Feedback so groß war, wurde die Geschichte fortgesetzt. Ob es mir als Einzelband gefallen hätte, weiß ich nicht, aber vermutlich wäre es mir ein bisschen zu wenig romantisch gewesen. Gerade dann wenn es schön wird, hört es nämlich auf.
Die Reihe hat einen Bezug zu aktuellen Ereignissen, was ich sehr mochte. So gibt es zum Beispiel einen Wettbewerb mit Bezug zu den (im Manga) anstehenden olympischen Spielen in Tokio 2020 (die ja dann ausgefallen sind). Auch gibt es ernste Themen wie ein (unerfüllter) Kinderwunsch oder Pflege naher Angehöriger.
Manches mal war es mir zu dramatisch (Stichwort Gleise aus #2), es wurden zu viele Baustellen geöffnet und zu viele Personen eingeführt, die intrigieren. Aber es gibt auch wiederkehrende Charaktere, deren Geschichte wir begleiten und jede Person geht ein bisschen anders mit dem Erlebten um.
So gut mir der Einblick in das Leben der Rollstuhlfahrer gefallen hat und so wichtig ich die Einblicke in die Pflege generell finde, so schwer tue ich mich mit dem Umgang mit Tsugumi. Sie ist Ende 20 und so oft wird ihr von anderen Leuten vorgeschrieben, was sie zu tun und zu lassen hat. Andere bewerten ihre Beziehung zu Itsuki, bestimmen, ob die Beziehung erfolgreich und glücklich sein kann und kein Mensch interessiert sich für das, was sie möchte. Aber hey, es geht ja nur um ihre Beziehung und ihr weiteres Leben. Ich hätte mir manchmal eine etwas stärkere weibliche Protagonistin gewünscht, wobei sie natürlich allein schon deshalb Stärke beweist, indem sie die Beziehung zu Itsuki überhaupt eingeht.
"Warum denken alle, sie hätten über das Glück anderer zu entscheiden?"
Allgemein kann ich mir gut vorstellen, mal wieder einen Manga zu lesen. Kaufen werde ich mir aus dem Bereich eher nichts, aber die Bibliothek hat noch einiges im Bestand. Vielleicht finde ich dort noch etwas, das mich interessiert.