Donnerstag, 30. April 2020

Leserunde ~ Die Macht der Geographie - Tim Marshall

 

Hallo zusammen,

ab morgen lesen Monerl und ich gemeinsam Die Macht der Geographie von Tim Marshall. Es wird für mich die erste Sachbuchleserunde sein und ich bin gespannt, wie es laufen wird. Ich liebe Geographie sehr und habe daher ziemlich hohe Erwartungen an das Buch. Hoffentlich werden diese erfüllt.

Monerl und ich haben entschieden, dass wir das Buch sinnvollerweise nach den jeweiligen Karten/Regionen einteilen. Falls ihr euch also für ein Land oder eine Region besonders interessiert oder euch damit in der Vergangenheit beschäftigt habt, könnt ihr gern in die Kommentare schauen und mitdiskutieren, auch wenn ihr das Buch nicht gelesen habt. Falls ihr das Buch gern lesen möchtet, dürft ihr jederzeit ein- und aussteigen. Wir würden uns über Mitleser freuen :)

Weltpolitik ist auch Geopolitik. Alle Regierungen, alle Staatschefs unterliegen den Zwängen der Geographie. Berge und Ebenen, Flüsse, Meere, Wüsten setzen ihrem Entscheidungsspielraum Grenzen. Um Geschichte und Politik zu verstehen, muss man selbstverständlich die Menschen, die Ideen, die Einstellungen kennen. Aber wenn man die Geographie nicht mit einbezieht, bekommt man kein vollständiges Bild. 

In zehn Kapiteln zeigt Tim Marshall, wie die Geographie die Weltpolitik beeinflusst und beeinflusst hat. Er bringt die Dinge pointiert auf den Punkt, zum Beispiel, was Russland angeht: Von den Moskauer Großfürsten über Iwan den Schrecklichen, Peter den Großen und Stalin bis hin zu Wladimir Putin sah sich jeder russische Staatschef denselben geostrategischen Problemen ausgesetzt, egal ob im Zarismus, im Kommunismus oder im kapitalistischen Nepotismus. Die meisten Häfen frieren immer noch ein halbes Jahr zu. Nicht gut für die Marine. Die nordeuropäische Tiefebene von der Nordsee bis zum Ural ist immer noch flach. Jeder kann durchmarschieren. 
(Quelle: Verlagsseite)

24 Kommentare:

  1. Antworten
    1. Mir war natürlich schon klar, das bestimmte geografische Begebenheiten zu (historischen) Grenzziehungen geführt haben, aber dass sie so dermaßen in die Politik einwirken, hätte ich nie gedacht. Aber ist natürlich logisch, wenn man sich damit näher befasst. Sie sind Ursache für geopolitische Machtstrategien und Kriegsführung. Heute nicht mehr ganz so arg, durch die Langstreckenbomben beispielsweise, aber dennoch.

      Der Zerfall der UdSSR war somit ein großer Akt. Viele geopolitisch strategische Nachteile haben sich dadurch ergeben, die auf andere Art und Weise kompensiert werden müssen, wie z.B. die Um- / Besiedlung der russischen bzw. pro-russischen Bevölkerung in strategisch gut liegende Gebiete. Die ganze Welt ist also ein Schachbrett und die Menschen einfache Bauern,, die, je nachdem wer gerade so regiert, es entweder gut oder schlecht mit ihnen meint. Das hat mich emotional schon irgendwie getroffen.

      Löschen
    2. Bin auch überrascht, dass China so ein großer Gegenspieler von Russland ist. Also, dass China so eine große Bedeutung gewonnen hat, gerade in den nicht so stark besiedelten Gebieten in Russland, nahe der chinesischen Grenze. Ich glaube, das muss ich nochmal lesen, um es mir besser zu vergegenwärtigen.

      Löschen

    3. Ich bin/war ganz gespannt, ob der Autor es schafft, objektiv zu bleiben. Direkt im Vorwort sagt er ja "So wie es ist, bleibt Putin keine Wahl: Er muss zumindest versuchen, die Ebene im Westen zu kontrollieren." Das fand ich schon krass, weil es sich anhört, als sei das schon okay, was Putin da in der Ukraine macht und eigentlich kann er ja da gar nichts für. Im eigentlichen Kapitel wird dann deutlicher wie der Autor es gemeint hat, aber im Vorwort fand ich das ziemlich ungünstig.

      Interessant fand ich dann die erste Karte. Da wurde mir nochmal richtig deutlich, dass die Erde rund ist. Klingt blöd, aber auf klassischen Landkarten sind die USA immer links und Russland rechts, also so weit voneinander entfernt wie nur möglich. Hier sieht man wieder, dass es von Russland zu Alaska gar nicht mal so weit ist.

      Den Teil über die Personen, die ethnisch keine Russen sind (S. 25) fand ich sehr spannend. Ich arbeite in einer Ausländerbehörde und habe dadurch auch Berührungspunkte mit Russen (bzw. Tschetschenen), die hier einen Asylantrag gestellt haben. Meistens wird dieser abgelehnt, aber dennoch erfährt man einiges über die Zustände dort.

      Auch sehr spannend fand ich, dass Russland keinen eisfreien Hafen mit Weltmeerzugang hat. Da macht man sich ja auch keine Gedanken darüber, was für ein großer Nachteil das eigentlich ist.

      Nicht so ganz verstanden habe ich, warum Russland so ein großes Interesse an der Republik Moldau/Moldawien hat. Ja, es liegt nah am Schwarzen Meer, aber eben nur nah dran.

      Was du über das Schachbrett sagst, stimmt absolut. Spätestens wenn wir das Kapitel über den Nahen Osten lesen, werden wir sicher wieder darüber sprechen. Ich werd schon wütend, wenn ich nur daran denke.

      Oh ja, was China angeht war ich auch überrascht. Klar, China ist gefühlt überall auf dem Vormarsch, aber das sich das auch auf das russische Hinterland bezieht...

      Wie findest du die Karten im Buch? Bzw. wie sehen die bei dir überhaupt aus, du hast ja das Hardcover, oder?
      Ich finde die Gebirge teilweise sehr störend, weil sie so präsent sind, dass ich Schwierigkeiten habe Grenzverläufe/Flüsse etc. voneinander zu unterscheiden.

      Löschen
    4. Stimmt, auf der Karte sieht man Alaska und wie nah es ist. Bin grade an der Stelle im Bereich USA gewesen, wo erwähnt wurde, dass Russland damals Alaska an die USA verkauft hat. Da hatte ich nicht schlecht gestaunt. Das war mir nicht bekannt.

      In dem Buch lernt man wirklich einiges. Das mit den eisfreien Häfen hab ich mir gemerkt. Diese Info fand ich auch interessant. Aber bei näherer Betrachtung ist das natürlich logisch, warum das ein Nachteil ist. Sie können da nicht einfach die Leinen losmachen. Ein großer Zeitverlust.

      Den Abschnitt mit Moldawien habe ich bestimmt viermal gelesen und verstehe ihn auch nicht ganz. Leider. Doch durch die Region Transnistrien, die mehrheitlich von Russen bewohnt ist, ist es nicht ganz so schlimm, dass ihnen Moldawien nicht "gehört".

      Ja, die Karten. Sie sind wirklich nicht so ganz gut gelungen, auch wenn ich das Hardcover habe. Es wäre besser gewesen, man hätte mit deutlich unterschiedlichen Farben gearbeitet. Die Flüsse sind von Landesgrenzen wirklich ganz schlecht zu erkennen. Da ist viel Potential vertan worden.

      Das mit dem Zerfall der UDSSR erinnert mich ein bisschen an den Zerfall von Jugoslawien. Jeder, der sich damit nicht auskennt, kann die einzelnen Staaten nicht auseinanderhalten. Dann hört man immer: Ach, ist doch alles gleich. Daran musste ich gleich denken, als du oben von deiner Arbeit in der Ausländerbehörde geschrieben hast. ;-)

      Löschen
  2. Antworten
    1. Zu China habe ich so gar keinen Bezug, muss ich zugeben. Das Land reizt mich gar nicht, also wenn ich eine Fernreise machen würde, dann käme China sehr weit hinten :D Vielleicht hat mir das Kapitel auch deshalb nicht so viel gegeben. Ich hab mir zwar ein paar interessante Sätze unterstrichen, aber es war für mir leider keine Offenbarung. Mir wurde am Anfang zu viel über Chinas frühe Geschichte gesprochen.

      Den Teil über Tibet fand ich allerdings sehr spannend. Es hätte mir eigentlich gereicht, wenn das China Kapitel sich nur mit Tibet befasst hätte. Das hätte ja trotzdem noch gut zum Thema des Buches gepasst.

      Auch gut fand ich den Teil, in dem es dann um das Gesellschaftsbild ging. Da wurde etwas wichtiges zitiert: "Wieso meinen Sie, Ihre Werte würden in einer Kultur funktionieren, die Sie nicht verstehen?"
      Ich glaube, dass das ein generelles gesellschaftliches Problem ist, aber auch eines auf individueller Ebene. Wenn etwas funktioniert, dann geht man davon aus, dass alle anderen das auch für sich übernehmen sollten. Warum auch nicht? Es funktioniert ja. Aber man vergisst leicht, dass viele Dinge eben nicht für jeden funktionieren, weil die Voraussetzungen ganz andere sind.

      Und dann gibt es in dem Kapitel auch einen ganz aktuellen Bezug. Ressourcenknappheit, bedingt durch was auch immer. Das merken wir ja jetzt auch durch Corona. Viele Medikamente werden in asiatischen Ländern produziert, aber durch das Virus werden die Rohstoffe knapp und es kann nicht mehr produziert werden. Es ist manchmal erschreckend, wie abhängig man sich von anderen Ländern macht.

      Löschen
    2. Die chinesische Kultur interessiert mich schon. Gerade weil sie so dermaßen anders ist als unsere europäisch westliche. Doch das Feld ist weit und lang, wenn man den Zeitfaktor einbezieht und somit ist es nicht leicht zu entscheiden, wo man da anfängt. Ich habe mich deshalb an China in erster Linie über chinesische Comics angenähert. Und die fand ich mega spannend. Aber ich habe auch einige sehr gute Romane gelesen. Falls du Lust hast, schau doch mal diese Tag-Auswahl an: https://monerl.de/tag/china/

      Aber ich gebe dir recht, auch mir war es hier zu viel kulturelles. Hätte lieber mehr über Gesellschaft und Geografie gehört. Denn diese Abschnitte waren spannend. Die chinesische Gesellschaft hat an Wohlstand gewonnen, also in die Mittelschicht hinein, und somit wächst auch die Bevölkerung. Wenn ich mir vorstelle, sie würden in Massen unzufrieden werden und sich dann trauen, Aufstände zu machen... Das wäre wohl wirklich furchtbar! Diese Zuckerbrot und Peitsche Taktik ist auch irgendwie so sehr von oben herab.

      wir sind halt so sehr global geworden. Zum einen, dass wir durch das Fliegen in kürzester Zeit überall hinkönnen, hat sich der Welthandel vergrößern und verzweigen können. Das spüren wir nun in solchen Zeit, wo wir vergeblich versuchen uns länderweise abzuschotten. Ich bin immer noch der Meinung, dass es eine Welt gibt und somit auch nur eine Zugehörigkeit für alle geben sollte, nämlich "Weltenbürger". Gleichheit für alle, eine Weltsprache und so die Schaffung von der Möglichkeit, dass jeder überall alles machen kann, wenn er die Voraussetzungen erfüllt. Aber das ist wohl ein utopischer Traum...

      Löschen
    3. Ich schau mir auf jeden Fall mal an, was du aus/über China schon gelesen hast. Ich habe tatsächlich auch schon ein Sachbuch über China gelesen und auch einen historischen Roman, aber es ist nicht mein bevorzugtes Land.

      Löschen
  3. Antworten
    1. Dieser amerikanische Abschnitt war, im Gegensatz zum chinesischen, sehr interessant. Man ist den USA, durch die europäischen Auswanderungen, eben doch näher. Was so von Beginn des 17. Jahrunderts im Laufe der Zeit passiert war, ist echt krass. Die territorialen Kämpfe gegen Mexiko, der Kauf Alaskas von Russland und der Abkauf der europäischen Kolonien von Frankreich, GB und Spanien, einfach wow. Die USA hatte tatsächlich große Vorteile durch die Geografie, um so groß zu werden, wie sie heute sind. Die Auswanderer wollten halt ganz neu anfangen, weit weg vom alten und konservativen und eingrenzenden Europa. Europa wird nie diese Einigkeit erreichen, wie Amerika es geschafft hat. Die Voraussetzungen sind ja anders. Europa löst sich auf, dadurch wird Amerika stärker. Bin gespannt, wie es mit den USA dann weitergehen wird. Ich hoffe sehr, dass sie Trump endlich loswerden.

      Löschen
    2. Interessanterweise habe ich das anders empfunden. Oder sagen wir so, ich fand den Abschnitt nicht schlecht, aber es hatte für mich wenig mit dem Thema zu tun. Ja, es ging um amerikanische Außenpolitik, aber außer am Anfang, als es um die Gründungsphase der USA ging, hatte die Geographie/die Karte der USA leider nichts mit dem Kapitel zu tun.

      Ich war tatsächlich auch überrascht, dass die USA so viele Bundesstaaten aufgekauft haben. Das New Orleans/Louisina französisch geprägt ist/war, war mir zwar klar, aber das die USA den Staat von Frankreich gekauft haben, wusste ich nicht.

      Das stimmt, eine solche Einigkeit wird es in Europa wohl nicht geben. Ich als Pro-Europa-Anhängerin finde das allerdings schade.

      Gut, zu Trump muss man wohl nicht mehr viel sagen. Da kann man eigentlich nicht viel zu sagen. Und dennoch wurde er gewählt und hat nach wie vor viele Befürworter...

      Löschen
  4. Antworten
    1. Insgesamt habe ich so meine Probleme mit dem Buch. Meine Anmerkungen/Notizen werden immer weniger. Oft habe ich mir nur interessante Passagen/Sätze im Buch markiert.

      In diesem Kapitel habe ich mir wahrscheinlich die wenigsten Sachen markiert, was als Europäerin aber auch nicht unbedingt verwunderlich ist.

      Ich bin sowieso dankbar Europäerin zu sein, aber gerade am Anfang wurde mir nochmal deutlich, dass wir auch geographisch sehr privilegiert sind. Wie beschrieben wurde, gibt es hier kaum und vor allem keine regelmäßigen Überschwemmungen, keine Vulkanausbrüche, keine schweren Erdbeben etc. Selbst in den USA gibt es häufig Hurricane, von denen wir wenig betroffen sind.

      Bittersüß ist allerdings folgender Satz: "... andererseits ist er [der Winter] kalt genug, um viele der Keime abzutöten, die bis heute große Teile der übrigen Welt heimsuchen." Sicher, damit sind vor allem Krankheiten wie Malaria gemeint, aber dennoch ist das in Corona-Zeiten ein seltsamer Satz.

      Spannend fand ich auch die Erklärung, warum es in Europa so viele verschiedene Länder gibt. Im Nachhinein ist die Erklärung aber schlüssig, wenn ich so an die historischen Romane denke, ich in letzter Zeit gelesen habe.

      "Wenn ich mit Europa telefonieren will, wen muss ich da anrufen?" finde ich auch einen super Satz. Ich frage mich, wie oft Merkel in diesem Fall angerufen wird, obwohl man den/die Kommissionspräsidenten/in anrufen müsste.

      Den Abschluss mit Helmut Kohls Worten fand ich sehr gut. Es reicht doch, dass es in nahezu jedem anderen Teil der Erde Unruhen oder gar Kriege gibt. Da müssen wir uns in Europa nicht auch noch bekriegen.

      Löschen
  5. Antworten
    1. Das Zitat von Nelson Mandela muss ich mir definitiv viel öfter vorsagen.

      Gleich am Anfang wird wieder deutlich, wie wichtig Wasser ist. Besonders für/in Afrika. Zum Trinken, klar, aber auch für die Landwirtschaft und den Handel.

      Bei der Mercator-Projektion und der wahren Größe Afrikas klingelte was bei mir. Wir haben das mal in der Schule besprochen, aber man vergisst das so leicht.
      Hier mal ein Link, wo verschiedene Betrachtungsweisen verglichen werden: https://www.reddit.com/r/MapPorn/comments/1exs4k/gallpeters_vs_winkel_vs_mercator_details_in/

      Irgendwie weiß man, dass Ägypten, Libyen, Algerien etc. zu Afrika gehören, aber wenn ich Menschen aus diesen Ländern vor meinem Schreibtisch sitzen habe oder Menschen aus Zentralafrika, dann ist das schon ein Unterschied.

      "Die ethnischen Konflikte ... sind der Beweis, dass die europäische Vorstellung von Geographie der Realität der afrikanischen Demographie nicht entsprach" (S. 140) Das macht mich so traurig. Das gleiche Problem gibt es ja auch in Israel. Wie kommt man auf die Idee, einfach wild Linien auf der Landkarte zu zeichnen? Ich werde es wohl nie verstehen.

      Für mich neu war eigentlich der Zusammenhang zwischen China und Afrika. Klar, wo haben die Chinesen ihre Finger heutzutage nicht im Spiel? Aber irgendwie ist die Verbindung China und Afrika doch ... ungewöhnlich. Oder nicht so präsent.

      Löschen
  6. Ich bin bereit und freue mich schon sehr auf das Buch und unseren Austausch! Das Buch liegt nun bereits einige Jahre auf dem SuB und ENDLICH wird es erlöst! Dank dir! :-*
    GlG, monerl

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich freu mich auch. Das Vorwort habe ich schon gelesen :D
      Tatsächlich ist das Buch bei mir das älteste Buch auf meinem SuB, allerdings liegt es da erst seit einem Jahr :D

      Löschen

Bitte beachtet, dass durch das Hinterlassen eines Kommentars möglicherweise Daten (z. B. IP-Adresse) gespeichert werden. Mit dem Absenden eures Kommentars erklärt ihr euch mit den Datenschutzbestimmungen einverstanden. Informationen zum Datenschutz findet ihr unter folgendem Link: Datenschutz.