Originaltitel: George
Von: Alex Gino
Seiten: 208 Seiten
Verlag: Fischer
Genre: Jugendbuch, Identität, Trans*
Inhalt:
George ist ein Mädchen. Punkt. Mehr muss man über sie eigentlich nicht wissen. Aber was, wenn George einen Penis hat? Wenn sie von allen mit „er“ angesprochen wird, wenn allein der Gedanke, dass sie mal „ein richtig netter Mann“ werden wird, für Panik sorgt? Was, wenn George lieber Melissa hieße und das was für sie so offensichtlich, für alle anderen unsichtbar ist?
Meine Meinung:
Als das Buch 2016 in Deutschland erschien, war ich sofort begeistert. Ein Buch über eine trans* Person, das sich explizit auch an jüngere Leser richtet. Super. Es hat nun ziemlich lange gedauert, bis ich das Buch gelesen habe. Einerseits lag das daran, dass viele das Buch sehr mochten und andererseits ist George erst 10 Jahre alt und ich war mir nicht sicher, ob es mir gefallen würde, das Buch aus ihrer Perspektive zu lesen.
Leider leider haben sich meine Befürchtungen bestätigt und ich konnte dem Buch nicht so viel abgewinnen. Das Thema finde ich sehr wichtig und ich finde es großartig, dass es dieses Buch gibt. Auch der Plot an sich gefällt mir. Aber ich konnte mit der Art wie Alex Gino die Geschichte erzählt nicht viel anfangen. Wo genau mein Problem liegt kann ich nicht sagen, aber es fiel mir sehr schwer eine Verbindung zu George zu bekommen. Es war für mich alles distanziert und manchmal hatte ich das Gefühl George ist noch ein Kind (6 oder 7 Jahre alt, vor allem wenn es um konkrete Schulthemen wie Unterricht oder Hausaufgaben ging) und manchmal wirkte sie auf mich wie ein Teenager (wenn es um Zeitschriften und mit Freundinnen im Bikini posieren ging). Vielleicht denke ich auch deswegen so intensiv darüber nach, wer nun eigentlich die Zielgruppe des Buches ist. Richtet es sich tatsächlich (auch und vor allem) an Kinder in Georges Alter? Ich weiß es nicht.
In der ersten Hälfte des Buches sind Georges Gedanken sehr zentral. Sie fühlt sich nicht nur als Mädchen, sie ist ein Mädchen. Aber niemand weiß es. Ihre Familie nicht, ihre beste Freundin nicht. Niemand. Das führt natürlich zu vielen Problemen, da George bei jedem „er“, bei jedem „Mann“ zusammenzuckt. Sie mag sich nicht im Spiegel ansehen, mag keinen Sportunterricht und würde sich gern schminken. Ich kann wahrscheinlich nicht mal erahnen wie schwierig es für transidente Personen sein muss, ihre Identität nicht ausleben zu können oder überhaupt erstmal zu wissen, wer sie sind. Und dennoch habe ich es als wahnsinnig anstrengend empfunden, Georges Gedanken zu lesen. Ich möchte damit nicht sagen, dass George sich anstellt. Für mich als Leserin war es nur ermüdend, dass die Konflikte immer wieder in George selbst auftauchen, sich immer im Kreis drehen. Diese Konflikte berühren aber nie andere Menschen, weil George es niemandem erzählt und es auch niemand merkt.
Irritiert hat mich einmal, dass George an einer Stelle als er bezeichnet wird. Ich weiß nicht, ob das ein Übersetzungsfehler war oder Alex Gino das Wort bewusst benutzt hat, um auf etwas aufmerksam zu machen. Wenn ja, habe ich das leider nicht kapiert. Außerdem habe ich Georges Mutter nicht verstanden. Sie nimmt zunächst an, dass George schwul ist und plötzlich – wie aus dem nichts – vermutet sie, dass George ein Transvestit ist. Ich konnte nicht nachvollziehen woher dieser Gedanke kommt. Es muss ja einen Auslöser für diesen Gedanken geben.
Nachdem George über sich hinausgewachsen und ihre Gedanken und Gefühle ein Stück weit mitgeteilt hat, gefiel mir die Geschichte zwar besser, aber leider konnte das meine Meinung nicht mehr wirklich ändern.
Positiv hervorheben möchte ich aber Georges beste Freundin Kelly. Jeder sollte eine Kelly haben. Mit was für einer Selbstverständlichkeit sie George unterstützt und wie sie genau die richtigen Fragen stellt bzw. richtig reagiert, fand ich sehr beeindruckend.
Fazit:
Dieses Buch ist so wichtig. Auch wenn mir die Umsetzung leider nicht so richtig gefiel, da ich keinen Zugang zu George finden konnte. Aber es sollte mehr solcher Bücher geben, vor allem mehr für junge Leser.
Liebe Julia
AntwortenLöschenDas Buch steht schon ewig auf meiner Wunschliste und nun bin ich mir wirklich nicht mehr sicher, ob ich es gerne lesen möchte. Das Ganze klingt ziemlich abgedroschen und leider auch ein wenig zu stereotyp...
Vielleicht, wenn ich es einmal irgendwo im Bücherschrank sehe oder so ;-)
Alles Liebe
Livia
Hallo Livia,
Löschenviele schwärmen ja sehr davon, also lass dich durch mich nicht davon abbringen. Ich weiß auch nicht, was da mit mir los war.
Ich weiß gar nicht, ob ich es so abgedroschen fand. Es war nur so... grau? Einheitlich? Eintönig? Ich weiß gar nicht wie ich das sagen soll. Irgendwie positiver. Und bunter. Wobei es auch nicht negativ ist. Es ist eben nur alles sehr auf Georges Inneres gerichtet. Was bei dem Thema grundsätzlich interessant ist, aber hier nicht so richtig rübergebracht wurde. Leider.
Falls du es mal irgendwann liest, bin ich sehr gespannt auf deine Meinung :)
Liebe Grüße
Julia