Hallo zusammen,
wie ich hier und da schon erwähnte, habe ich ein Wochenende in einem/dem Krimihotel in der Eifel verbracht. Da das Interesse eurerseits groß war, möchte ich euch gern genauer von dem Wochenende erzählen. Falls ihr Fragen habt oder euch Informationen fehlen, schreibt mir gern. Ich spreche alles an, was mir in den Sinn kommt, manchmal sind das vielleicht auch nur Details. Bitte versteht das nicht falsch und haltet mich nicht für überkritisch oder nörgelig.
Allgemeine Informationen:
Ihr könntet euch die Informationen einfach auf der
Homepage zusammensuchen, aber das wäre irgendwie langweilig, daher fasse ich das wichtigste zusammen. Das Krimihotel befindet sich in Hillesheim in der Eifel. Hillesheim selbst bezeichnet sich als Zentrum des Verbrechens. Vielleicht kennt ihr die Autoren Jacques Berndorf und Ralf Kramp, deren Bücher in dieser Region der Eifel spielen. Das Hotel verfügt über verschiedene Themenzimmer, wie zum Beispiel Miss Marple, Schwedenkrimi usw. Dazu später mehr. Des Weiteren bietet das Hotel verschiedene Events an. Termine entnehmt ihr am besten der Homepage. Es gibt zum Beispiel ein Holmes-Wochenende, ein Mitspiel-Dinner, ein Eifel-Krimi-Wochenende und vieles mehr. Unter der Woche könnte ihr (soweit ich weiß) auch nur ein Zimmer buchen, ohne an Aktionen/Events teilzunehmen. Das Hotel verfügt außerdem über einen Escape-Room.
Die Zimmer/das Hotel:
Wie bereits erwähnt, gibt es verschiedene Themenzimmer. Wir hatten das Doppelzimmer "Miss Marple" und das Einzelzimmer "Schwedenkrimi". Die Zimmer sind durch Mobiliar und Bilder an das Thema angepasst. Das Schwedenzimmer verfügt beispielsweise über einen riesigen Elchkopf direkt über dem Bett (meine Mutter war sehr froh, dass dieses Ding nicht bei uns im Zimmer hing), sowie über Bilder aus den Verfilmungen von Mankells Wallander und Stieg Larssons Millenium Trilogie (zum Glück der schwedischen Originalversion). Neben dem Bett hing übrigens Kenneth Branagh ♥
Auch das Miss Marple Zimmer war passend eingerichtet. Schrecklich schön geblümte Vorhänge, sehr plüschige Sessel. Ein großes Bild von Miss Marple über dem Bett. In einem Hängeschrank lag sogar ein Stück Wolle mit Stricknadeln darin, als sei Miss Marple nur kurz aus dem Zimmer gegangen, um einen Fall zu lösen. Überlegt euch gut, mit wem ihr dieses Zimmer teilen wollt... neben dem Bett hängt ein Golfschläger.
Das Hotel selbst ist natürlich auch an das Thema angepasst. In allen Räumen hängen Gemälde von zwielichtigen Personen, in den Fluren stehen Schaufensterpuppen. Unten gibt es noch eine echte Kneipe mit Jukebox. Teilweise wirkt das Mobiliar (gewollt?) sehr alt. Im oberen Speiseraum sind die Stühle beispielsweise so durchgesessen, dass ich Angst hatte mich großartig zu bewegen. Schwer zu sagen, ob damit das urig-plüschige Ambiente verstärkt werden soll, oder einfach kein Geld für neue Stühle da ist. Allerdings sind die Badezimmer auf den Zimmer neu. Darüber kann man sich also nicht beschweren. Das kann ich vom Internet aber nicht behaupten. Smartphoneabhängige und Netflixsüchtige kommen eher nicht auf ihre Kosten. Das WLAN funktioniert nur sporadisch und Internetempfang ist im ganzen Dorf nur schwer zu finden. Nur das wir mal drüber gesprochen haben.
Der Klassiker: Eifelkrimi-Wochenende
Wir haben das Eifelkrimi-Wochenende gebucht. Enthalten waren der Begrüßungsdrink "Blutrausch" (ich vermute, es war etwas in Richtung Roter Hugo, aber ich trinke nur sehr selten Alkohol, daher kenne ich mich da nicht aus. Es war jedenfalls was prickelndes rotes), zwei Abendessen (Freitag 3- und Samstag 4-Gänge), ein Five o'clock Tee (mit englischen Köstlichkeiten), ein Krimispaziergang (aka zweistündige Führung durch Hillesheim) und eine Kurzgeschichtensammlung pro Zimmer. Na ja und Übernachtung und Frühstück natürlich.

Die Karten waren schön gestaltet und natürlich thematisch angepasst. Meine Mutter und ich hatte jeweils das vegetarische Menu und waren es uns einig, dass es okay, aber nicht berauschend war. Die Getränke sind übrigens nicht im Preis enthalten (außer dem Tee). Die Teeauswahl bestand aus grünem und schwarzen Tee. Ich trinke überwiegend Früchtetee und wenn Schwarztee, dann nur mit Zitrone und Holundersirup. Ich hatte einen Schwarztee, der ganz okay war, aber ich konnte davon keine ganze Kanne trinken. Mir hätte eine Tasse gereicht, aber jede*r bekommt seine eigene Kanne. Dazu gibt es kleine Häppchen, süß und herzhaft, die mir besser schmeckten als der Tee ;)



Der Krimispaziergang war mit einem kleinen Rätsel verbunden. In Teams konnte das Rätsel gelöst werden. Fürs Vorsagen oder abgucken gab es übrigens eine Strafe, in Form eines Stempels auf die Hand. Ich habe leider vergessen, was darauf stand. An jeder Station hat Dane Spur (Achtung Wortwitz! Die anderen beiden Damen die manchmal die Tour machen heißen Klara Fall und Hella Blick) uns etwas über Hillesheim erzählt und eine passende Anekdote aus einem Eifelkrimi erzählt. Danach gab es dann die Frage, die man beantworten konnte, wenn man vernünftig zugehört hatte. An der Stadtmauer haben wir einen Zwischenstopp eingelegt, es gab einen kleinen Schlehenlikör für die durstigen Ermittler und wir mussten unsere Fingerabdrücke abgeben. An der letzten Station haben wir ein Diplom bekommen und uns einen kleinen Fortsetzungskrimi erzählt. Einer fängt mit ein paar Sätzen an und der nächste muss weitererzählen. Dazu mussten die Begriffe aus dem Rätsel verwendet werden.
Der Rundgang war sehr liebevoll gestaltet, es passte thematisch alles wunderbar zusammen. Aber - ohne den Stadtbewohnern zu nahe treten zu wollen - Hillesheim hat touristisch nicht so viel zu bieten. Außer Gegend. Man erfährt also nichts ultraspannendes bei der Führung.
Die Kurzgeschichtensammlung taucht im Lesemonat noch auf. Ich habe schon oft erwähnt, dass ich kein großer Fan von Kurzgeschichten bin. Inhaltlich sind sie auch sehr... altmodisch. Es fängt schon mit den Protagonisten an. Sie heißen Änne, Manfred, Frank usw. Nichts gegen diese Namen, aber es zeigt schon, in welche Richtung diese Geschichten gehen. Auch das Gesellschaftsbild ist eher ... traditionell, um es wohlwollend zu formulieren. Aber grundsätzlich finde ich es eine schöne Idee so ein Buch zu verschenken und ich werde es trotzdem als Erinnerung im Regal behalten.
Hillesheim & Umgebung:
Der Post ist schon recht umfangreich, aber ich muss euch noch von einem Gebäude erzählen. Das Café Sherlock ist ein Café, das ganz ins Krimimuster passt. Jeder Tisch ist nach einer bekannten Krimireihe gestaltet und die Wände sind voller Bilder von Krimistars und Filmuntensilien. Es wirkt teilweise sehr überladen und alt, aber irgendwie auch gemütlich. Eine Nische sieht übrigens aus wie ein Eisenbahnwaggon und ist damit dem Mord im Orient-Express nachempfunden (siehe Link unten). Sieht sehr klasse aus. Darüber befindet sich ein kleines Krimiantiquariat, in dem man gebrauchte Krimis kaufen kann. Für mich war nichts dabei, da die Krimis überwiegend sehr alt waren. Bezahlt werden können diese in der angrenzenden Buchhandlung (es gibt einen Durchgang vom Café zur Buchhandlung). Noch eine Etage höher befindet sich ein Kirmiarchiv. Etwa 30.000 Krimis und Thriller findet man dort. Es ist eine Sammlung, das heißt, die Bücher können nicht ausgeliehen oder gekauft werden, aber man kann darin schmökern. Außerdem gibt es eine kleine Sherlockholmes Ausstellung (also wirklich mini, ich mag es eigentlich nicht Ausstellung nennen), sowie ein Sammlung von Krimispielen (Cluedo, Scotland Yard usw.). Übrigens kann man diese Etagen auch besuchen, ohne das man im Café etwas essen oder trinken muss.
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Teil des Cafés (Themenbereich "Gasthaus an der Themse") |
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Speisekarte im Café, Grüner Salon, Antiquariat, Puppe im Antiquariat, Wanddeko |
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Kinderkrimis. Habe ich fasr alle gelesen. |
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Krimiarchiv |


Auf der oberen Etage befindet sich außerdem das Geheimnis in der Dachkammer. Was das ist? Quasi ein Escape-Room, nur ohne das man eingesperrt wird. Es gibt dort ein Schlafzimmer und ein Wohnzimmer. Zwei Orte, die einem realen Tatort nachempfunden sind. Dort wurde ein Mann ermordet und Ziel ist es, den Mörder zu überführen. In der Buchhandlung kann man eine Fallakte kaufen, in der es Detailaufnahmen des Tatorts und weiterführende Informationen über Tatverdächtige/Zeugen enthalten sind. Die Fallakte kostet 26€ für zwei Personen, für jede weitere muss man noch etwas bezahlen (ich hab ehrlich gesagt vergessen wieviel). Diese "Regel" ist allerdings Unsinn und ich finde das schon ziemlich dreist. Die Akte ist zwar einigermaßen liebevoll gestaltet, aber es ist letztendlich nur Papier. Ob wir zu zweit oder zu sechst durch das Papier blättern, ist total egal und dementsprechend finde ich es nicht gerechtfertigt mehr Geld für mehr Personen zu verlangen. Zumal das eh kein Mensch merken würde. Generell finde ich die 26€ im Nachhinein teuer, aber das soll nicht das Thema sein. Es gab für uns mehrere Probleme am Geheimnis in der Dachkammer. Die wichtigsten Hinweise bekommt man ohne die Akte. Es gibt einen Fernseher, der verschiedene Zeugenaussagen abspielt. Die waren klasse gemacht, da kann ich definitiv ein Kompliment aussprechen. Außerdem gibt es Kopfhörer, mit denen man eine Radiomeldung und den Anrufbeantworter des Toten (ab-)hören kann. Dazu kommen noch andere Hinweise wie Fotos, Schaukästen usw. Viele Hinweise bekommt man also ganz ohne die Akte, denn die Dachkammer kann jeder frei betreten. Kleine Zusatzinfos bekommt man durch einige Aktenblätter, aber andere wie eine Tatortskizze sind für die Lösung gar nicht relevant. Das größte Problem meiner Meinung nach ist aber, dass man im Grunde genommen nie an den Punkt kommt, an dem man weiß wer der Täter ist. Man hat alle Informationen gesammelt und theoretisch könnten es immer noch alle Personen sein. Eine Person hat vielleicht ein stärkeres Motiv als eine andere, eine die bessere Gelegenheit. Aber möglich sind alle. Das fand ich Schade, weil wir irgendwann beschlossen haben in die Lösung zu schauen, weil wir dachten wir haben irgendwelche Hinweise einfach übersehen und uns festgefahren. Tatsächlich hatten wir aber alle Hinweise gesammelt, hatten auch auf den richtigen Täter getippt. Aber wir haben geraten und nicht gelöst. Das hatte ich mir anders vorgestellt.

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Die Fallakte |
Falls ihr euch nicht nur in Hillesheim aufhalten wollt, hat die Umgebung vor allem für Naturfreunde einiges zu bieten. Wir befinden uns mitten in der Vulkaneifel, weshalb man Steinbrüche, Maare (Mulden vulkanischen Ursprungs) besichtigen kann. Man kann dort gut wandern, aber auch Fahrradfahren, wenn man auf Berge steht.
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Wasserfall Dreimühlen |
Fazit:
Es war ein schönes Wochenende, dessen Thema zurecht Krimi lautete. Das Hotel hat mir alles in allem gut gefallen (Unterkunft, Verpflegung etc.), aber es hat eher Kneipencharme als modernen Chic. Das Café Sherlock hat mir sehr gefallen und ich habe mich auch in den Etagen darüber gern umgeschaut. Das Geheimnis in der Dachkammer muss man meiner Meinung nach nicht lösen bzw. braucht dazu nicht zwingend die Akte. Allerdings findet man nur da die richtige Lösung... Ich kann einen Trip nach Hillesheim/ins Krimihotel empfehlen, aber man muss schon Freude an spannender Literatur haben, sonst kann man auch an die Ostsee fahren und dort Urlaub machen.
Informatives Sammelsurium: