Dienstag, 30. April 2019

Rezension ~ Die 7 Farben des Blutes - Uwe Wilhelm

Titel: Die 7 Farben des Blutes 
Autor: Uwe Wilhelm 
Reihe: Helena Faber #1 
Seiten: 480 Seiten 
Verlag: blanvalet 
Genre: Thriller, Berlin




Inhalt:
Eine Frau wird tot auf der Siegessäule gefunden. Sie wurde brutal ermordet und sofort ist klar: Dionysos ist zurück. Der grausame Mörder hat bereits Frauen umgebracht, konnte jedoch nie gefasst werden. Die Staatsanwältin Helena Faber, die bereits vor Dionysos‘ einjähriger Pause mit dem Fall betraut war, versucht erneut ihn zu fassen. Unterstützung erhofft sie sich von Rashid Gibran, aus dessen Buch der Mörder zitiert. Der ist allerdings nicht der sympathischste Zeitgenosse und sieht es gar nicht ein, Helena einfach so zu helfen…

Meine Meinung:
Das Buch hat mich sofort angesprochen. Ich liebe Thriller, lese gern über Serienkiller, habe kein Problem mit deutschen Thrillern und Titel und Klappentext haben sofort mein Interesse geweckt. Leider kam die Ernüchterung ziemlich schnell, denn ich hatte von Anfang an Probleme mit den Charakteren und der Handlung. 

Zuweilen erinnert das Buch an die Sneijder und Nemez Reihe von Andreas Gruber. Sneijder und Gibran sind beides Misanthropen, die mit jedem Satz provozieren, sich für was Besseres halten und nicht immer ganz zurechnungsfähig erscheinen. Sneijder allerdings ist dabei irgendwie trotzdem sympathisch oder zumindest unterhaltsam, was ich von Gibran leider nicht behaupten kann. Er ist ein ekelhafter Kotzbrocken, der nicht einen Satz formulieren kann, ohne jemanden zu beleidigen oder seinem Gegenüber seine vollkommene Missachtung zu präsentieren. Das kann natürlich gerade der Reiz an einer Geschichte sein, aber für mich wurde das Lesen dadurch sehr erschwert. Hinzu kommt, dass ich auch Helena Faber nicht mochte und ihre Handlungsweisen so gar nicht nachvollziehen konnte. 

Die Handlung gefällt mir von der Idee gut, gefiel mir aber in der Umsetzung nicht wirklich. Ich verrate natürlich nichts, aber wenn ich zum Beispiel daran denke, was die 7 Farben des Blutes sein sollen bzw. was es damit auf sich hat, geht mir die Hutschnur hoch. Die Täterwahl… na ja. Ich hatte von Anfang an mehrere Personen im Auge und je weiter ich gelesen habe, desto mehr hat sich jemand herauskristallisiert. Tatsächlich hat sich dann etwa 180 Seiten vor Schluss meine Vermutung bewahrheitet und hatte ich zuvor schon nicht mehr richtig Lust dranzubleiben, wurde es danach nur noch langweiliger. Es zog und zog sich, weil man als Leser ja schon wusste wer hinter allem steckt, aber die Geschichte trotzdem nicht richtig zum Ende kam. 

Ein großes Problem war für mich auch das Zeitgefühl des Autors. Vielleicht finden mich da viele kleinlich, das ist okay, aber es ist mir so oft aufgefallen, dass es für mich schon einen Kritikpunkt darstellt. Ein paar Beispiele: Eine Person fragt eine andere Person (X), wie lange die Beziehung zwischen X und einer dritten Person (Y) schon geht. Person X antwortet, das gehe schon seit zwei Wochen. Alles was der Leser weiß ist aber, dass X und Y einmal (!) Sex hatten. Auch später klingt es so, als wäre das zwischen X und Y nicht einmalig gewesen, aber es wird nie auch nur erwähnt, dass X und Y sich mehr als dieses eine Mal getroffen haben. Außerdem spielt die Monatsblutung der Opfer eine wichtige Rolle. Bei Helene Faber dauert die Monatsblutung nur einen Tag, dafür scheint sie aber alle zwei Wochen aufzutauchen. Oder eine Handlung passiert gegen 9 Uhr morgens, die nachfolgende gegen 11 Uhr morgens des gleichen Tages. In der Beschreibung des Autors liegen dazwischen Stunden, was grammatikalisch zwar korrekt ist, da es sich um mehr als eine Stunde handelt, folglich muss es Stunden heißen, sich aber liest, als lägen dazwischen zehn Stunden, die sich anfühlen wie zehn Tage. Das sind nur einige Beispiele von vielen, in denen ich das Gefühl hatte, der Autor nimmt es mit der zeitlichen Abfolge der Ereignisse nicht ganz so genau. 

Ich habe lange überlegt, ob ich dem Buch zwei Big Ben gebe, da ich es ja immerhin zu Ende gelesen habe und es nicht weglegen konnte, obwohl ich schon früh und immer wieder daran dachte es abzubrechen. Letztendlich bin ich aber so ernüchtert, dass ich dem Buch leider nur einen Big Ben geben kann. 

Fazit:
Leider ein Flop. Weder Figuren noch Handlung konnten mich überzeugen. Wie immer gilt aber, dass es sich um meine Meinung handelt, die natürlich nicht jeder teilen muss und mit der ich niemanden – vor allem nicht den Autoren selbst – verletzten möchte. 


4 Kommentare:

  1. Hey Julia,
    obwohl ich das Buch selbst nicht gelesen habe, kann ich Deine Rezension komplett nachvollziehen.
    Ich mag Protagonisten auch nicht, die mich mit ihrem Gemaule, Negativ-Denken und Beleidigen anderer runterziehen.

    Künstlerische Freiheit hin oder her - falsche Zeitangaben sind für mich Logikfehler. Und wenn das gehäuft auftritt, mag ich das auch nicht.

    Auf jeden Fall gut zu wissen, dass dieser Reihenauftakt Dir nicht gefallen hat. Ich habe noch genug andere Reihen auf dem Zettel und weiß nun, dass ich hier nichts verpasse.

    Immerhin ist das Buch jetzt von Deinem SuB - und die Folgebände musst Du Dir auch nicht mehr zulegen ;)

    Liebe Grüße Melli

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    1. Hallo Melli,

      ich weiß gar nicht mehr, ob du die Sneijder&Nemez Reihe gelesen hast? Ich kann mich an Gruber auf deinem Blog erinnern, aber weiß nicht mehr, welche Bücher es waren. Jedenfalls funktioniert es da - für mich - mit Sneijder gut. Der lässt andere ja auch gern mal dumm da stehen. Aber bei ihm habe ich wenigstens noch das Gefühl er tut das, um andere zu motivieren sich zu verbessern. Das kann ich von Gibran nicht behaupten.

      Was die Zeitangaben angeht, glaube ich gar nicht unbedingt an Logikfehler, sondern eher an eine ungenaue Ausdrucksweise des Autors. Ich habe schon das Gefühl, dass er sich über zeitliche Aspekte Gedanken gemacht hat, nur formuliert er ungenau. Statt "Das geht seit zwei Wochen" (Dauer) wäre "Es passierte vor zwei Wochen" (einmalig) besser gewesen. Oder man hätte eben an anderer Stelle nochmal erwähnen müssen, dass es etwas mehrmaliges war.

      Ich wünschte es wäre anders, aber ja, leider verpasst du hier meiner Meinung nach wirklich nichts.

      Liebe Grüße
      Julia

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    2. Ja, Sneijder & Nemez liebe ich. Soweit ich weiß, gibt es da auch schon wieder einen neuen Band, den ich noch nicht kenne. Ich glaube, die Reihen haben sich gegen mich verschworen ^^
      Ah okay. Trotzdem ist es blöd, wenn die Zeitangaben "nicht stimmen" und man beim Lesen verwirrt wird. Das bremst dann auch immer meinen Lesefluss.

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    3. Es gibt aktuelle vier Teile. Der fünfte kommt im August :)

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