Originaltitel: The Lesson of Her Death
Autor: Jeffery Deaver
Seiten: 607 Seiten
Verlag: Blutiger Mond
Genre: Thriller
Inhalt:
In New Lebanon, Indiana, wird die Leiche einer jungen Studentin gefunden. Sie wurde erwürgt und vergewaltigt. Steckt hinter der Tat ein Kultmörder? Der Verdacht liegt nahe, schließlich wurde die Studentin in einer Vollmondnacht ermordet und am Tatort fand man ein seltsames Messer. Oder ist der Täter viel eher im Umfeld der Universität zu suchen? Die Tote hatte dort ein gewissen Ruf und die Universität steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Schnell wird der Fall für den Ermittler William „Bill“ Corde persönlich, denn jemand bedroht seine Familie.
Meine Meinung:
Jeffery Deaver ist einer meiner absoluten Lieblingsautoren und das seit mehr als zehn Jahren. Er schreibt länger Bücher als ich auf der Welt bin und schon häufiger habe ich festgestellt, dass mir seine älteren Bücher nicht ganz so zusagen, aber sie sind immer noch gut. Mit „Blutiger Mond“ habe ich leider zum ersten Mal ein Buch von ihm erwischt, das mir so gar nicht gefallen hat.
Die Geschichte nimmt überhaupt keine Fahrt auf, was ich von Deaver gar nicht gewohnt bin. Seine Bücher waren bisher immer spannend und vor allem am Ende überrascht er mich immer wieder. Bei Deaver denke ich grundsätzlich (auch nachdem ich schon mehr als 20 Bücher von ihm gelesen habe), dass ich weiß wie der Hase läuft und jedes Mal ist es doch ganz anders. Außer in diesem Buch. Es gibt keine richtigen Überraschungen mehr und irgendwie ist alles klar. Das kennt man von ihm gar nicht.
Auch über den Schreibstil habe ich mich oft gewundert. Die Geschichte wird in der Vergangenheitsform erzählt, allerdings gibt es immer wieder Absätze im Präsens. Ich kann leider nicht nachvollziehen, aus welchen Gründen die Zeitform gewechselt wurde. Darüber hinaus wurden manche Wendungen recht nebensächlich behandelt. Beispielsweise wird gerade darüber gesprochen eine Person zur Fahndung auszuschreiben und dann folgt ohne Absatz oder ähnliches folgender Satz: „Doch zuvor mussten sie noch einen Abstecher machen, nämlich XX in die Notaufnahme des Krankenhauses von Harrison County bringen.“ (S. 494) und dann erfährt man, dass XX auf dem Rücksitz eines Streifenwagens schwer verletzt wurde. Es wirkt so, als würde die Polizei neben einem Streifenwagen stehend über die Fahndung nach Verdächtigen plaudern, während auf dem Rücksitz eine Person aus einer offenen Halswunde blutet und wenn man dann mal fertig mit plaudern ist, kann man ja mal in Richtung Krankenhaus aufbrechen. So war es tatsächlich nicht, aber durch die Art hinterrücks von dem Ereignis zu erzählen, wirkt es so.
Die Protagonisten waren mir leider entweder egal oder unsympathisch. Man muss aber bedenken, dass das Buch aus den 90ern stammt und damals noch ein anderer Umgangston herrschte und man sich kaum Gedanken über Diskriminierung von Frauen oder Homosexuellen usw. gemacht hat. So klassifiziert jeder Mann eine Frau erstmal nach optischen Merkmalen und denkt dann darüber nach, wie gern er mit dieser Frau schlafen möchte. Gerüchte über lesbische Studentinnen müssen natürlich im Keim erstickt werden (wer gibt denn sonst der Uni Geld?) und schwarze Sicherheitsbeamte bekommen ein strategisch günstiges Büro, wo sie von jedem Besucher gesehen werden (seht her, wir haben sogar einen schwarzen Sicherheitschef!). Ich glaube, dass der Zeitgeist und die Protagonisten gut dargestellt wurden (denn New Lebanon ist sehr ländlich und im ländlichen Raum vollziehen sich Wandlungen häufig langsamer), aber es ist sehr anstrengend so etwas zu lesen, wenn man selbst ganz andere Ansichten hat bzw. aus einer anderen Zeit kommt.
Fazit:
Für mich als Deaver Fan eine ziemliche Enttäuschung. Allerdings weiß ich, dass der Autor es besser kann und empfehle ihn euch daher sehr gern. Nur nicht mit diesem Buch. Ich für meinen Teil hake es auf meiner imaginären Jeffery-Deaver-Gesamtwerk-Liste ab und denke nie wieder an das Buch.
Ein Herz für Jeffery Deaver!
AntwortenLöschenAllerdings habe ich schon ähnliche Sachen über seine Einzelbände gehört, wie du sie hier auflistest. selbst bei den neueren Werken, sollen Flops dabei sein. Daher hab ich da bisher die Finger von gelassen und lese erstmal brav die Sachs-Reihe (chronologisch) neu auf :3
Ich muss mal überlegen, welche neueren Einzelbände ich von ihm gelesen habe... Ich glaube, nach "Blinder Feind" habe ich da nichts mehr gelesen, aber das fand ich ganz gut. Nicht vergleichbar mit seinen Reihen, aber gut. Das Problem ist vielleicht auch, dass seine alten Bücher ja neu verlegt werden. Ich habe von einigen gehört, dass sie dachten einen neuen Deaver in den Händen zu halten und dann war es eine Neuauflage aus den 90ern.
LöschenIch würde auch eher zu Rhyme & Sachs und ... wie heißt die gute Frau denn jetzt... Kathryn Dance! greifen, aber da ich da fast alles durchhabe, muss ich die Einzeltitel vervollständigen :D