Autor: Uwe Wilhelm
Reihe: Helena Faber #1
Seiten: 480 Seiten
Verlag: blanvalet
Genre: Thriller, Berlin
Inhalt:
Eine Frau wird tot auf der Siegessäule gefunden. Sie wurde
brutal ermordet und sofort ist klar: Dionysos ist zurück. Der grausame Mörder
hat bereits Frauen umgebracht, konnte jedoch nie gefasst werden. Die
Staatsanwältin Helena Faber, die bereits vor Dionysos‘ einjähriger Pause mit
dem Fall betraut war, versucht erneut ihn zu fassen. Unterstützung erhofft sie
sich von Rashid Gibran, aus dessen Buch der Mörder zitiert. Der ist allerdings nicht
der sympathischste Zeitgenosse und sieht es gar nicht ein, Helena einfach so zu
helfen…
Meine Meinung:
Das Buch hat mich sofort angesprochen. Ich liebe Thriller,
lese gern über Serienkiller, habe kein Problem mit deutschen Thrillern und
Titel und Klappentext haben sofort mein Interesse geweckt. Leider kam die
Ernüchterung ziemlich schnell, denn ich hatte von Anfang an Probleme mit den
Charakteren und der Handlung.
Zuweilen erinnert das Buch an die Sneijder und Nemez Reihe
von Andreas Gruber. Sneijder und Gibran sind beides Misanthropen, die mit jedem
Satz provozieren, sich für was Besseres halten und nicht immer ganz
zurechnungsfähig erscheinen. Sneijder allerdings ist dabei irgendwie trotzdem
sympathisch oder zumindest unterhaltsam, was ich von Gibran leider nicht
behaupten kann. Er ist ein ekelhafter Kotzbrocken, der nicht einen Satz
formulieren kann, ohne jemanden zu beleidigen oder seinem Gegenüber seine
vollkommene Missachtung zu präsentieren. Das kann natürlich gerade der Reiz an
einer Geschichte sein, aber für mich wurde das Lesen dadurch sehr erschwert.
Hinzu kommt, dass ich auch Helena Faber nicht mochte und ihre Handlungsweisen so
gar nicht nachvollziehen konnte.
Die Handlung gefällt mir von der Idee gut, gefiel mir aber
in der Umsetzung nicht wirklich. Ich verrate natürlich nichts, aber wenn ich
zum Beispiel daran denke, was die 7 Farben des Blutes sein sollen bzw. was es
damit auf sich hat, geht mir die Hutschnur hoch. Die Täterwahl… na ja. Ich
hatte von Anfang an mehrere Personen im Auge und je weiter ich gelesen habe,
desto mehr hat sich jemand herauskristallisiert. Tatsächlich hat sich dann etwa
180 Seiten vor Schluss meine Vermutung bewahrheitet und hatte ich zuvor schon
nicht mehr richtig Lust dranzubleiben, wurde es danach nur noch langweiliger.
Es zog und zog sich, weil man als Leser ja schon wusste wer hinter allem
steckt, aber die Geschichte trotzdem nicht richtig zum Ende kam.
Ein großes Problem war für mich auch das Zeitgefühl des
Autors. Vielleicht finden mich da viele kleinlich, das ist okay, aber es ist
mir so oft aufgefallen, dass es für mich schon einen Kritikpunkt darstellt. Ein
paar Beispiele: Eine Person fragt eine andere Person (X), wie lange die
Beziehung zwischen X und einer dritten Person (Y) schon geht. Person X
antwortet, das gehe schon seit zwei Wochen. Alles was der Leser weiß ist aber,
dass X und Y einmal (!) Sex hatten. Auch später klingt es so, als wäre das
zwischen X und Y nicht einmalig gewesen, aber es wird nie auch nur erwähnt,
dass X und Y sich mehr als dieses eine Mal getroffen haben. Außerdem spielt die
Monatsblutung der Opfer eine wichtige Rolle. Bei Helene Faber dauert die
Monatsblutung nur einen Tag, dafür scheint sie aber alle zwei Wochen
aufzutauchen. Oder eine Handlung passiert gegen 9 Uhr morgens, die nachfolgende
gegen 11 Uhr morgens des gleichen Tages. In der Beschreibung des Autors liegen
dazwischen Stunden, was grammatikalisch zwar korrekt ist, da es sich um mehr
als eine Stunde handelt, folglich muss es Stunden heißen, sich aber liest, als
lägen dazwischen zehn Stunden, die sich anfühlen wie zehn Tage. Das sind nur einige
Beispiele von vielen, in denen ich das Gefühl hatte, der Autor nimmt es mit der
zeitlichen Abfolge der Ereignisse nicht ganz so genau.
Ich habe lange überlegt, ob ich dem Buch zwei Big Ben gebe,
da ich es ja immerhin zu Ende gelesen habe und es nicht weglegen konnte, obwohl
ich schon früh und immer wieder daran dachte es abzubrechen. Letztendlich bin
ich aber so ernüchtert, dass ich dem Buch leider nur einen Big Ben geben kann.
Fazit:
Leider ein Flop. Weder Figuren noch Handlung konnten mich
überzeugen. Wie immer gilt aber, dass es sich um meine Meinung handelt, die
natürlich nicht jeder teilen muss und mit der ich niemanden – vor allem nicht
den Autoren selbst – verletzten möchte.