wie ich euch hier erzählt habe, heißt mein Lesemotto für 2019 "Jetzt geht's zur Sache". Ich möchte euch natürlich erzählen wie es mit dem Lesemotto läuft und vor allem, was ich gelesen habe und wie es mir gefiel. In der Vergangenheit hatte ich bei Sachbüchern und Biographien häufig das Gefühl, nicht genug für eine ganze Rezension zu sagen zu haben. Daher habe ich mich entschieden, euch regelmäßig kurz über die Bücher zu informieren. Wenn ich mal mehr zu einem Buch zu sagen habe, bekommt es natürlich eine übliche Rezension. Bücher, die das Leben von real existierenden Personen ganz oder teilweise beschreiben, bekommen von mir keine Big Ben. Ich habe sie daher nicht vergessen, sondern sie bewusst weggelassen.
*~*
Titel: The Atlas of Beauty - Frauen der Welt
Originaltitel: The Atlas of Beauty - Women of the World in 500 Portraits
Autorin: Mihaela Noroc
Seiten: 352 Seiten
Verlag: riva
Genre: Bildband, Frauenportraits
In diesem Buch begegnen wir 500 Frauen aus einer Vielzahl Ländern. Manche werden mit ihrem Namen und einer kleinen Geschichte vorgestellt. Andere bleiben namenlos, oder werden nur mit einem Satz vorgestellt.
Die meisten Fotos gefallen mir sehr. Hin und wieder hätte ich mir allerdings gewünscht, dass die Fotos an die Texte angepasst worden wären, oder umgekehrt. Beispielsweise ist von einer Frau die Rede, die der Autorin aufgrund ihrer Kleidung auffällt. Leider sieht man davon aber nicht viel, da die Frau nur bis zu den Schultern abgebildet ist. Das fand ich doch sehr Schade.
An anderer Stelle gelingt die Zusammenstellung der Bilder sehr gut. Eine Doppelseite beispielsweise stellt auf der einen Seite eine Frau dar, die sich schon immer als androgyn (gleichzeitig Mann und Frau) empfunden hat, während auf der anderen Seite eine Frau ihr Geschlecht gern durch einen passenden Kleidungsstil unterstreicht. In dieser Hinsicht könnte der Unterschied zwischen beiden Frauen nicht größer sein und doch, sind sie beide auf ihre Art schön und besonders.
Die Auswahl der Länder ist sehr vielfältig. Viele europäische Länder, von Ost nach West und Nord nach Süd. Auch die anderen Kontinente werden alle abgedeckt. Ich habe keine genaue Liste wie viele Länder von welchem Kontinent bereist werden, aber gefühlt war Mihaela Noroc in Afrika nur in Äthiopien und Südafrika, was ich ein bisschen schade finde, aber ich kenne natürlich nicht die Grundlagen, auf denen die Fotografin ihre Reiseroute entwirft.
Fazit:
Eine Empfehlung für Liebhaber von Bildbänden, für Kultur- und Menscheninteressierte.
Titel: Ich kam mit dem Wüstenwind
Originaltitel: Taking Flight - From War-Torn Orphan to Star Ballerina
Autorinnen: Michaela und Elaine DePrince
Seiten: 272 Seiten
Verlag: cbj
Genre: Biographie, Kindheit/Jugend, Adoption
In Ich kam mit dem Wüstenwind erzählt Michaela DePrince, die als Mabinty Bangura in Sierra Leone zur Welt kam, wie ihr Traum Ballerina zu werden, wahr wurde. Im Alter von vier Jahren kam Mabinty in ein Waisenhaus. Mit einem anderen Mädchen aus dem Waisenhaus wurde sie von einem amerikanischen Ehepaar adoptiert und heißt seitdem Michaela. Seit sie in Sierra Leone eine Ballerina auf einem Zeitschriftencover sah, war es ihr großer Traum auch Profitänzern sie werden. Ihre Mitwirkung an dem Film „First Position“ machte sie einem breiteren Publikum bekannt.
Ich bin vor Jahren durch einen Blog auf dieses Buch gestoßen und war gleich fasziniert von Michaelas Geschichte, auch wenn ich keine Ahnung vom Ballett habe. Zwar kenne ich einige Begriffe, aber ich kann sie nicht mit Inhalt füllen, weshalb ich einige Stellen im Buch überflogen habe. Es waren aber immer nur kurze Passagen, in denen Michaela über die Positionen des Balletts oder ihre Rolle in Stücken spricht. Man muss sich also nicht beim Ballett auskennen, um das Buch lesen zu können.
Michaelas Geschichte (und auch die ihrer afrikanischen und amerikanischen Familie) hat mich sehr berührt. Ihre afrikanischen Eltern hatten sehr moderne Ansichten, so haben sie ihrer Tochter das Lesen und Schreiben beigebracht, was ganz gewiss keine Selbstverständlichkeit war. Ihre amerikanischen Eltern haben so ein großes Herz und scheinen so starke Persönlichkeiten zu sein. Anders kann ich mir nicht erklären, wie sie die schlimmen Schicksalsschläge verkraftet haben, die sie ereilten und wie sie dennoch so viel Liebe und Herzlichkeit für ihre sechs adoptieren Töchter und fünf leiblichen Söhne übrig haben.
Das Buch ist mit Fotos aus Michaelas Leben angereichert. Einige stammen aus Ballettaufführungen, andere zeigen sie und die Familie ganz privat.
Fazit:
Michaelas Geschichte ist eine Empfehlung für Menschen, die mehr über das Mädchen aus First Position wissen wollen. Aber auch für jene, die sich für die Geschichte eines kleinen Mädchens aus Sierra Leone interessieren, das es geschafft hat, dem Tod zu entfliehen und seinen Traum zu verwirklichen.
Titel: Risse in der Großen Mauer - Gesichter eines neuen China
Autor: Jan-Philipp Sendker
Seiten: 240 Seiten
Verlag: Heyne
Genre: Portrait Sammlung, China
In 12 Portraits stellt Jan-Philipp Sendker verschiedene Chinesen vor. Ein Mädchen vom Land, das als Wanderarbeiterin in die Stadt kommt. Einen katholischen Priester, der um das Überleben seiner Kirche kämpft. Eine Prostituierte, die sich mit dem Geld ihr Studium finanziert. Durch diese und andere Menschen zeigt der Autor, welchen Stellenwert die Kommunistische Partei in China einnimmt und welchen Wandel das Land durchlebt(e).
Durch einen Blog bin ich auf das Buch aufmerksam geworden und ich weiß gar nicht mehr genau, was mich daran gereizt hat. China ist kein Land, für das ich mich besonders interessiere. Vielleicht hat mich die Rezension deshalb angesprochen, weil ich mehr über Personen aus diesem Land erfahren wollte, gerade weil es mich sonst nicht interessiert.
Das führt mich zu meinem ersten Kritikpunkt, sofern man es überhaupt als Kritik bezeichnen kann. Die Portraits sind sehr stark auf die Politik und Wirtschaft bezogen. Zwar werden die Personen und ihr Leben kurz beschrieben, aber irgendwie läuft alles auf die Kommunistische Partei und die politische Führung Chinas hinaus. Für Interessierte ist das sicher spannend, aber ich hatte einfach etwas anderes erwartet. Mehr über die Personen und ihr alltägliches Leben.
Das Problem ist außerdem, dass die aktualisierte Auflage (welche ich gelesen habe) 2007 veröffentlicht wurde und somit schon veraltet ist. Das ist natürlich kein Problem des Autors, er kann weder in die Zukunft blicken noch jedes Jahr eine aktualisierte Fassung veröffentlichen. Aber es ist eben fraglich, inwieweit man sich durch das Buch ein Bild von dem heutigen China machen kann. Zumal ich den Eindruck habe, dass die Portraits unverändert sind und nur ein zusätzliches Vorwort und Nachwort mit aktuelleren Zahlen eingefügt wurde.
Im vorderen Teil des Buches findet man eine Karte, die zwar etwas unübersichtlich ist, sich aber dennoch zur groben Orientierung eignet. Für mich wäre außerdem ein Zeitstrahl oder eine Chronik mit den wichtigsten Ereignissen hilfreich gewesen. Dazu hätte ich mir manchmal genauere Informationen über das Geburtsjahr bzw. das Alter der porträtierten Personen gewünscht. Manchmal hatte ich Schwierigkeiten den Hintergrund der Personen einzuordnen, weil ich mich in chinesischer Geschichte nicht auskenne und auch nicht wusste, wie alt die Personen sind. Für einige Personen waren Parteimitglieder in ihrer Kindheit Helden, weshalb es für sie klar war, dass sie ebenfalls der Partei beitreten würden. Für andere hatte die Partei erst später einen Einfluss auf ihr Handeln. Das konnte ich zeitlich nie so richtig einordnen, was mich vor allem gegen Ende genervt hat.
Fazit:
Wann immer es um das alltägliche, private Leben der porträtierten Personen ging, habe ich das Buch gern gelesen. Allerdings hatte ich falsche Erwartungen an das Buch, da es sehr viel um Wirtschaft und Politik, insbesondere der Einfluss der Kommunistischen Partei ging. Außerdem muss beim Lesen berücksichtigt werden, dass die aktualisierte Auflage bereits 2007 erschien und dadurch viele Informationen veraltet sind.
*~*
Ich freue mich, dass ich bereits im ersten Monat drei Bücher von meiner Liste lesen konnte. Momentan habe ich noch ein bisschen Sorge, dass ich mich zu sehr auf die Biographien konzentriere, was ich eigentlich nicht wollte. Ich habe das Lesemotto vor allem für die Sachbücher ausgewählt. Aber natürlich kommen noch elf Monate und es kann sich noch alles ändern, daher schenke ich meinem Gefühl nicht zu viel Beachtung.
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