Autorin: Doro Zachmann
Seiten: 256 Seiten
Verlag: SCM Hänssler
Genre: Biografie, Down-Syndrom
Inhalt:
Der 14-jährige Jonas hat das Down-Syndrom. Hinzu kommt ein
angeborener Herzfehler. Doch davon lässt sich Jonas nicht unterkriegen, denn Zitat
Jonas: „Bin Knüller“. Als er sich einer Herzoperation unterziehen muss, blickt
seine Mutter zurück auf die vergangenen 14 Jahre mit ihrem besonderen Sohn. Durch
Fotos, Zeichnungen, Gedichte, Zitate und Tagebucheinträgen lässt sie den Leser an
dem Familienleben mit Jonas teilhaben und zeigt, dass man von Menschen wie
Jonas eine Menge lernen kann.
Meine Meinung:
Ich bin vor vielen Jahren zufällig auf das Buch gestoßen. Ich
glaube es war im Fernsehen oder im Radio. Mich hat allein der Titel schon sehr
angesprochen, da er vor Selbstbewusstsein und Lebensfreude nur so strotzt.
Das Buch wird mit zwei Vorworten eingeleitet, beide von
Müttern mit Down-Syndrom Kindern. Ich habe tatsächlich noch nicht allzu viele Vorworte
gelesen und bin daher nicht gut informiert, was in einem Vorwort enthalten sein
sollte. Wenn aber die Vorworte mehr einer (durchweg positiven) Rezension des
Buches gleichen, dann finde ich so ein Vorwort eher überflüssig.
Danach bekommt Jonas Mutter Doro das Wort. Man begleitet sie
und Jonas in die Kinderklinik, wo festgestellt wird, dass er operiert werden
muss. Zusammen mit der Familie erlebt man die ganze Bandbreite an Gefühlen.
Sorgen um Jonas, Angst vor der Operation, die Anstrengung der Zeit danach, aber
auch das positive Lebensgefühl das Jonas einem vermittelt. Seine liebenswürdige
Art das Gute in Menschen zu sehen, auf jeden zuzugehen und Schabernack zu treiben.
Der Text an sich ist stringent. Man beginnt mit der
Ankündigung der OP und endet eine Zeit danach. Durch verschiedene Elemente wie
Gedichte, Anekdoten und Zeichnungen wird man zwischendrin in die Vergangenheit
geleitet. Man lernt nicht nur Jonas dadurch sehr gut kennen, sondern
reflektiert in gewisser Weise auch sein Verhalten. Manchmal war es sogar so,
dass ich mich selbst in ihm erkannt habe (zum Beispiel, wenn ihn seine Mutter
fragt, was er in der Schule gemacht hat und er sagt „Nix“). Das betont auch die
Mutter immer wieder. Jonas ist sicher in vielen Dingen ein besonderes Kind.
Aber in ebenso vielen ist er ein ganz normaler Teenager. Inhaltlich habe ich
das Buch durchaus als Bereicherung empfunden.
Allerdings hat mir der ganze Aufbau des Buches nicht so
richtig zugesagt. Es ist ja immer so eine Sache mit dem öffentlichen Zeigen von
Kinderbildern. Diese Diskussion gibt es durch die sozialen Medien ständig. Natürlich
kann das jeder halten wie er oder sie will und ich denke, Jonas Mutter hat sich
das gut überlegt. Ich persönlich hätte mein Kind eher nicht nackt in dem Buch
abgedruckt, auch wenn Jonas da noch ein Baby war. Dazu kommen Trennungsstriche
mitten im Text und wildes „in Anführungszeichen setzen“ von „Wörtern“. Jonas Ausdrucksweise
ist nicht seinem Alter entsprechend, aber man kann eigentlich trotzdem gut
verstehen was er meint. Manchmal wurden seine Sätze für den Leser in korrekte
Sprache übersetzt, andere wieder nicht. Ich konnte kein System dahinter
erkennen.
Die größten Probleme haben mir ehrlich gesagt die Gedichte
der Mutter bereitet. Lyric ist so eine Sache für sich. Entweder man mag es oder
man mag es nicht. Ich gehöre tendenziell zur zweiten Fraktion. Mit den
Gedichten der Autorin konnte ich leider gar nichts anfangen, weil sie für mich
wie eine Zusammenstellung von kurzen Wörtern oder Sätzen wirkten.
"Tränen der Einsamkeit
Im Zug mit dir
Im Zug mit dir
auf dem Weg in die Spezialklinik
800 km von unseren Liebsten entfernt
fühle ich mich so allein,
hilflos und schwach
und weiß doch,
dass ich nun
für eine lange Zeit
besonders stark sein muss."
(Zitat aus „Bin Knüller!“ von Doro Zachmann, ca. S.45 f.)
800 km von unseren Liebsten entfernt
fühle ich mich so allein,
hilflos und schwach
und weiß doch,
dass ich nun
für eine lange Zeit
besonders stark sein muss."
(Zitat aus „Bin Knüller!“ von Doro Zachmann, ca. S.45 f.)
Fazit:
Inhaltlich
ein überzeugendes Buch, das einem die Besonderheit von Kindern mit Down-Syndrom
näherbringt und zeigt, was man von ihnen lernen kann. Stilistisch war das Buch
leider eher nicht mein Fall, da ich mit der Lyrik der Autorin nichts anfangen
kann.
Informatives Sammelsurium:
Es gibt weitere Bücher von und mit Jonas.
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