Originaltitel: Allt eller inget
Autorin: Simona Ahrnstedt
Seiten: 519 Seiten
Verlag: LYX
Genre: Liebesroman, Bodypositivity
Inhalt:
Lexias Leben könnte entspannter sein. Als kurvige Frau wird
sie von der Gesellschaft im Allgemeinen und ihrer Mutter im Besonderen ständig
kritisiert und minderwertig behandelt. Außerdem muss sie als Quereinsteigerin
in der Werbebranche ständig um ihren Job fürchten. Und dann erlebt sie den wohl
schlimmsten Abend ihres Lebens. Sie betrinkt sich in einer Bar und schüttet
einem Fremden ihr Herz aus. Doch der Fremde ist bald gar nicht mehr so fremd,
denn es ist ihr neuer Chef, dessen erste Amtshandlung darin besteht,
unqualifiziertes Personal zu entlassen…
Meine Meinung:
Die ersten Liebesromane von Simona Ahrnstedt konnten mich
vollkommen überzeugen, weshalb ich natürlich gespannt auf ihr neuestes Werk in
diesem Genre war. Die Bewertungen sind überwiegend verhalten, aber die
Leseprobe gefiel mir und ich finde das Thema Bodypositivity sehr wichtig.
Der Einstieg in das Buch ist mir sehr leicht gefallen. Es
beginnt mit Lexia und Adam, ihrem neuen Chef, in der Bar. Sie ist sehr
betrunken und hat keine Ahnung, mit wem sie überhaupt spricht. Man erfährt
bereits da einiges über Lexia und mit welchen Vorurteilen und Anfeindungen sie
als kurvige Frau zu kämpfen hat. Dieses Thema zieht sich durch das ganze Buch
und ich finde es wichtig darüber zu sprechen und zu schreiben. Nicht jeder, der
nicht in Größe 36 passt, muss ungesund leben und nicht jeder, der in eine 36
passt lebt automatisch gesund. Schade finde ich nur, dass der Verlag nicht
mitgezogen und das Cover an den Inhalt des Buches angepasst hat. Dort wird
beschrieben, dass mehr als 90% der Models in der Werbung schlanke, hellhäutige
junge Frauen sind, oder etwas ältere, sportliche und hellhäutige Männer. Dazu
kommen Kernfamilien (Vater, Mutter, Kind(er)) (vgl. ca. S. 187). Warum also
zeigt man auf dem Cover nicht eine kurvige Frau, so wie Lexia eine ist?
Die Denkansätze und Botschaften, die durch das Buch
vermittelt werden sollen, haben mir grundsätzlich gut gefallen. Allerdings
passiert das vor allem durch ätzende Nebencharaktere, die so ziemlich jedem
gängigen Klischee entsprechen. Da ist zum Beispiel der steinreiche Unternehmer,
der kein Problem darin sieht Bürokräfte „meine Kleine“ zu nennen und Frauen an
den Hintern zu grapschen, aber selbstverständlich nur den schlanken. Oder die
Mit 60erin, die zum fünften Mal verheiratet ist (jedes Mal mit einem reicheren
Mann), kaum isst und viel Sport macht, nur aus dem verzweifelten Wunsch heraus
endlich dazuzugehören. Wie gesagt, dass was dadurch vermittelt werden soll
finde ich wichtig, aber vielleicht hätte man einen weniger anstrengenden Weg
finden können, um dies zu tun.
Hinzu kommt, dass sich die Handlung manchmal etwas zieht.
Das liegt unter anderem daran, dass zwischen Lexia und Adam wenig passiert,
obwohl in ihnen eine Menge passiert. Sie schmachten sich an, fühlen sich
zueinander hingezogen, die sexuelle Spannung ist spürbar. Aber es passiert
nichts. Dann passiert doch was und beide beschließen das die Arbeit wichtiger
ist und es geht von vorn los. Bis die beiden sich wirklich näherkommen, sodass
die Annäherung auch eine Entwicklung darstellt, vergeht leider viel Zeit.
Dennoch habe ich die Geschichte zwischen ihnen gern gelesen und deshalb fällt
mir eine Bewertung schwer. After Work kommt sicher nicht an die erste Trilogie der
Autorin ran, aber ich hatte nie das Bedürfnis das Buch abzubrechen oder es
schlechter als mittelmäßig zu bewerten.
Fazit:
Die Charaktere, vor allem die weniger wichtigen, sind
allesamt schrecklich nervig und der Inbegriff eines Klischees. Durch sie sollen
Botschaften vermittelt werden, die man vielleicht auch anders hätte
transportieren können. Die Beziehung zwischen Lexia und Adam entwickelt sich
manchmal zu langsam, sodass die Geschichte ein wenig langatmig wirkt. Insgesamt
ein gutes Buch, mit wichtiger Botschaft, aber die Autorin kann es viel besser.
Informatives Sammelsurium:
Hallo,
AntwortenLöschenmich konnte das Buch leider auch nicht überzeugen. Ich hatte mit den Figuren auch so meine Schwierigkeiten und fand die Liebesgeschichte nicht so richtig nachvollziehbar. Hinzu kommt, dass ich mir bis zuletzt kein richtiges Bild von Lexia machen konnte, weil die Beschreibungen so unterschiedlich waren (übertriebt sie oder ist sie wirklich stark übergewichtig?), sodass auch die eigentlich wichtige Aussage einen bitteren Beigeschmack behält.
Viele Grüße
Anja
Hallo Anja,
Löschenich verstehe was du meinst und habe das schon mehrfach gelesen, dass Lexias Beschreibung nicht so überzeugend war. Viele fanden wohl, dass sie (wahrscheinlich) eine durchschnittliche Frau ist und daher das ganze Trara überflüssig ist. Aber gerade das habe ich anders empfunden, denn ich kenne das von mir selbst. Durch die Medien und die Gesellschaft wird mir vermittelt, dass ich nicht normal bin und das ich mindestens 5 Kilo, wenn nicht 10 abnehmen sollte. Gerade beim Klamottenkaufen habe ich das Gefühl richtig dick zu sein. Aber das stimmt nicht. Ich kenne das von ganz vielen, dass es eine große Diskrepanz gibt zwischen dem wie man sich selbst sieht und dem, was andere sehen. Und daher fand ich Lexias Eigenwahrnehmung schon verständlich. Durch Werbeanzeigen wird ihr oft vermittelt das sie viel zu dick ist, aber wenn sie gerade kein Plakat mit Magermodels vor der Nase hat und einen guten Tag hat, dann findet sie sich vielleicht kurvig, aber schön.
Insofern kann ich verstehen, dass es für manche Leser nervig war, dass Lexia mal so und mal so beschrieben wird oder sich fühlt, aber mir selbst geht es auch oft so.
Danke dir für deinen Kommentar :)
Julia