Dienstag, 2. Mai 2017

Rezension ~ Die Päpstin

Titel: Die Päpstin
Originaltitel: Pope Joan 
Autorin: Donna W. Cross 
Seiten: 585 Seiten (inkl. Anhang) 
Verlag: rütten & loening 
Genre: Historischer Roman




Inhalt:
Im Jahr 814 wird Johanna als Tochter einer heidnischen Mutter und eines katholischen Dorfpriesters geboren. Zu dieser Zeit mussten Frauen sich nicht nur den Männern unterordnen, sondern standen auch unter dem Generalverdacht Sünderinnen zu sein. Schließlich war es Eva, die im Paradies von der verbotenen Frucht aß. Johanna verspürt einen großen Wissensdurst, lernt Lesen und Schreiben (undenkbar in der damaligen Zeit, besonders für Frauen), spricht Griechisch und Latein. Ihre Intelligenz und Logik gefällt vielen Menschen nicht, weshalb sie nicht lang zögert sich als Mann auszugeben, als sich ihr die Möglichkeit bietet. Als Mann stehen ihr Türen offen, die ihr als Frau für immer verwehrt geblieben wären, zuletzt sogar der Papstthron.

Meine Meinung:
Das Buch wurde mir von vielen Seiten ans Herz gelegt und tatsächlich hat es mich thematisch auch immer angesprochen. Andererseits konnte ich mich nie zu diesem Schinken durchringen und ich hatte Sorge, dass es mir zu trocken wird. Was habe ich mich geirrt. 

Johanna ist so ein toller, vielschichtiger Charakter. Ich hätte am liebsten in die Inhaltsbeschreibung ihre ganze Biografie gepackt. Ich mochte sie so unheimlich gern, weil sie ihren Kopf gebraucht. Sie hinterfragt Dinge mit einer entwaffnenden Logik, dass man ihr eigentlich zuhören muss. Es fängt schon in ihrer Kindheit an, als sie nicht damit abfinden kann, dass Männer sich bilden dürfen und Frauen sich dem Mann unterordnen müssen. Aber auch später bemüht sie sich um Gerechtigkeit, bemüht sich darum, alle Menschen gleich zu behandeln. 


„Möge sie das Verhalten eines Hundes annehmen, der sein Herz und sein Auge stets bei seinem Herrn hat; und selbst wenn sein Herr ihn schlägt oder mit Steinen nach ihm wirft, folgt der Hund ihm nach und wackelt freudig mit dem Schwanze.“ (An die Braut gerichtete Worte bei der Trauung) S. 179


Ich habe mir im Vorfeld nicht wirklich Gedanken über die Handlung gemacht, aber aufgrund des Titels bin ich natürlich von viel Zeit in Rom ausgegangen. Tatsächlich nimmt die Zeit als Papst aber nur einen kleinen Teil ein. Vielmehr wird Johannas Leben beschrieben, von ihrer Geburt, über die erste Phase des Lernens und ihr späteres Leben als Mann. Anfangs hat mich das irritiert und ich habe schon darauf gewartet, dass sie endlich zum Papst gewählt wird, aber rückblickend war es vollkommen in Ordnung so. 

Auch die religiösen und gesellschaftlichen Dispute die geführt wurden, haben mir sehr gut gefallen. Es gab so viele tolle Szenen/Sätze/Weisheiten/… über die man nachdenken kann. Beispielsweise finde ich die Begründung sehr spannend, warum eine Schule für Frauen damals vollkommen irrsinnig war: 

„Wie Euch gewiß bekannt ist, Heiligkeit, verhalten sich das Gehirn eines Weibes und der Uterus umgekehrt proportional. Mit anderen Worten: Je mehr ein Mädchen lernt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, daß es als Frau jemals Kinder bekommen wird.“ (S.496) 


Es ist wunderbar zu sehen, wie Johanna gegen dieses Argument vorgeht. Wie sie es schafft ihre Gegenüber mit Worten zu entwaffnen. 

Weiterhin bietet das Buch einen Anhang, in welchem die Autorin einige Fragen beantwortet, die schönsten Diskussionsfragen aus Leserunden vorstellt und über den Wahrheitsgehalt ihres Romans berichtet. Es sind so viele Jahre vergangen, dass natürlich nicht mit eindeutiger Sicherheit die Existenz Johannas belegt werden kann, aber es gibt viele Hinweise, dass es eine Johanna gab. Lediglich Kartenmaterial hat mir gefehlt, da die Kaiserreiche damals anderes waren als die heutigen Landesgrenzen.

Fazit:
Lesen!

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