Donnerstag, 23. Juni 2016

Rezension ~ Porträt eines Süchtigen als junger Mann

Titel: Porträt eines Süchtigen als junger Mann
Originaltitel: Portrait of an Addict as a Young Man
Reihe: Biografie #1
Autor: Bill Clegg
Seiten: 272 Seiten
Verlag: Fischer
Genre: Biografie



Inhalt:
Bill Clegg ist ein Literaturagent mit eigenem Büro, einem festen Kundenstamm und einer guten Partnerin. Auch privat scheint es nicht schlecht zu laufen, da er mit seinem Lebensgefährten in einer eigenen Wohnung lebt. Doch mit Anfang 30 gerät er in die Crack-Sucht und nach und nach kommt sein Leben ins Wanken. 


Meine Meinung:
Ich lese ab und an gern Erfahrungsberichte oder Biografien und nachdem ich mich eine Zeitlang eher mit dem Leben in anderen Ländern beschäftigt habe, hat die Drogenproblematik mal ein bisschen Abwechslung gebracht.

Es ist nicht unbedingt einfach in die Geschichte hinein zu finden, da man sofort mitten im Geschehen, sprich beim Crackrauchen, ist. Hinzu kommt, dass Cracksüchtige eine eigene Sprache haben bzw. das Pfeife befüllen, das Rauchen und der anschließende Rausch mit eigenen Worten belegt sind. Anfangs war es da schwierig zu folgen, weil er ist im Verlauf einige Worte erklärt werden bzw. sich aus dem Zusammenhang erschließen. 

Die Handlung ist größtenteils sehr wirr und man springt oft in die Vergangenheit und wieder zurück. Das muss man sicherlich mögen und auch mir, die ich sonst keine Probleme mit Zeitsprüngen habe, war es manchmal zu viel. Ungefähre Zeitangaben hätten das Lesen erleichtert. Trotzdem muss ich sagen, dass mich dieses Hin und Her gar nicht so sehr gestört hat, weil es einfach wahnsinnig gut zur Handlung passt. Bis zuletzt wird nicht alles aufgeklärt und der Leser bleibt zurück mit vielen Fragen. Welche Erlebnisse und Menschen gab/gibt es wirklich? Litt der Autor aufgrund seines Drogenkonsums an Verfolgungswahn oder waren wirklich Personen – aus welchen Gründen auch immer – hinter ihm her? Für den Autor scheinen viele Dinge im Dunkeln zu liegen, auch er kann nicht Realität von Rausch unterscheiden und daher natürlich auch nicht die Fragen des Lesers beantworten. 

Am Ende ging es mir fast ein wenig zu schnell und ich hätte gern noch einige Erklärungen gehabt. Ich denke, ich verrate nicht zu viel wenn ich sage, dass sich der Autor in Therapie begeben hat. Hätte er das nicht, würde es das Buch nicht geben. Nur fehlte mir eine Begründung warum er es getan hat und wie er letztlich aus dem Sumpf herausgekommen ist. Es war nicht seine erste Therapie, aber alle anderen hat er meist nach wenigen Tagen wieder abgebrochen oder er ist rückfällig geworden. Hier hätte es gern noch ausführlicher sein können. 

Fazit:
Eine lesenswerte Biografie über einen ehemals Cracksüchtigen, die aufzeigt, dass Drogen nicht nur in der unteren Gesellschaftsschicht zu finden sind.

2 Kommentare:

  1. Hallo Julia,

    wow! Ich muss sagen, obwohl es ein schweres Thema ist, finde ich das Buch sehr spannend so wie du es beschrieben hast. Sowas ist genau mein Fall.

    Was ich bei solchen schweren, "psychologischen" Büchern auch sehr oft erlebe, ist dass sie mir nicht tief genug in die Figuren gehen. Unversöhnliche Buchenden kenne ich in diesem Zusammenhang leider auch nur zu gut. Die Erwartungen sind bei mir da immer sehr hoch, aber viele werden dem nicht gerecht. Wenn ich zu so einem schweren Buch greifen, dann will ich ja schließlich auch alles dazu wissen (Hintergründe, Abgründe, innere Dialoge etc.).

    Ich habe zum Beispiel gerade "Vincent" von Joey Goebel gelesen und rezensiert, da ging es mir wieder ähnlich. Leider.

    Viele Grüße und weiter so!
    Katharina
    von Großstadtgedanken

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    1. Hey Katharina,

      es freut mich, dass ich dich neugierig auf das Buch machen konnte ;)

      Was die Tiefe angeht, kann dir das hier aber leider auch passieren. Man erfährt zwar einiges aus seiner Vergangenheit und natürlich auch viel über seinen gegenwärtigen Drogenkonsum. Allerdings wird gerade seine private und berufliche Situation immer nur angeschnitten, da hätte man vielleicht mehr informieren können.

      Nur man darf hier nicht vergessen, dass es eine Biografie ist. Und wenn Bill Clegg sich über manche Zusammenhänge nicht im Klaren ist, kann er natürlich auch nicht den Leser aufklären.

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