Titel: Zwischen den Zeilen
Autorin: Rona Cole
Seiten: 518
Verlag: Cursed
Genre: Gayromance, Analphabetismus
Inhalt:
Josh, Mitte 20 und unterbezahlter Praktikant in einem Fashion-Magazin, ist selbst höchstens eine Acht auf einer Skala der heißesten Typen. Aber auch nur, wenn er einen Desgineranzug trägt, so wie auf der Hochzeit seiner Cousine. Dort trifft er auf den heißen Floristen Ben, der auf jeden Fall eine Zehn ist. Nur, hat nicht jede Zehn einen Haken?
Meine Meinung:
Ich kenne bereits zwei Bücher der Autorin und da ich eines sehr liebe, ein anderes aber nicht so toll finde, musste ich unbedingt ein weiteres Lesen.
Waren es in „Koch zum Frühstück“ die Charaktere die mir so gut gefallen haben, hat mir hier das Thema sehr zugesagt. Es geht um Analphabetismus, was ich wirklich spannend finde, da es in Deutschland so gut wie nicht verbreitet ist. Im Jahr 2011 waren es nach einer Studie der Universität Hamburg etwa 4% der deutschen Bevölkerung.
Die Autorin schafft es wunderbar dem Leser zu vermitteln, wie man sich durchs Leben schlägt, ohne Lesen und Schreiben zu können und wie es überhaupt dazu kommen kann. Für mich war das immer eine der drängendsten Fragen, denn in Deutschland gibt es die Schulpflicht. Wie also kann man an Klassenarbeiten teilnehmen, ohne dass jemand merkt das man nicht einmal das Alphabet beherrscht? Auch der ganz normale Alltag wird beschrieben, wie anstrengend das Einkaufen im Supermarkt sein kann, wenn man die Verpackung nicht lesen kann. Woher weiß man, ob man gerade Mehl oder Zucker kauft, wenn auf der Mehltüte keine Ähre abgebildet ist? Die ganze Thematik wurde für mich sehr spannend und informativ dargestellt, das hat mir wirklich gefallen!
Nicht ganz so gut gefallen haben mir zwischenzeitlich die Charaktere. Anfangs hatte ich das Gefühl es gab zwischen den Kapiteln, die wie immer abwechselnd aus der Sicht beider Protagonisten sind, einen Bruch. Beide wirken am Anfang eher zurückhaltend, nicht übermäßig schüchtern, aber eben auch nicht total extrovertiert und mit flotten Sprüchen auf den Lippen. Dann allerdings wechselt das plötzlich und beide sind schon sehr extrovertiert, was sich ein bisschen seltsam liest.
Später hatte ich dann ein paar Probleme mit Josh, aber er ist (leider;)) so ein Typ, dem man nicht so richtig böse sein kann. Nicht lang jedenfalls. Ich hätte mir gewünscht, dass er ein bisschen konsequenter ist, mutiger und sich nicht in den rosa Wolken verliert, auf denen er – verursacht durch Ben - schwebt. Er merkt, dass Ben ein Geheimnis vor ihm hat, er bekommt kryptische Kommentare von Bens Bekannten die er nicht kapiert und wenn er Ben dann doch mal mehr oder weniger auf diese komischen Sachen anspricht, dann lügt Ben ihn so offensichtlich und dämlich an, dass es schon fast frech wäre, wenn man Bens Gedanken dazu nicht kennt. Josh merkt ganz genau, dass Ben eigentlich lügt und schluckt dieses seltsame Gefühl einfach runter. Ich erwarte gar nicht, dass Josh errät was Sache ist, aber ich hätte mir die Konfrontation zwischen beiden an einem früheren Zeitpunkt gewünscht, weil ich nicht verstehen konnte wieso Josh einfach nicht den Mund aufgemacht hat.
Ben mochte ich aber eigentlich durchgehend gern. Seine Leidenschaft für Blumen war schon irgendwie ansteckend, ich würde mir ja gern mal einen Strauß von ihm binden lassen :D
Fazit:
Thematisch war das Buch wirklich toll und auch der Stil konnte mich wieder begeistern. Das „…“ Problem war in diesem Roman auch definitiv besser als in „Fairy-Tale“ ;) (übrigens tolle Selbstironie in dem Buch, Hut ab!). Josh hat mich gegen Ende zu sehr aufgeregt, weil er meiner Meinung nach zu naiv war und ich mir gewünscht hätte, dass er sich nicht so lang von Ben verarschen lässt. Ben hat mir aber wirklich sehr gut gefallen.
Zum Schluss herzliche Grüße an den Vater von Rona Cole, ich hoffe, meine Rezension findet Anklang auch wenn ich keine fünf Sterne vergeben kann ;)
Donnerstag, 11. Juni 2015
6 Kommentare:
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Gayromance ist nicht meins, denk ich. So etwas habe ich noch nicht gelesen, aber es reizt mich irgendwie auch gar nicht, Julia. Da ich aber schon länger keine Rezension mehr von dir gelesen habe *schäm*, wollte ich das jetzt doch mal nachholen. ;)
AntwortenLöschenAußer am Anfang eher kurz in "Die Analphabetin, die rechnen konnte" von Jonas Jonasson, habe ich bisher noch kein Buch gelesen, in dem Analphabetismus thematisiert wurde und das interessiert mich schon, muss ich gestehen. Vor allem klingt es wirklich interessant, wenn du schreibst, dass man darin erfährt, wie man sich damit durchs Leben schlägt, oder wie es überhaupt 'passieren' kann, dass man in Deutschland, wo es bekannterweise die Schulpflicht gibt, nicht Lesen lernt und es trotzdem irgendwie schafft, sich durch die Schulzeit schmuggeln. Also das würde ich echt mal gern wissen, wie das auch nur halbwegs funktionieren soll.
Also, ich glaube, mir wäre das irgendwann einfach zu blöd und ich würde Lesen und Schreiben von mir aus, selbst lernen wollen, bzw. mir selbst beibringen. Da ist man im Alltag doch total aufgeschmissen, kann ich mir vorstellen.
Kennst du denn den Vater der Autorin? :)
:D Aber dann musst du doch trotzdem keine Rezension zu einem Buch lesen, dass dich nicht interessiert. Da reicht es auch geduldig zu sein, ich hab nämlich bald "Warum Männer nicht zuhören..." durch.
LöschenIch auch nicht, gerade weil es ja in Deutschland (und ich denke da wird es in Österreich ähnlich sein) einfach kein Thema ist. Es gibt vergleichsweise so wenig Analphabeten, dass es sich nicht lohnt darüber zu sprechen. Und dann ist es eben auch ein Stigma, was auch in dem Buch dargestellt wird. Die Leute halten dich für blöd, für minderbemittelt, wenn du sagst du kannst nicht lesen.
In dem Roman war es so, dass Ben auf die Sonderschule gekommen ist und da hat es dann letztendlich keinen mehr interessiert ob er in der Schule mitkommt oder nicht. Er hat dann halt immer sechsen geschrieben und das war es dann.
Na ja und ich hab ja schon in der Rezi von dem Einkaufsbeispiel erzählt. Unsereins schaut gar nicht mehr auf die Packung ob da jetzt Mehl draufsteht, weil wir wissen das es Mehl ist, beim ersten Mal haben wir das schließlich gelesen. Aber wenn du nicht lesen kannst und da ist einfach ein Pulver in brauner Tüte eingepackt, woher weißt du dann das du Mehl kaufst und keine Brotbackmischung? Ben sollte dann für seinen kranken Freund einkaufen und ist extra quer durch Hamburg gefahren, um in seinem Stammladen einzukaufen, weil er da weiß wo die meisten Sachen sind. Aber so was wie Mundspülung, was er selbst nicht nutzt, findet er nicht. Da hat er dann heimlich den Mülleimer nach der leeren Flasche durchwühlt um das abzugleichen.
Das sagt sich so einfach. Ich kann mir das auch absolut nicht vorstellen, aber wenn man es wirklich nicht kann. Ich denke, man schämt sich da sehr, weil man genau weiß: Jedes 6-jährige Kind kann Lesen und Schreiben und ich bin 30 und kann das nicht.
Nein, aber sie hat es ihrem Vater gewidmet und geschrieben, dass er sich jede Rezension zu ihren Büchern auf Amazon anschaut und das es schon okay wäre, wenn nicht jeder ihren Büchern fünf Sterne gibt ;)
Aber wieso denn nicht? Auch wenn das Buch auf den ersten Blick nichts für mich ist, kann man sich aus der Rezension evtl. ja trotzdem etwas mitnehmen, und wenn es nur irgendeine Form der Anregung ist ... :)
LöschenWahrscheinlich hast du recht, dass die meisten Menschen so etwas denken würden. Aber ich selbst würde mir in erster Linie mal die Frage stellen, warum er/sie nicht lesen gelernt hat und nicht sofort denken, dass die Person dumm ist. Da muss der Mensch schon wirklich von seinem Gesamteindruck ein dümmliches und unintelligentes Bild abgeben, dass ich mir sowas denken würde.
Hat Ben im Roman dann einfach gar nichts bei den Tests auf die Zettel geschrieben?
Früher hat man ja den Angestellten im Laden gesagt, was man braucht, und die haben einem das dann geholt, da war nix mit Selbstbedienung. Bei uns im Reformhaus ist das heute auch noch manchmal so, vor allem die älteren Herrschaften kommen rein, sagen, sie brauchen das und das und wir dürfen dann rennen und das für sie zusammensuchen. Bei Älteren Leuten toleriere ich das noch, aber wenn ein Jüngerer reinkommt und sagt, er braucht das und das, dann sag ich schon: ja, bitte, das finden Sie dort hinten links. Aber zum Beispiel beim DM (gibt es den bei euch in Deutschland auch?), weil du das Mundwasser erwähnst: da kann man schon zu einer Angestellten gehen und sich die verschiedenen Mundwasser zeigen lassen. Da hätte Ben dann nur mehr zwischen den verschiedenen Farben wählen müssen. Aber so genau weiß ich ja auch nicht, wie das im Buch war. ;)
Verstehe! Das heißt, du veröffentlichst alle deine Rezensionen auch immer auf Amazon?
Ja, sicher. Du darfst natürlich gern alle Rezensionen lesen. Ich dachte nur, dass es dann vielleicht nicht so interessant für dich ist.
LöschenIch würde wahrscheinlich auch eher neugierig und überrascht sein und tausend Fragen haben. Aber gerade das kann vielleicht auch einen falschen Eindruck vermitteln.
Mh, das weiß ich gar nicht, ehrlich gesagt. Er kann auf jeden Fall einige Buchstaben auseinander halten, A und B zum Beispiel und seinen Namen hinkritzeln. Lustig fand ich, als er dann doch einen Alphabetisierungskurs besucht, beschwert er sich über das gemeine "H". Das steckt in einigen Wörtern drin, aber man hört das ja nicht :D
Ja, klar. DM gibt es hier überall :) Ben spricht nicht so gern Leute an bzw. bittet die Angestellten um Hilfe. Ich glaub, das ist auch schwierig wenn man mehrere Teile braucht. Wenn er nur das Mundwasser bräuchte, kann er ja noch sagen er findet es nicht, aber wenn man ne Liste hat...
Nein, nicht alle. Bloß einige. Auf amazon gibt es ja gerade zu Büchern wie zum Beispiel Erbarmen so viele Rezensionen, da muss ich nicht noch die Tausendste 4-Sterne Bewertung abgeben, finde ich. Bei Amazon rezensiere ich fast nur Gayromance und Sachen, die nicht so häufig rezensiert wurden oder wo ich ne total abweichende Meinung hab. Auch nicht so toll, aber na ja...^^
Dachte ich mir ja gleich, dass dir dieses Buch von ihr wieder besser gefallen wird. :)
AntwortenLöschenNa zum Glück, sonst wäre ich auch schwer enttäuscht gewesen :D
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