Dienstag, 14. April 2015

Filmkritik ~ Anna Karenina

Titel: Anna Karenina
Originaltitel: Anna Karenina
Regie: Bernard Rose
Hauptdarsteller: Sophie Marceau (Anna Karenina), Sean Bean (Wronski), Alfred Molina (Ljewin), Mia Kirshner (Kitty)
Jahr: 1997 

Spieldauer: 108 Minuten
Altersfreigabe: FSK 12

Inhalt:
Die schöne, junge Adelige Anna Karenina führt an der Seite ihres älteren Ehemannes ein einsames Leben, voller unerfüllter Träume und heimlicher Sehnsüchte. Obwohl sie Mutter eines kleinen Sohnes ist, stürzt sich Anna kopfüber in eine leidenschaftliche Affäre mit dem attraktiven Graf Wronskij, einem Offizier und Rittmeister. Was als geheime Verliebtheit beginnt, schockiert kurz darauf den russischen Adel. Der Skandal bleibt nicht ohne schicksalhafte Folgen... (DVD-Hülle)

Meine Meinung:
Nachdem ich vergangenen Herbst den Klassiker Anna Karenina gelesen habe und er mir überraschend gut gefallen hat, wollte ich auch eine Verfilmung dazu sehen.
Da ich in der Schule bereits Teile einer Verfilmung gesehen habe und ich kein Fan von Keira Knightley bin, die die Hauptrolle in der aktuellsten Verfilmung spielt, fiel meine Wahl auf die Version mit Sophie Marceau als Anna Karenina.

Von der Besetzung hat mir der Film sehr gut gefallen, so in etwa hätte ich mir die Charaktere tatsächlich vorgestellt. Besonders Sophie Marceau konnte mich überzeugen, auch wenn sie für Anna wahrscheinlich ein bisschen zu schön ist, da Anna im Buch eher als innerlich schön beschrieben wird.

Was die Handlung angeht, bestehen wenig Unterschiede zwischen Film und Buch, allerdings ist der Film in vielen Teilen deutlich gekürzt, was angesichts der über 1000 Seiten nicht verwunderlich ist.
Interessant (und Schade) ist, dass der Film den Fokus auf die Beziehung zwischen Anna und Graf Wronski legt, während das Buch ein etwa ausgeglichenes Verhältnis zwischen dieser Liebesgeschichte und der von Kitty und Ljewin hat. Schade fand ich das insofern, als das ich Ljewin und Kitty im Buch wesentlich mehr mochte, als Anna und Wronski. Außerdem kommen so Ljewins eigenen Probleme, seine Sicht auf die Welt und seine ganze gutmütige, bescheidene Art nicht so zur Geltung.

Viele Szenen wurden im Film gestrichen, an die ich mich noch aus dem Buch erinnern kann. Sicher sind davon nicht alle wichtig, aber einiges hat mir doch gefehlt. Beispielsweise ging es für mich ein wenig unter, welche gesellschaftlichen Probleme und Folgen Anna und Wronski durch ihre Beziehung zu erwarten haben, schließlich ist Anna mit einem anderen Mann verheiratet. Das ist ein Grund, weshalb ich mich gegen Ende des Films zwei Dinge gefragt habe: Erstens, würde ich die Personenkonstellationen und die gesamte Handlung verstehen, wenn ich das Buch vorher nicht gelesen hätte? Und zweitens, wird deutlich genug, warum Anna am Ende das tut, was sie eben tut? Die erste Frage kann ich nicht beantworten, da ich ja nun mal das Buch vorher gelesen habe, aber ich finde nicht, dass Annas Tat am Ende gut genug erklärt wird. Schade eigentlich, da diese Szene sehr gut umgesetzt wurde.

Interessanterweise wurde die Handlung aus Ljewins Sicht erklärt, was so nicht im Buch auftaucht. Ich fand das aber ganz gut gemacht, weil so wenigstens ein bisschen erklärt wurde und der Zuschauer sich nicht alles mühsam zusammenreimen muss.

Fazit:
Als Buchverfilmung war das leider nicht so mein Fall, da (verständlicherweise) doch sehr viel gekürzt wurde. Versucht man den Film eigenständig und ohne Buchgrundlage zu betrachten, habe ich das Gefühl man könnte als Zuschauer durch die vielen Personen überfordert sein. Außerdem scheinen mir die ganzen Probleme der Verbindung zwischen Wronski und Anna nicht deutlich genug gemacht worden zu sein. Wer sich für die Thematik interessiert, der sollte wirklich das Buch lesen, welches im Übrigen gar nicht so schwierig zu lesen ist, wie man vielleicht annimmt.


3 Kommentare:

  1. Deine Filmkritik macht mal wieder, wie so oft, deutlich, dass es fast gescheiter ist, dass man nur ein Medium 'konsumieren' sollte, um nicht von einem zu enttäuscht zu sein. Ich werde das in Zukunft nur mehr so handhaben: erst Buch, dann Film. Habe ich erst den Film gesehen, dann lese ich das Buch gar nicht mehr.

    Ich glaube auch, dass es bei über 1000 Buchseiten schwierig ist, alles Wichtige in nur einem Film unterzubringen. Trotzdem, es klingt schade, dass das Hauptaugenmerk auf Anna und Wronski lag und nicht so sehr auf Kitty und Lewin. :-/ Obwohl, man muss auch anmerken, dass das Buch schließlich "Anna Karenina" heißt und nicht "Konstantin Lewin". ;-P
    Wenigstens ist Annas 'Tat' am Ende gut umgesetzt worden.

    Weißt du, mit welchem Klassiker ich momentan liebäugle? Mit einem, der von der Seitenzahl ähnlich wie "Anna Karenina" ist. Kennst du das Buch? Lies dir mal den Klappentext durch:
    http://www.fischerverlage.de/buch/bleak_house/9783596903153

    Lieben Gruß ♥

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    1. Hach, ich find das immer schwierig zu sagen "Das Buch ist immer besser als der Film". Ich glaube, beides sind einfach so verschiedene Medien, dass man da nichts identisches schaffen kann. Eigentlich müsste man Film und Buch wirklich getrennt voneinander betrachten und nicht vergleichen.

      Ja, sicher heißt das Buch "Anna Karenina", aber es ging ja halt trotzdem die Hälfte der Zeit um Ljewin. Dann muss man das bei der Verfilmung auch berücksichtigen...^^
      Oh ja, die fand ich echt gut.

      Nein, das Buch kenne ich nicht. Hab ich aber schon auf irgendeinem Blog gesehen. Von Dickens hab ich schon "Oliver Twist" gelesen. Mh... ich weiß nicht, der Klappentext überzeugt mich nicht so ganz. Da fehlt mir irgendwie die Info wo der Roman hin will :D

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    2. Das würde ich auch nie so sagen, dass das Buch immer besser als der Film ist, lediglich, dass ich, wenn ich vorher das Buch gelesen habe, den Film hinterher meist nicht besser, oft sogar schlechter finde, WENN ich sie miteinander vergleiche. Habe ich aber nur den Film gesehen und das Buch nicht gelesen, dann mag ich den Film öfter sehr gerne.
      Man sollte wirklich keine Buch und Filmvergleiche mit Wertung machen. Getrennt voneinander betrachten ist gut, aber wer kann das schon, wenn man beide Medien kennt, also ich finde, man vergleicht ja automatisch schon irgendwie und bewertet es, auch wenn man nicht will. Also ich habe das noch nie geschafft, völlig unvoreingenommen eine Buchverfilmung zu sehen. ;) Kann sein, dass andere das eher hinbekommen, also nicht zu vergleichen.

      Ahh, echt nicht? :-/ Mir gefällt der Klappentext voll gut! ;)

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