„Hallo Onkelchen. Baptist hat mir deine Post in die Hand
gedrückt. Ich leg sie dir auf deinen Tisch im Geldtal der Tränen, sieht mir
wieder nach jede Menge Rechnungen aus. Weshalb wolltest du mich so dringend
sprechen? Nagst du mal wieder am Hungertuch, sodass du mich daran erinnern
musst, dass ich bei dir Schulden habe?“
Während er redet, geht Donald auf eine bestimmte Ecke im
Geldspeicher zu, in der sein Onkel Dagobert schlechte Nachrichten aufzunehmen
pflegt. Warum weiß Donald nicht so genau, für ihn ist es nur eine weitere Ecke
voller Geld, aber Dagobert scheint gerade in diesem Winkel besonders getröstet
zu werden.
„Nein, nein, Neffe. Gib mir die Briefe. Man muss sich
unangenehmen Dingen gleich stellen. Alles andere kann warten.“
Er nimmt die Briefe entgegen und öffnet sie einen nach dem
anderen. Tatsächlich sind das meiste Rechnungen in schwindelerregender Höhe
(„Die Preise sind um einen Kreuzer pro Monat gestiegen! Absoluter Wucher!“),
aber auch eine Einladung ist darunter, von einer unbekannten Person. Dagobert
möchte den Brief gleich auf den Stapel Altpapier werfen, mit dem er im Winter
heizen kann um Holz für den Ofen zu sparen, doch Donald hindert ihn daran.
„Schau es dir wenigstens mal an. Vielleicht gibt es Essen
umsonst.“
Natürlich löst das Wort „umsonst“ die beabsichtigte Reaktion
in Dagobert aus und er schaut sich die Einladung näher an.
„Einladung zu einer literarischen Dinnerparty“, liest er.
„Was soll das denn sein? Werden dort vielleicht Bücher gegessen? Oder muss ich
mich während des Essens auch noch über Bücher unterhalten? Und überhaupt: Bei
wem findet die Dinnerparty statt?“
Donald dauert es entschieden zu lang und so nimmt er seinem
Onkel einfach den Brief aus der Hand und liest ihn kurzer Hand selbst.
Einladung zur literarischen Dinnerparty
Sehr geehrter Herr Dagobert Duck,
ich bin ein großer Bewunderer ihres Geschäftssinns und
würde mich geehrt fühlen, nähmen Sie an meiner literarischen Dinnerparty teil.
Ich erwarte neben Ihnen weitere herausragende literarische Persönlichkeiten,
wie unter anderem Neville Longbottom, der eigens aus Hogwarts anreist oder
Alexander von Humboldt, welcher auf seiner Weltreise einen Zwischenhalt in
meinem bescheidenen Heim einlegt. Das Essen wird gezaubert von dem
weltbekannten Sternekoch David Klein, der nur exklusive Zutaten verwendet. Für
einen an nur das beste gewöhnte Magen wie den ihrigen ein wahrer Gaumenschmaus.
Ich erwarte Sie am 04.02.2015 um 20.00 Uhr in meinem
Heim.
Hochachtungsvoll,
Julia W.
„Hättest du den Brief bis zum Ende gelesen, Onkelchen,
wüsstest du wo und bei wem die Party stattfindet. Sag mal, hast du eine geheime
Verehrerin?“
„Nein, Neffe, außer dieser Gitta Gans stellt mir keiner
nach. Zumindest habe ich niemand weiteren bemerkt. Ich kenne keine Julia W. Wer
soll das auch sein? Ich denke, ich werde nicht hingehen.“
Donald kann seinen Onkel nicht verstehen. Für ein Essen von
David Klein würde er seinen letzten Kreuzer geben. Wenn er denn noch einen
hätte...
„Warum denn nicht? Das wird bestimmt klasse und du kannst ja
immer noch früher gehen...“
„Ich muss meine geliebten Talerchen putzen und ein Bad in
meiner Geldmenge habe ich auch schon lange nicht mehr genommen.“
„Aber Onkel Dagobert, es gibt kostenloses Essen. Von David
Klein. Und wer weiß, vielleicht springt sogar noch das ein oder andere Geschäft
für dich raus. Immerhin ist Humboldt eingeladen und der hat vielleicht auf
seinen Reisen eine lukrative Geldvermehrungsquelle für dich aufgetan.“
Dagoberts Gesicht beginnt zu strahlen und in seine Augen
treten Dollar-Zeichen. Vielleicht hat Humboldt auf seinen Reisen die Hand des
Midas gefunden, mit der man alles zu Gold machen kann? Oder er hat eine
unterirdische Goldader entdeckt, die es nur noch zu heben gilt? Oder...
„Neffe, so viel Geschäftssinn hätte ich dir gar nicht
zugetraut. Ich denke, ich werde doch gehen.“
„Super“, freut sich Donald, „und bring mir ein paar Reste
mit, ja?“
Ein echt klasse Post! Super geschrieben und total angenehm zu lesen!
AntwortenLöschenVor allem ist es dir gelungen, die wichtigsten Merkmale von Dagobert aufzugreifen und unterzubringen, für jemanden der sich mit diesem Universum nur oberflächlich beschäftigt hat, witzig zu beobachten :D
Gerne mehr davon! :)
Liebe Grüße,
Lyrica
Danke für deine lieben Worte, Lyrica. Das freut mich wirklich total. Dieser Text ist der erste gescheite den ich seit ungefahr zwei Jahren geschrieben habe, deshalb war ich da doch ein bisschen unsicher ;) Umso mehr freut es mich, wenn es dir gefallen hat!
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