Donnerstag, 5. Februar 2015

Literarische Dinnerparty ~ Tischgespräch zwischen Käpt'n Blaubär und Frederic


Wie Käpt'n Blaubär und Frederic Freiherr von Furchensumpf das Tischgespräch bestreiten

„Als ich damals auf dem achten der sieben Weltmeere dahin getrieben bin, begegneten mir plötzlich zwei Tratschwellen. Sie...“, beginnt Käpt'n Blaubär seine Geschichte, wird dabei jedoch von Frederic Freiherr von Furchensumpf rüde unterbrochen.
„Tratschwellen? Was soll denn das sein?“
„Nun,“ holt Blaubär aus, „Tratschwellen sind sprechende Wellen. Sie treiben über den Ozean und erzählen sich unterwegs eine Menge Geschichten. Mir haben Sie...“
Frederic schüttelt den Kopf. „So ein Blödsinn. Tratschwellen. Als Schildkröten getarnte Bankautomaten - oder waren es als Bankautomaten getarnte Schildkröten? - und sprechende Hamburger (mit Gurke!) die einem Ernährungstipps geben, die gibt es. Aber Tratschwellen? So ein Blödsinn. Oder Sascha? Sascha? Stimmt doch, Sascha?“ Frederic dreht sich nach links, schaut nach oben, aber dort ist niemand. „Achso, bin ja heute allein unterwegs“, murmelt er zu sich selbst. „Ich bin schon so daran gewöhnt dieses Mädchen neben mir stehen zu haben, dass ich ihn gleich suche. Pah.“
Der Seemann lässt sich von Frederics Einwänden nicht beirren und setzt seine Geschichte einfach fort. Mit ungeduldigem Publikum muss man umzugehen wissen, er kennt das von der Klabauterinsel und vor allem aus seiner Zeit als Lügengladiator.
„Und als ich dann die Nomen und Verben kannte, erklärten sie mir die Adjektive. Man könnte meinen, auf einem Floß, weit und breit kein Land in Sicht, gäbe es nicht viele Adjektive außer nass und blau, doch die Tratschwellen waren wirklich einfallsreich und erklärten mir alle Formen, alle Farben, alle Gefühle, alle...“
„Ja, ja, la la“, summt Frederic. Er rutscht ein wenig auf seinem Stuhl herum und spießt ein kleines gelbes etwas auf seine Gabel. „Was ist das?“, fragt er und versucht das weiche Ding zu fokussieren, aber er schielt zu stark. „Dies ist ein Erdapfel, überworfen in einer Mischung aus Rosmarin und diversen anderen Kräutern, die ich nicht verraten kann und angebraten in...“, David Klein stockt kurz ob Frederics irritierten Blicks. Es ist schwer zu sagen, ob Frederic tatsächlich irritiert ist oder einfach nur schielt. „Was ist das?“, fragt Frederic erneut und betont diesmal besonders das erste Wort. David seufzt, wirft einen Blick in Richtung Decke als erwarte er eine gute Antwort von oben, oder zumindest ein Stück Mörtel, dass aus der schönen Stuckdecke bricht und Frederic auf den Kopf fällt. „Eine Kartoffel.“
Es klirrt und der Vogel sieht David an, diesmal eindeutig entsetzt und verärgert. „Ich bin ein Adler-Fasan und als solcher Fleischfresser. Was soll ich da mit einer Kartoffel?“
Ein hervorragendes Stichwort für Käpt'n Blaubär, der sofort eine weitere Geschichte zu besten gibt und David erleichtert aufseufzen lässt. Irgendwie hat er sich den Abend anders vorgestellt...
„Als ich auf der Gourmetica Insularis gefangen war, da...“
„Ich bin auch gefangen“, ereifert sich Frederic sofort. „In einem kleinen Tourbus, mit einem total unlustigen Menschen, der denkt die ganzen Leute kommen wegen ihm, einer Schildkröte, die einfach kein Selbstbewusstsein hat und einem Hamburger, der total spinnt. Seit neustem muss ich mir mein Bett mit einem Huhn teilen, das pfeift wie ein Teekessel und dann lebt da noch ein Außerirdischer bei uns im Bus, der tausend Arme und einen Kohlkopf namens Ursula hat. Da bin ich ja wohl eindeutig schlimmer dran.“
Käpt'n Blaubär möchte ihm erzählen, wie schlimm es auf der Insel war, dass die Insel ihn gemästet hat, nur um ihn anschließend genüsslich verspeisen zu können. Gerettet wurde er durch Mac, einen Rettungssaurier, natürlich in letzter Sekunde. Blaubär kommt aber nicht zu Wort, weil Frederic sich in Rage geredet hat und nicht mehr zu beruhigen ist. Als er dann doch Luft holt, schreitet David ein und fragt ihn: „Bist du gleich fertig? Es folgt noch ein Dessert.“
Frederic wendet langsam seinen Kopf, starrt David an und zischt bedrohlich leise: „Hetz mich nicht!“

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Quelle: Klick aufs Bild

5 Kommentare:

  1. Brüller, ich stehe ja irgendwie auf Puppen-Comedy! :D Seit René Marik seit Maulwurfn auf die Bühne gezaubert hat, bin ich großer Fan von Kalle, Herrn Falkenhorst und dem Maulwurf. Aber Sascha Grammel macht das auch echt süß, der Freiherr ist schon großes Kino! Und sehr genial hier von dir verwurstelt, man muss die Figuren erstmal überhaupt so gut kennen, um sie in einen eigenen Text authentisch einzubauen, Hut ab!! :D Hab dir beide Figuren abgekauft, der Wiedererkennungswert war groß! :D

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    1. Wie sag ich jetzt möglichst charmant, dass ich den so gar nicht leiden kann.... ;) Ne, also René Marik geht mir echt tierisch auf die Nerven und ich find ihn auch so gar nicht lustig. Aber nun ja, so ist das.

      Danke, das freut mich so sehr. Ich habe echt Angst gehabt, dass es zu übertrieben ist oder doch nicht passt oder so.

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    2. Ach, immer frei heraus, würde ich sagen, Geschmäcker sind halt verschieden, das macht mir nichts! :D Und beim Humor hört sowieso der Spaß auf, da kann alles und nichts muss! :D

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  2. Herrlich! Bitte und unbedingt mehr davon!

    Und WortGestalts Lob kann ich mich nur anschließen, das hast du echt richtig gut hinbekommen! :)

    Liebe Grüße,
    Lyrica

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    1. Danke, liebe Lyrica. Es freut mich richtig, dass meine Texte so gut ankommen.

      Ich hab noch ein "Kapitel" dazu geschrieben, aber ich weiß noch nicht ob ich es veröffentliche, weil es weniger mit den Figuren zu tun hat. Mal sehen.

      Grüße :)

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