Freitag, 14. November 2014

Rezension ~ Yep-Warum nicht anders?

Titel: Yep- Warum nicht anders: Anthologie
Autoren: diverse
Seiten: 292 Seiten
Verlag: dead soft verlag
Genre: Gay, Kurzgeschichtensammlung





Inhalt:  
Diese Anthologie entstand zum 15. Geburtstag des dead soft Verlag und beinhaltet sieben Kurzgeschichten über das Entdecken der Homosexualität, das Coming-Out, zerbrochene Träume und neue Hoffnungen. Der Erlös dieses Buches geht an die Initiative Rosa-Lila in Neubrandenburg, welche unter anderem Beratungsstelle und Anlaufpunkt für Fragen zum Thema Homosexualität ist.

Meine Meinung:  

In dieser Anthologie ist eine Kurzgeschichte mit dem Titel „Wahre Christen“ enthalten, wegen der ich dieses Buch unbedingt lesen musste. Religion spielt meiner Erfahrung nach im Gay-Genre keine oder nur eine sehr geringe Rolle, was ich nicht verstehen kann. Deshalb war ich vor allem sehr gespannt auf diese Geschichte.

Susann Julieva: Sommer am See  

Ein sehr guter, weil leichter Einstieg in die Anthologie. Es geht um Tom, der das Ferienhaus seiner Eltern entrümpelt und renoviert und dabei in Kontakt mit den ausländischen Nachbarn kommt.

Die Beschreibung der Landschaft war sehr schön, unbedingt im Sommer am Baggersee lesen ;)

Sandra Gernt: Wahre Christen  

Ben und Sven sind schon lange ein Paar, allerdings ist Svens Familie streng gläubig und hält Homosexualität für eine Sünde.

Hier habe ich mir mehr Auseinandersetzung mit der Religion gewünscht und auch Svens Schwester Steffi hat mich mit ihrem Verhalten nicht überzeugen können. Meine Erwartungen sind leider nicht erfüllt worden, aber dennoch war die Geschichte durch Ben und Sven nicht schlecht.

Sabine Damerow: Alles im Fluss   

Luis ist Goldschmied und zeigt einem Geschäftskunden die eigens für ihn angefertigten Schmuckstücke. Allerdings lehnt der Geschäftskunde ab, was Luis in eine große finanzielle Krise stürzt.

Luis war für mich ein sehr toller Charakter, von dem ich gern noch etwas mehr gelesen hätte. Auch der Schreibstil war sehr angenehm, es werden zwar Andeutungen gemacht, aber über die genauen Geschehnisse wird man erst spät informiert. Das Ende war ein bisschen übertrieben, mit kleinen inhaltlichen Unstimmigkeiten, insgesamt aber eine gute Geschichte.

Sandra Busch: Imbissboy  

Hier konnten mich vor allem die Charaktere sehr überzeugen. Über den Inhalt spreche ich diesmal nicht, ich möchte nicht spoilern. Die Geschichte ist ein wenig trauriger und dunkler als die Geschichten zuvor, weshalb ich die Platzierung in der Anthologie auch gut gewählt finde.

S. B. Sasori: Tanz auf dem Drahtseil 

Für mich die mit Abstand beste Geschichte in der gesamten Anthologie. Thematisch geht es hier um etwas ganz anderes, was Abwechslung bringt und spannend zu lesen war. Dieser Text handelt von Noah, der mit seinem Onkel nach Italien reist und dort den jungen Ciro kennen lernt. Zwischen Noah und Ciro sprühen gleich Funken, doch Ciro trägt ein Geheimnis mit sich herum.

Wie in der ersten Geschichte konnte mich auch hier die Beschreibung der Landschaft überzeugen, sodass man einen guten Eindruck von dem Umfeld der Handlung hat. Die Charaktere waren sehr interessant und ich mochte sie wirklich gern. Das Ende war leider leider offen, aber es war an der richtigen Stelle platziert. Ich freue mich, dass die Autorin Ciro und Noah Raum geben wird, ihre Geschichte zu erzählen, da sie viel Konfliktpotenzial und Gefühl bieten kann.

Jobst Mahrenholz: Gian  

Thematisch geht es um die erste Liebe und erste sexuelle Erfahrungen, aber auch um Begegnungen mit anderen Jugendlichen auf der Straße. Inhaltlich ist die Geschichte auf jeden Fall sehr interessant, doch die Umsetzung hat mir persönlich nicht ganz so gefallen. Gian hat eine recht kindliche Ausdrucksweise und viele Worte wiederholen sich. Schade eigentlich, denn Gian ist ein spannender Charakter.

Simon Rhys Beck: Inselbrüder  

Hier geht es um Sven und Torge, zwei Freunde die sich im Urlaub auf einer Insel kennen gelernt haben und sich dort seitdem immer wieder treffen.

Auch hier mal eine etwas andere Thematik, da Torge eigentlich nicht schwul, sondern nur neugierig ist. In diesem Text kam dann aber wieder raus, warum ich mich wohl für Kurzgeschichten nicht eigne: Ich konnte mich mit den Charakteren nicht anfreunden. Torge war mir sehr unsympathisch und Sven konnte ich einfach nicht einschätzen, da er mal schüchtern und mal extrovertiert war.
 

Fazit:  
Die inhaltliche Bandbreite ist ein wirklicher Pluspunkt dieser Anthologie, da viele verschiedene Themen angesprochen werden. Außerdem kommt kein Gefühl zu kurz, es ist mal traurig, lustig, romantisch, ernst und dann wieder geheimnisvoll.

Wer Kurzgeschichten mag, kann hier durchaus auf seine Kosten kommen. Ich habe aber zu oft keinen Zugang zu den Personen bekommen und schließe daraus, dass Kurzgeschichten nichts für mich sind.


3/5 Punkte

4 Kommentare:

  1. Huhu liebe Julia! :)
    Eigentlich traut man sich viel zu selten an Kurzgeschichten. Zumindest geht es mir so. Aber das Thema ist wirklich mal interessant. Schade nur, dass du enttäuscht wurdest. Die Geschichte mit dem religiösen Hintergrund hätte mich auch am meisten gereizt.
    Trotzdem danke für deinen Beitrag! Du hast mir Lust auf Kurzgeschichten gemacht :)
    Ein schönes Wochenende und herzige Grüße
    Sarah von LeseBonbons

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    1. Hallo Sarah,

      ich würde die Anthologie nicht als komplette Enttäuschung verbuchen, da wirklich gute Geschichten dabei waren. Allen voran "Tanz auf dem Drahtseil", deren Protagonisten zum Glück ein eigenes Buch bekommen werden ;)

      Ich hoffe, dass du mit Kurzgeschichten im Allgemeinen besser zurecht kommst als ich. Es lohnt sich auf jeden Fall einfach mal zu probieren ob es einem gefällt oder nicht. Neben dieser Anthologie habe ich schon einen Kurzgeschichten Band von Alice Munro, der Literaturnobelpreisträgerin, gelesen, da ging es mir aber ähnlich wie hier.

      Dir auch ein schönes Wochenende :)
      Julia

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    2. Sollte ich auf eine Kurzgeschichten-Sammlung stoßen, die mich begeistert, gebe ich dir auf jeden Fall Bescheid ^-^
      Herzige Grüße
      Sarah von LeseBonbons

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