Hallo ihr Lieben,
heute geht es um das Thema "Was man gelesen haben sollte". In einem Kommentar zur Aktion Gemeinsam Lesen hat die liebe Lyrica geschrieben:
"Mich würde ja mal ein Post dazu interessieren, welche Bücher du im Kopf hast, die man unbedingt gelesen haben sollte. Bin gespannt, was du da für Titel nennst, denn so eine Liste hat bestimmt jeder irgendwie."Da ich recht unfähig bin Nein zu sagen und ich über solche Sachen sowieso gern nachdenke, hab ich tatsächlich diesen Post vorbereitet. :)
(Ich suche gerade eine nette Überleitung)
Als es ans Liste schreiben ging, fiel mir spontan der ein oder andere Titel ein, dann hatte ich das Gefühl etwas wichtiges vergessen zu haben und anderes gehört vielleicht doch nicht auf Liste... Aber bereits nach dem zweiten Titel den ich im Kopf hatte (Die Bibel (die eh ein Sonderfall ist)), haben mich Zweifel überkommen.
Gibt es überhaupt Titel, die man gelesen haben sollte?
Meine Lesegeschichte ist zum Beispiel geprägt von Krimis und Thrillern, weshalb ich denke, dass man mindestens einen richtigen guten spannenden Thriller gelesen haben sollte, der so spannend ist, dass man liest und liest und liest und erst Stunden später wieder auf die Uhr schaut. Dabei weiß ich aber zum Beispiel von Lyrica oder auch meiner besten Freundin, dass sie Thrillern so gar nichts abgewinnen können. Was sollen sie dann also mit diesem Titel auf meiner "Was man gelesen haben sollte" Liste anfangen? Es gibt sicher einige (wenige) Bücher, die so... existenziell? bewegend? nachdenklich? interessant? bedeutend? sind, dass man sich wünschen würde, das jeder diese Bücher kennt. Dies sind denke ich aber wirklich sehr wenige (und mir fällt auch grad keins ein(!))und letztendlich sind solche Listen doch vor allem eins: subjektiv. Deshalb gibt es auch an dieser Stelle keine Liste von Büchern die "man" gelesen sollte, sondern eine Liste von Büchern die ich für Klassiker, für bedeutend, für wichtig oder sonst wie interessant finde, sodass ich sie unbedingt lesen möchte oder lesen wollte.
(An dieser Stelle habe ich dann meinen Text unterbrochen, um mehrere Tage über meine Liste nachzudenken)
Diese besagten Tage das Nachdenkens sind jetzt um, vorerst und was soll ich sagen? Ich bin nicht zu Frieden. Aus mehreren Gründen. Erstens: Habe ich mich mehr oder weniger um die Beantwortung der Frage gedrückt, denn selbst wenn ich weiter unten eine Liste schreibe, sind das dann Bücher die man gelesen haben sollte? Und zweitens: diese Liste ist so was von unerschöpfend... Muss/will ich tatsächlich diese Bücher auf der Liste lesen und fehlen da nicht noch jede Menge? Wie entscheidet man überhaupt, was auf die Liste kommt? Muss ich nicht alle 200 Bücher auf meinem Wunschzettel unbedingt lesen, denn sonst würden sie ja nicht drauf stehen? Drittens: Philospohiere ich hier rum, ohne zu wissen wo ich mit der Beantwortung der Frage hin will, ob ich sie überhaupt beantworten kann und ob ich das überhaupt will und überhaupt!
Spontan Entscheidung nach tiefem Durchatmen. Ich schreibe jetzt tatsächlich eine kurze, nicht erschöpfende Liste, von Büchern, die man (nicht ich!) gelesen haben sollte. Teilweise ist die Liste eher thematisch angelegt, aber nun ja... seht selbst.
Anna Karenina
Einen Klassiker sollte man in seinem Leben schon gelesen haben und da ich nun mal gerade Anna Karenina gelesen habe, wird es eben dieser. Es gibt auch jede Menge andere Klassiker, aber der Vorteil von Anna Karenina ist definitiv die interessante Handlung und vor allem die einfache Sprache. Vergesst die gestelzte Sprache, die alten Ausdrücke die eure Horrorvisionen von Klassikern prägen: Ihr werdet sie in Anna Karenina nicht finden (vielleicht an ein oder zwei Stellen, aber das ist bei über 1000 Seiten quasi nichts).
Harry Potter und der Stein der Weisen
Es kann einfach in unserer hochgradig mediatisierten - oder so - Welt keinen Menschen geben, der noch nie von Harry Potter gehört hat. (Wie? Der zaubert? Kaninchen aus dem Hut? - Ehm nein, mehr so richtig. Verwandelt Ratten in Trinkkelche, lässt es schneien oder so.) Wenn man zu faul zum Lesen ist, dann tut es auch das Hörspiel oder der Film, von mir aus auch der Wikipedia-Eintrag. Aber ehrlich, es gibt nichts was es von Harry Potter nicht gibt (ich weiß das, ich hatte Harry Potter Tapete!), also kann man ruhig zumindest das erste Buch lesen.
Pipi Langstrumpf/Michel aus Lönneberga/egal, hauptsache Astrid Lindgren
Ehrlich, muss ich dazu was sagen?
Ist die Vorstellung nicht toll, dass nebenan ein Mädchen wohnt, mit einem Äffchen und einem Pferd? Dass dieses Mädchen sein Pferd stemmen kann, nicht zur Schule gehen muss und für alle Kinder der Stadt Geschenke in ihren Baum hängt?
Wie unterhaltsam ist es, dass ein kleiner Junge mit dem Kopf in der Suppenschüssel feststeckt und zur Strafe in den Schuppen gesperrt wird und dort Männchen um Männchen schnitzt? Haben wir uns nicht alle schon mal gewünscht, dass die Geschichten von Astrid Lindgren wahr sind und wir mitten drin stecken?
Märchen der Gebrüder Grimm
Schon eine Diskussion drüber in der Uni gehabt. Für mich: deutsches Kulturgut und deshalb sollte man seine eigene Märchensammlung besitzen und sie bitte bitte den eigenen Kindern und Enkelkindern vorlesen. Wer kein Märchen kennt (und nein, Barbie in Schwanensee ist kein Märchen) tut mir Leid.
Buddenbrooks - Verfall einer Familie von Thomas Mann
Habe ich selbst noch nicht gelesen, also vielleicht finde ich es blöd und streiche es dann irgendwann wieder. Vorher aber denke ich, dass es ein wichtiger Gesellschaftsroman ist, von einem der bekanntesten und vielleicht auch bedeutensten deutschen Autoren.
Tagebuch der Anne Frank
So traurig es auch ist, die Zeit des Nationalsozialismus ist ein Teil der deutschen Geschichte und somit auch ein Teil unserer Geschichte, selbst wenn wir zu diesem Zeitpunkt nicht gelebt haben und auch nicht von den unmittelbaren Folgen des Krieges betroffen sind bzw. waren.
Ich finde es sehr wichtig, dass man über den Nationalsozialismus Bescheid weiß, dass man von den Deportationen und Konzentrationslagern weiß, weshalb man unbedingt Literatur wie das Tagebuch der Anne Frank oder der Junge im gestreiften Pyjama gelesen haben sollte. Ehrlicherweise muss ich sagen, noch keins der beiden Bücher gelesen zu haben, weil mich das so unglaublich mitnimmt, dass ich solche Lektüre nicht immer lesen kann. Es ist aber fest für 2015 eingeplant.
Thema: Teilung Deutschlands/BRD und DDR
Etwas das viele von uns vielleicht noch mehr betrifft als der Nationalsozialismus ist die Teilung Deutschlands. Auch hierzu wissen viele einfach viel zu wenig, ich nehme mich da selbst nicht aus. Momentan lese ich "Lilly unter den Linden", welches von einem Mädchen handelt, das nach dem Tod der Mutter unbedingt in die DDR zu ihrer Tante ziehen möchte. Richtig packen kann es mich noch nicht, aber immerhin erfährt man einiges über die DDR. Von vielen Seiten gelobt wird auch das Buch "Jenseits der blauen Grenze" von Dorit Linke, welches ich mir ebenfalls irgendwann mal genauer anschauen werde.
Die Macht des Zweifels von Jodi Picoult
Kein Buch was jeder kennt, aber dennoch ein Buch was mich nachhaltig beeindruckt hat. Der Titel erklärt schon sehr gut worum es in diesem Buch geht. Der Leser bezieht die Ereignisse automatisch auf sich, man fragt sich wie man selbst reagieren würde. Da sich das Buch auf das amerikanische Rechtssystem bezieht und Gerichtsverhandlungen hierzulande etwas anders ablaufen, ist die Situation aus dem Buch nicht eins zu eins übertragbar, aber dennoch nicht weniger nachdenklich. Auf das deutsche Rechtssystem scheint sich Ferdinand von Schirach zu beziehen, von dem ich auch noch kein Buch gelesen habe, was aber ebenfalls noch auf meiner Liste für 2015 steht.
Die unendliche Geschichte/Momo von Michael Ende
Auch noch nicht von mir gelesen, aber interessant um zu sehen welche Bücher vor 40 Jahren gehypt wurden.
Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Éxupery
Aus diesem Buch kann und sollte jeder etwas mitnehmen.
♥♥Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
♥♥Die Menschen haben keine Zeit mehr, irgendetwas kennen zu lernen. Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften. Aber da es keine Kaufläden für Freunde gibt, haben die Leute keine Freunde mehr.
Bibel/andere religiöse Schriften
Wie oben schon erwähnt ist die Bibel ein Sonderfall. Natürlich kann ich nicht sagen, dass jeder mal einen Blick in die Bibel geworfen haben sollte, nur weil ich Christin bin. Ich finde es ganz allgemein wichig, mal religiöse Texte zu lesen und sich damit zu beschäftigen. Ganz egal welche Religion man hat oder ob man überhaupt glaubt, sollte man sich mal mit dem Thema auseinander gesetzt haben. Religion ist etwas, dass die Menschen bewegt, dass Einfluss auf die Gesellschaft übt und man kann nicht die Entwicklung der Menschheit betrachten ohne sich mit der Religion zu beschäftigen.
In derselben Diskussion in der es um Märchen ging, wurde auch darüber gesprochen, welche Texte und Lieder man im Kindergarten vorlesen und singen sollte. Beispiele die zur Diskussion standen waren unter anderem die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel, ein Martins-Lied und Rotkäppchen. Warum man Rotkäppchen vorlesen sollte, habe ich oben schon angeführt. Auch die Weihnachtsgeschichte sollten Kinder kennen, denn diese steht nicht nur in der Bibel! Kinder müssen wissen, dass wir Weihnachten nicht feiern, weil Coca-Cola dann mit einem Truck durch die Gegend fährt...
So... ich weiß nicht, ob ich mit diesem Beitrag jetzt zufriedener bin, als vorher. Muss ihn nochmal lesen und lesen und lesen und lesen und dann in mich gehen. ;) Wichtig ist mir aber, dass dieser Beitrag subjektiv ist. Nur weil ich finde, dass jeder die Weihnachtsgeschichte kennen sollte, heißt das nicht das ich Leute verurteile, die ihren Kindern die Weihnachtsgeschichte nicht vorlesen, weil sie nicht gläubig sind und ihre Kinder vollkommen ohne Religion erziehen. Jeder hat das Recht das zu glauben und zu leben, was er für richtig hält. So ist es auch mit dem Lesen und das ist das wichtigste: Überhaupt zu lesen! Egal ob es Fantasy ist, ein Krimi oder ein Liebesroman. Egal ob es klassische Literatur ist oder ein Groschenroman. Jeder soll und kann und darf und muss das lesen, was ihm gefällt und nicht das, was andere für wichtig halten ;)
Bin jetzt fertig. Hab heut meinen moralischen... :)
Was denkt ihr zu dem Thema? Kennt ihr Bücher, die man ungelesen haben sollte? Kann man das überhaupt so sagen? Wo habe ich Denkfehler? Lieber löschen den Beitrag? Noch mehr Diskussionswünsche?
Das ist eine echt gute Frage , die ich mir auch schon oft gestellt habe. Das Problem ist einfach, dass man zu wenig Zeit hat um alle Bücher zu lesen.
AntwortenLöschenIch selbst finde das Thema eher anstrengend, denn man sollte doch das lesen , was einem gefällt und das sind in vielen Fällen eben keine Klassiker, was ich vollkommen verstehen kann.
Doch dann gibt es einfach so Bücher wie das Tagebuch der Anne Frank, die einem so viel über unsere Geschichte erzählen und die sind wieder wichtig, dass wir unsere Geschichte nicht vergessen.
Ich glaube über dieses Thema kann man ewig philosophieren und man findet keine Antwort darauf.Ich finde du solltest den Beitrag nicht löschen , denn es ist ein wichtiges Thema.
Mit einer Frage mehr zum Nachdenken und einen schlechten gewissen, weil ich irgendwie doch das Gefühl habe , dass ich stolz und Vorurteil noch eine Chance geben sollte.
Schönes Restwochenende
Sophie
Jaaaa, das stimmt. Wenn ich sehe, wieviele Bücher jeden Tag auf meiner Wunschliste landen. Da komm ich nie zu die alle zu lesen :D
LöschenGenau das ist der Punkt, man kann keine Antwort auf die Frage finden, weil jeder das anders sieht. So findet man für sich selbst vielleicht eine Antwort, aber keine allgemeine.
Grüße,
Julia
Ich tue mich nicht nur schwer damit zu sagen, welche Bücher man gelesen haben sollte, sondern generell mit dem Satz: "Das Buch musst Du lesen!!" Denn wie Du so schön fett gedruckt ja betont hast, das ist alles subjektiv. Ich neige sicher auch ab und an in größter Euphorie zu der Formulierung "Das musst Du lesen!", aber an sich ist so eine Aussage ja nur dann wertvoll, wenn ich den Geschmack meines Gegenübers wirklich gut kenne. Ansonsten ist das ja nur eine Worthülse, denn wer legt denn bitte fest, dass ich das Buch gelesen haben muss? Sicher kann es nicht schaden, wenn man den ein oder anderen Klassiker kennt, aber das muss doch jeder selbst entscheiden und jeder nach seinen Ansprüchen bemessen.
AntwortenLöschenUnd ich sträube mich auch dagegen, dass man bestimmte Bücher gelesen haben muss, sei es aus kultureller, intellektueller oder literarischer Sicht, egal ob alte oder junge Klassiker. Ich gehe da absolut mit Dir mit, hauptsache lesen. Denn wem nützt Shakespeare etwas, wenn er dazu keinen Zugang findet? Und wem nützt Harry Potter etwas, wenn er dazu keinen Zugang findet? Also lieber lesen, was gefällt und nicht, was soll oder muss. Genreintern gibt es das vielleicht eher, dass man sagen würde, also Krimileser sollte man das und das mal probiert haben, also Fantasyleser dies und jenes. Eben damit man das Genre besser einschätzen und ausloten kann. Aber auch hier eigentlich nur, wenn es einen interessiert. Wenn man Interesse daran hat, das Genre besser zu verstehen, umfassender einschätzen und einzelne Bücher besser einordnen zu können und sie im Gesamtkontext zu sehen, wenn man das möchte, dann sollte man vielleicht dieses oder jene Buch gelesen haben. Das hängt dann von den Ambitionen ab, die man hat. Aber pauschal zu sagen, dass man etwas gelesen haben muss, finde ich eigentlich quatsch. So. Redefluss beendet. :) Ein spannendes Thema! :)
Genau das habe ich versucht auszudrücken, als ich meinte das eine Krimiempfehlung nicht für alle Leute sinnvoll ist bzw. überhaupt eine Empfehlung ist.
AntwortenLöschenWegen eben dieser Ambitionen ist meine eigene Leseliste so breit gefächert. Hinterher lande ich zwar doch immer wieder in altbekannten Genren, aber zwischendurch probiere ich gerne mal unterschiedliche Sachen aus.
Es ist in der Tat ein spannendes und auch schwieriges Thema. Man hat mir vielleicht angemerkt, dass ich da sehr zwiespältig beim Schreiben war ;) Erst wollte ich den Beitrag dann auch nicht veröffentlichen, aber ich dachte mir, dass es vielleicht doch ganz interessant ist die vielen Schwierigkeiten zu sehen ;)
Und mit dem Mittelweg, das ich teilweise Bücher exemplarisch für Themen genannt habe, fühle ich mich auch wohler als mit der Anfangs-Idee konkrete Bücher zu nennen. Da ist dann noch ein bisschen mehr Spielraum.
Danke für deine Meinung! :)
Nach gefühlt 100 Jahren kommt auch endlich mal mein Kommentar: Ich finde deinen Post sehr interessant. Dass man auf dieses Problem stößt, welche Bücher wichtig sind und dass das nicht nur nach Lesevorlieben sondern auch anderen Gründen unterschiedlich sein kann, fand ich überaus interessant, weil ich mir bis jetzt darüber gar keine Gedanken gemacht habe. Ich kann mich Wortgestalts Kommentar also nur anschließen.
AntwortenLöschenEin sehr aufschlussreicher und gedankenanregender Post, vielen Dank dafür!
Liebe Grüße,
Lyrica
:D Es war ja auch eher meine Notlösung, um mich halbwegs elegant aus der Nummer raus zu manövrieren. Wobei ich mittlerweile eigentlich zufrieden bin damit, nur ein paar Themen und Beispiele zu nennen, als konkrete Bücher.
LöschenDanke, für deinen lieben Kommentar :)
Julia