Sonntag, 30. November 2014

Sammelsurium zum Monatsende

 Hallo ihr Lieben,

morgen beginnt tatsächlich schon der letzte Monat des Jahres. Ich habe das Gefühl, je älter ich werde, desto schneller geht ein Jahr um. Geht es euch auch so? Kommen wir einfach zur Monatsstatistik und später quatsche ich dann wie immer noch ein bisschen sehr viel. Vielleicht. Ich bin heut so lustlos...

Was habe ich gelesen?
Der Rosie-Effekt (Graeme Simsion) beendet
Cupido (Jilliane Hofmann)
Yep-Warum nicht anders (diverse) 
Anna Karenina (Lew Tolstoi) beendet
Lilly unter den Linden (Anne C. Voorhoeve)
Winterhimmel (Christina McKay)
Sonne am Winterhimmel (Christina McKay)
Frank Bsirske macht Urlaub auf Krk (Oliver Welke) begonnen

Gut gefallen hat mir definitiv Cupido, auch wenn ich den Grusel-Faktor vermisst habe, den mir mehrere Leute versprochen haben. Lilly unter den Linden hat mich ebenfalls überzeugen können, da es sehr informativ ist. Anna Karenina war zwar stellenweise sehr trocken, aber insgesamt viel viel besser als erwartet und wirklich unterhaltsam! Total enttäuscht hat mich Der Rosie-Effekt, so sehr, dass ich dazu nichts weiter zu sagen habe :( Von Oliver Welkes Buch habe ich mir auch erwartet...

Was ist diesen Monat in mein (virtuelles) Regal gezogen?
Yep-Warum nicht anders (Rezensionsexemplar)
Winterhimmel/Sonne am Winterhimmel (kostenlos - zählt also nicht ;))
Stirb leise, mein Engel (auch kostenlos und zählt auch nicht ;))
Das große Geschenk: Adventskalender (Geschenk)
Wunder einer Winternacht (Geschenk)

Was gibt es positives zu vermelden?
Als ich auf Kurzurlaub Zuhause war, habe ich mit meiner Mutter im Garten gearbeitet. Das hat manchmal echt was meditatives, es sei denn da wächst Unkraut, das Wurzeln bis nach China hat. Wir haben ein vorwitziges Rotkehlchen im Garten, dass uns bei der Arbeit zugeschaut hat und meinem Vater beim Gartenumgraben immer zwischen die Beine geflogen ist. Wer kann es ihm auch verdenken, beim Umgraben kommen doch die ganzen leckeren Würme hervor... Blöderweise standen aber auch jede Menge Brennnesseln im Hochbeet, die meiner Mutter und mir einen ganzen Tag lang kribbelige Hände verursacht haben. Da bekomme ich Mitleid mit meinem Vater, bei dem das seit seiner Chemo Dauerzustand in Fingern und Füßen ist.

Außerdem habe ich mit einigen Kommilitonen ein sagenhaftes Menü genossen, das sie mir zum Geburtstag geschenkt haben. :) Es gab zur Vorspeise Rapunzel&meer, zum Hauptgang Hans im Glück und zur Nachspeise Schneewittchens Traum. Klingt super oder? Es war übrigens Feldsalat mit Gurken und Thunfisch mit Honig-Senf Dressing, Reibekuchen mit Apfelmus und schwarzes und weißes Schokomousse mit Himbeersoße. Mh lecker.

Was war nicht so schön?
Ich hatte ein traumatisches Erlebnis in dem Viertel in dem ich wohne. Es ist ein sehr neues Wohngebiet, viele Familien mit kleinen Kindern... aber der St. Martins-Umzug... ich bin immer noch fassungslos. Was hatte ich für eine schöne Kindheit. Die Laternen konnte ich an einer Hand abzählen, es waren gefühlt mehr Erwachsene als Kinder an dem Umzug beteiligt, was aber daran liegen kann, dass alle durcheinander liefen. Ich kenne das nur so, dass vorn der St. Martin reitet, dahinter kommt der Kindergarten und dann nach einander die Schulklassen der Grundschule, dazwischen mehrere Blasorchster und jedes Trüppchen mit seinem eigenen Schilderträger und den Abschluss bildet dann "der Rest". Eltern mit Kinderwagen, Großeltern und so weiter. Jedenfalls bestand dieser Martinszug aus zwei Bläsern (Trompetern?) die eine Strophe (!) von Sonne, Mond und Sterne gespielt haben und dann war es das. Gesungen hat keiner. Halloooo?! Wir haben früher die alten Leute aus dem Bett gesungen und sei es mit selbstgedichteten Texten wie "Sankt Martin ritt durch Pommes und Salat". Haltet mich für bescheuert, aber ich fand das wirklich traurig. Es war ein bisschen übertrieben gesagt, ein Haufen dunkelgekleideter Leute, mit einzelnen Lichtquellen zwischendrin, die so durch die Gegend gelaufen sind. Sehr schade!

Und sonst so?
Haben wir uns nicht alle schon gefragt, woher J.K. Rowling ihre Ideen nimmt? Wünschen wir uns nicht wenigstens einen Bruchteil dieser Kreativität? Kein Problem: Einfach Biologie studieren und schon ist es ein leichtes sich die Minimuffs einfallen zu lassen. Wo wir gerade dabei sind: Kann ich auch bitte einen Arnold haben? Oder zumindest eine Honduras-Zwergfledermaus? Biiiiiiiitte! Keine Ahnung wovon ich spreche? Klick hier!

Bin ich schon in Weihnachtsstimmung? Ich weiß es nicht. Immerhin merke ich an verschiedenen Dingen, dass bald Weihnachten ist. Den Weihnachtsmann habe ich schon gesehen, im Supermarkt wird man mit Weihnachtsliedern vollgedudelt und der Bus ist Sonntags wegen Überfüllung geschlossen, weil alle in die Stadt fahren.
Meine Stimmung jedenfalls passt sich zumindest dem Wetter an, ich hab zu nichts Lust, möchte gleichzeitig aber viel machen. Kennt ihr das? Man sitzt/steht/liegt/läuft/irgendwo und denkt sich: "Jetzt hätte ich richtig Lust ganz viel zu lesen". Fünf Minuten später schaut man sein Buch an und denkt: "Nö". Einfach nur nö. Aber Lust richtig viel zu lesen hat man trotzdem. Und so geht es mir mit allem. Ich habe auch total Lust zu bloggen, andere Blogs zu besuchen, zu lesen, sogar zu lernen, aber dann will ich anfangen und... nichts ist. Ich hasse es!

Eine Sache noch und dann bin ich auch fertig für heute... ;)
Im "Gemeinsam Lesen"-Post vom Dienstag hatte ich euch ja schon meinen literarischen Adventskalender gezeigt. Ein paar Tage später kam ein Paket von meiner Tante mit diversen Zeitungsartikeln (unter anderem zu Fanfictions, ein dazu passendes Foto seht ihr unten :D), Haribo Christmas und dem Adventskalender, den mir auch schon meine Mutter geschickt hat. Den von meiner Mutter hab ich jetzt zurück geschickt und dafür durfte ich mir etwas anderes aussuchen, weshalb ich dann noch "Wunder einer Winternacht" bestellt habe. Nach dem Paket von meiner Tante kam übrigens noch ein Paket von meiner Familie mit jede Menge Schokolade (als gäbe es die hier in Bayern nicht), Bastelzeug für "10 Minuten Weihnachten" und Plätzchen. Letztere waren in einem schönen Glas, das mit Fotos von mir und meinen Brüdern beklebt ist, wie wir früher Plätzchen gebacken haben. So schön :)))

Welche Fragen habe ich mir diesen Monat gestellt?
Ist es bei der Bahn wie mit Flügen? Wenn man eine Verbindung häufig sucht, wird diese teurer? Falls da jemand was weiß, wäre ich dankbar für eine Antwort. Ein Ticket ist jetzt schon unverschämt teuer (80 Piepen für eine Fahrt- Minimum), da muss ich ja die Preise nicht noch zusätzlich in die Höhe treiben.
Nachtrag: Ich dachte mir, wenn ich gerade schon über die Bahn spreche, kann ich auch nochmal kurz die Preise checken. 48€... immerhin schon deutlich günstiger und unter 48€ ist normalerweise echt ein Glücksspiel. Außerdem brauche ich für nur vier Euro weniger mit dem Quer-durchs-Land-Ticket satte 3 Stunden (Minimum!) länger. Kurz hab ich dann überlegt das Risiko einzugehen und meinen Trip zum Bahnhof auf morgen zu verschieben unter anderem aus Bequemlichkeit und verbesserte Busanbingung, aber ich bin doch gefahren und jetzt haltet euch fest: 21€. Noch mal in großen Buchstaben: 21€. Ist es denn zu fassen? Allerdings hab ich da immer Angst, dass ich aus Versehen irgendwo im tiefsten Osten lande oder Bahncard 50 eingegeben habe :D Bin jetzt happy und feier mit einer Apfeltasche :)

Ich musste bei Edward und Harry
doch sehr lachen :D

Samstag, 29. November 2014

Rezension ~ Winterhimmel

Titel: Winterhimmel
Autorin: Christina McKay
Seiten: 206 Seiten
Reihe: Winterhimmel #1
Genre: Gay-Romance, Trauer
Besonderheiten: Erzählt eine wahre Geschichte, daher kostenlos erhältlich


Inhalt:
Jan hat durch einen Gehirntumor seinen Ehemann Mike verloren. Ein Jahr nach dessen Tod erhält Jan eine Schachtel von seinem Mann, mit einigen Briefen und Aufgaben, die er erledigen soll. Bei dem Versuch Mikes Wünschen nachzukommen, lernt er Nils kennen, der ihn besser versteht als jeder andere. Denn auch Nils hat seinen Partner verloren…

Meine Meinung:
Beim Durchstöbern kostenloser Ebooks bin ich auf Winterhimmel gestoßen und habe mich durch das schöne Cover und den Titel verzaubern lassen. Da Winterhimmel die Geschichte von real existierenden Personen erzählt, verzichte ich auf eine Bewertung mit Punkten, sondern schildere lediglich meinen Eindruck darüber.

Schon die Kurzbeschreibung macht deutlich, dass Winterhimmel dem Roman P.S.: Ich liebe dich sehr ähnlich ist. Auch wenn dies so sein soll, da Mike und Jan sich den Film gemeinsam angeschaut haben und die Idee mochten, war ich anfangs skeptisch, da ich Cecelia Aherns Bestseller nicht mochte. Es ist auch schon ewig her, dass ich diesen Roman gelesen habe, aber die Grundstory ist ja bekannt und findet sich auch in Winterhimmel wieder.

Mike stirbt nach einem Gehirntumor und hinterlässt seinem Ehemann eine Reihe von Aufgaben und Botschaften. Das Haus verkaufen zum Beispiel, tanzen gehen und sich neu verlieben. Diese Aufgaben sind in meinen Augen nicht besonders spektakulär in dem Sinn, dass sie nicht überraschend sind. Natürlich möchte Mike nicht, dass Jan die nächsten fünfzig Jahre allein ist und natürlich möchte er, dass Jan ihr Haus verkauft, weil es schon für zwei zu groß ist und Jan nach Mikes Tod nur noch drei Zimmer nutzt. Die Aufgaben sind wie sie sind, da hat auch die Autorin keinen Einfluss drauf. Worauf sie Einfluss hat ist aber, inwieweit die Aufgaben thematisiert werden. Für Jan markieren sie einen Wendepunkt, weil er nach einem Jahr voller Trauer und Verzweiflung wieder beginnt zu leben. Er kann wieder lachen, trifft sich mit seinen Freunden und akzeptiert, dass Mike tot ist. Dafür, dass die Briefe so einen wichtigen Part einnehmen und das Lesen dieser so ausführlich beschrieben wird, werden sie gegen Ende für mich viel zu wenig beachtet. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin noch mal auf das Thema eingeht, zum Beispiel in dem Jan reflektiert welche Wünsche er Mike erfüllen konnte und welche vielleicht noch anstehen.

Der Erzählstil ist sehr einfach gehalten, sodass man wirklich sehr schnell durch die Seiten fliegt. Ein bisschen schade finde ich, dass das Lesen der Briefe, der Neustart und der Beginn von Nils und Jans Beziehung so detailreich beschrieben wurde, dieses aber nach einem Streit von Nils und Jan völlig abflacht. Das Verhältnis hat hier einfach nicht gestimmt, da nach der Versöhnung erst nur kurze Episoden folgen, die mich wirklich verwirrt haben, weil es keine Übergänge gab. Dann aber folgen wieder etwas ausführlichere Szenen und schließlich ein Epilog, der ähnlich detailreich erzählt wird wie der Beginn Geschichte. Ich hatte einfach das Gefühl, dass der Autorin der Beginn der Liebesgeschichte zwischen Nils und Jan sehr wichtig ist, ebenso wie der vorläufige Höhepunkt ihrer Beziehung, aber das dazwischen gar nicht so wichtig ist und nur kurze Episoden erzählt wurden um den Zeitsprung nicht ganz so drastisch ausfallen zu lassen.

Insgesamt ist die Geschichte sehr berührend, vor allem vor dem Hintergrund, dass sie real ist. Das dies die Geschichte zweier Menschen ist, die einen tragischen Verlust verkraften mussten. Mich haben die Worte teilweise sehr berührt, vor allem Mikes Briefe waren bewegend. Es muss sehr schwer für ihn gewesen sein, zu wissen das er nicht mehr lang leben zu hat und Jan trotzdem oder gerade deswegen in seinen Briefen aufzufordern einen neuen Mann in sein Herz zu lassen. Besondere Größe hat er mit diesen Worten gezeigt: "Und sei dir sicher, dass ich dir nichts von dem, was du in deinem restlichen Leben tust oder auch nicht tust, jemals vorwerfen würde."

Fazit:
Eine berührende, wahre Geschichte über die Liebe und den Tod. P.S. Ich liebe dich mit Männern. Die Umsetzung hätte in der Mitte ausführlicher sein können, da dort viele kurze Szenen abgehandelt werden, insgesamt jedoch sehr schnell und schön zu lesen.

Sonne am Winterhimmel:
Die ganze Geschichte gibt es auch noch aus der Sicht von Nils in „Sonne am Winterhimmel“. Da sich nur die Perspektive ändert, verzichte ich auf eine eigenständige Rezension und möchte nur kurz erwähnen, warum sich „Sonne am Winterhimmel“ meiner Meinung nach nicht lohnt. Bis auf eine kleine Szene, wie Jan und Nils zu ihren Hunden kommen, hält Nils Sicht keine neuen Erkenntnisse bereit. Außerdem war es mir an den meisten Stellen viel zu oberflächlich und ich hätte mir hier und da mehr Details gewünscht. Die Story verläuft sehr schnell, was auch schon in „Winterhimmel“ der Fall war. Dort war es aber knapp an der Grenze zu „noch okay“ in „Sonne am Winterhimmel“ war es mir dann wirklich zu schnell. Zusätzlich finde ich schade, dass die Sätze kaum bis gar nicht variieren. Die wörtliche Rede bleibt natürlich gleich, das ist klar. Allerdings werden ganze Szenen in sehr ähnlichen bis identischen Sätzen beschreiben, nur dass mit „du“ dann nicht mehr Nils, sondern Jan gemeint ist und mit „ich“ nicht mehr Jan, sondern Nils.

Ohne es böse zu meinen, muss ich daher sagen, dass es reicht eine der beiden Geschichten zu lesen. Da Mikes Briefe verständlicherweise nicht so ausführlich in „Sonne am Winterhimmel“ thematisiert werden, empfehle ich daher „Winterhimmel“ zu lesen.

Donnerstag, 27. November 2014

Rezension ~ Lilly unter den Linden

Titel: Lilly unter den Linden
Autorin: Anne C. Voorhoeve
Seiten: 286
Verlag: Ravensburger
Genre: Jugendbuch, deutsche Geschichte





Inhalt:
1988. Die dreizehnjährige Lilly hat ihren Rucksack gepackt. Das Ziel ihrer Reise ist klar. Sie will nach Jena in die DDR. Dort nämlich lebt ihre wunderbare Tante Lena mit ihrem Mann und ihren Kindern - die einzige Familie, die Lilly nach dem Tod ihrer Mutter noch bleibt. Doch mal eben von West nach Ost, das funktioniert nicht einfach so. Da gilt es nicht nur, die Mauern der Bürokratie zu durchbrechen, sondern auch gegen die Schatten der Vergangenheit, die das Leben ihrer Familie im Osten bestimmen, anzukommen. Aber Lilly lässt sich nicht abschrecken und erobert eine neue Welt für sich. (Klappentext)

Meine Meinung:
Dieses Buch liegt schon ewig auf meinem SUB, ich habe es nie gelesen, weil mich die DDR thematisch so gar nicht interessiert. Für eine Challenge habe ich es jetzt gelesen und ärgere mich ein bisschen, dass ich es nicht mal früher gelesen habe. Als Teenager hätte mir das Buch sicher noch ein bisschen besser gefallen.

Das Buch beginnt mit der erwachsenen Lilly, die auf dem Sommerfest ihrer neuen Arbeitsstelle allein an der Bar sitzt. Sie fühlt sich unwohl, weil sie neu und noch dazu total overdressed ist und möchte am liebsten verschwinden. Doch dann setzt sich Gregor, ein Doktor der Archäologie, zu ihr und die beiden kommen ins Gespräch und Lilly erzählt ihm ihre Geschichte. Diese erfährt der Leser Stück für Stück auf den nächsten 280 Seiten.

Am Anfang hatte ich für wenige Seiten Probleme die Zeitebenen auseinanderzuhalten, da Lilly von ihrer Mutter erzählt und sie dann natürlich auch "Mutter" oder "Mami" nennt, andererseits befindet sich der Leser aber ab einem gewissen Zeitpunkt in der Geschichte und es wird von der Mutter als "Rita" gesprochen. Die Geschichte wird dann nicht mehr von Lilly Gregor erzählt, sondern man erlebt mit Lilly ihre Flucht in die DDR. Die Verständnisprobleme lösen sich aber wirklich sehr schnell auf, es war nur eine leichte Irritation zu Beginn.

Lilly ist als Charakter sehr sympathisch, wenn auch furchtbar naiv. An einigen Stellen war es mir fast ein bisschen zu viel, andererseits wird dadurch auch sehr deutlich, welche großen Unterschiede teilweise zwischen der DDR und der BRD herrschten und das die Wahrnehmung auf der jeweils anderen Seite der Mauer stark durch die Medien und den Staat beeinflusst wurden. Beispielsweise steht Lilly mit ihrer Tante Lena vor einem Konsum an um Lebensmittel einzukaufen. Kurz vor Ladenschluss kommen die beiden tatsächlich noch an die Reihe und während Lena und die Verkäuferin sich kurz unterhalten, holt letztere eine rote Flasche hinter dem Tresen hervor und steckt sie Lena heimlich in die Tasche, während sie den Preis für die Flasche in die Kasse tippt. Lilly beobachtet alles und möchte empört dazwischen schreiten, weil sie denkt die Verkäuferin jubelt ihrer Tante etwas unter, das sie nicht haben möchte und lässt sie dafür auch noch bezahlen. Glücklicherweise kann Lena Lilly stoppen und erklärt ihr dann auf der Straße fröhlich, dass es zur Feier des Tages Pommes geben wird, da die Verkäuferin ihr Ketchup zugesteckt hat. Erst da erkennt Lilly, dass viele Sachen unter dem Ladentisch gehandelt werden, wenn man Kontakte hat.

Am besten gefallen hat mir Till, Lillys Cousin. Er ist der einzige, der sich über Lillys Auftauchen restlos zu freuen scheint. Seine gute Laune ist ansteckend und er zeigt Lilly mit Begeisterung ein wenig von Jena.
Insgesamt waren aber alle Figuren in "Lilly unter den Linden" sehr authentisch und interessant. Einzig Gregor ist vielleicht ein bisschen blass geblieben, was aber auch daran liegt, dass er nur kurz auftaucht und der Auslöser für Lillys Erzählung ist.

Sehr gut gefallen hat mir auch die Beschreibung der ganzen geschichtlichen Sachen. Die Unterschiede zwischen der BRD und der DDR, habe ich schon angesprochen, aber auch die Situation in der DDR war sehr gut und vor allem verständlich dargestellt. Lilly wundert sich beispielsweise, dass überall Spruchbänder und Flyer mit sozialistischen Parolen hängen, macht sich sogar Gedanken darüber, dass darin indirekt zum Kampf gegen den Westen aufgerufen werden könnte und es Krieg geben wird. Durch Freundinnen ihrer Cousine Katrin erfährt sie dann, dass eigentlich niemand mehr nach den Spruchbändern schaut. Auch gut gefallen hat mir der kurze Ausblick den die Autorin am Ende des Buches gibt, das heißt was nach der Wende im Osten passierte, wie beispielsweise die Arbeitslosigkeit und das Sterben der Industrie. Ebenso wird deutlich gemacht, dass in der DDR nicht alles schlecht war und einige Dinge in die BRD hätten übernommen werden können oder sollen. Beides wurde gut in die Geschichte eingebettet, sodass es nicht den Anschein hatte als müssten diese Informationen einfach der Vollständigkeit halber gegeben werden.

Fazit:
Für jüngere Leser ein durchaus interessantes und informatives Buch über ein Mädchen, dass nur zu ihrer Familie in die DDR möchte. Die Situation in der DDR und die Unterschiede zur BRD werden verständlich und spannend dargestellt, sodass dieser Roman keinen Lehrbuchcharakter hat. Um jungen Leuten das Thema der Zweiteilung Deutschlands näher zu bringen, ist dieses Buch auf jeden Fall geeignet.
4/5 Punkte

Sonntag, 23. November 2014

Gedankensammelsurium ~ Was man gelesen haben sollte...

....oder kurz: Ein Prozess eines Posts.

Hallo ihr Lieben,

heute geht es um das Thema "Was man gelesen haben sollte". In einem Kommentar zur Aktion Gemeinsam Lesen hat die liebe Lyrica geschrieben:
"Mich würde ja mal ein Post dazu interessieren, welche Bücher du im Kopf hast, die man unbedingt gelesen haben sollte. Bin gespannt, was du da für Titel nennst, denn so eine Liste hat bestimmt jeder irgendwie."
Da ich recht unfähig bin Nein zu sagen und ich über solche Sachen sowieso gern nachdenke, hab ich tatsächlich diesen Post vorbereitet. :)

(Ich suche gerade eine nette Überleitung)

Als es ans Liste schreiben ging, fiel mir spontan der ein oder andere Titel ein, dann hatte ich das Gefühl etwas wichtiges vergessen zu haben und anderes gehört vielleicht doch nicht auf Liste... Aber bereits nach dem zweiten Titel den ich im Kopf hatte (Die Bibel (die eh ein Sonderfall ist)), haben mich Zweifel überkommen.
Gibt es überhaupt Titel, die man gelesen haben sollte?
Meine Lesegeschichte ist zum Beispiel geprägt von Krimis und Thrillern, weshalb ich denke, dass man mindestens einen richtigen guten spannenden Thriller gelesen haben sollte, der so spannend ist, dass man liest und liest und liest und erst Stunden später wieder auf die Uhr schaut. Dabei weiß ich aber zum Beispiel von Lyrica oder auch meiner besten Freundin, dass sie Thrillern so gar nichts abgewinnen können. Was sollen sie dann also mit diesem Titel auf meiner "Was man gelesen haben sollte" Liste anfangen? Es gibt sicher einige (wenige) Bücher, die so... existenziell? bewegend? nachdenklich? interessant? bedeutend? sind, dass man sich wünschen würde, das jeder diese Bücher kennt. Dies sind denke ich aber wirklich sehr wenige (und mir fällt auch grad keins ein(!))und letztendlich sind solche Listen doch vor allem eins: subjektiv. Deshalb gibt es auch an dieser Stelle keine Liste von Büchern die "man" gelesen sollte, sondern eine Liste von Büchern die ich für Klassiker, für bedeutend, für wichtig oder sonst wie interessant finde, sodass ich sie unbedingt lesen möchte oder lesen wollte.

(An dieser Stelle habe ich dann meinen Text unterbrochen, um mehrere Tage über meine Liste nachzudenken)

Diese besagten Tage das Nachdenkens sind jetzt um, vorerst und was soll ich sagen? Ich bin nicht zu Frieden. Aus mehreren Gründen. Erstens: Habe ich mich mehr oder weniger um die Beantwortung der Frage gedrückt, denn selbst wenn ich weiter unten eine Liste schreibe, sind das dann Bücher die man gelesen haben sollte? Und zweitens: diese Liste ist so was von unerschöpfend... Muss/will ich tatsächlich diese Bücher auf der Liste lesen und fehlen da nicht noch jede Menge? Wie entscheidet man überhaupt, was auf die Liste kommt? Muss ich nicht alle 200 Bücher auf meinem Wunschzettel unbedingt lesen, denn sonst würden sie ja nicht drauf stehen? Drittens: Philospohiere ich hier rum, ohne zu wissen wo ich mit der Beantwortung der Frage hin will, ob ich sie überhaupt beantworten kann und ob ich das überhaupt will und überhaupt!

Spontan Entscheidung nach tiefem Durchatmen. Ich schreibe jetzt tatsächlich eine kurze, nicht erschöpfende Liste, von Büchern, die man (nicht ich!) gelesen haben sollte. Teilweise ist die Liste eher thematisch angelegt, aber nun ja... seht selbst.

Anna Karenina
Einen Klassiker sollte man in seinem Leben schon gelesen haben und da ich nun mal gerade Anna Karenina gelesen habe, wird es eben dieser. Es gibt auch jede Menge andere Klassiker, aber der Vorteil von Anna Karenina ist definitiv die interessante Handlung und vor allem die einfache Sprache. Vergesst die gestelzte Sprache, die alten Ausdrücke die eure Horrorvisionen von Klassikern prägen: Ihr werdet sie in Anna Karenina nicht finden (vielleicht an ein oder zwei Stellen, aber das ist bei über 1000 Seiten quasi nichts).

Harry Potter und der Stein der Weisen
Es kann einfach in unserer hochgradig mediatisierten - oder so - Welt keinen Menschen geben, der noch nie von Harry Potter gehört hat. (Wie? Der zaubert? Kaninchen aus dem Hut? - Ehm nein, mehr so richtig. Verwandelt Ratten in Trinkkelche, lässt es schneien oder so.) Wenn man zu faul zum Lesen ist, dann tut es auch das Hörspiel oder der Film, von mir aus auch der Wikipedia-Eintrag. Aber ehrlich, es gibt nichts was es von Harry Potter nicht gibt (ich weiß das, ich hatte Harry Potter Tapete!), also kann man ruhig zumindest das erste Buch lesen.

Pipi Langstrumpf/Michel aus Lönneberga/egal, hauptsache Astrid Lindgren
Ehrlich, muss ich dazu was sagen?
Ist die Vorstellung nicht toll, dass nebenan ein Mädchen wohnt, mit einem Äffchen und einem Pferd? Dass dieses Mädchen sein Pferd stemmen kann, nicht zur Schule gehen muss und für alle Kinder der Stadt Geschenke in ihren Baum hängt?
Wie unterhaltsam ist es, dass ein kleiner Junge mit dem Kopf in der Suppenschüssel feststeckt und zur Strafe in den Schuppen gesperrt wird und dort Männchen um Männchen schnitzt? Haben wir uns nicht alle schon mal gewünscht, dass die Geschichten von Astrid Lindgren wahr sind und wir mitten drin stecken?

Märchen der Gebrüder Grimm
Schon eine Diskussion drüber in der Uni gehabt. Für mich: deutsches Kulturgut und deshalb sollte man seine eigene Märchensammlung besitzen und sie bitte bitte den eigenen Kindern und Enkelkindern vorlesen. Wer kein Märchen kennt (und nein, Barbie in Schwanensee ist kein Märchen) tut mir Leid.


Buddenbrooks - Verfall einer Familie von Thomas Mann
Habe ich selbst noch nicht gelesen, also vielleicht finde ich es blöd und streiche es dann irgendwann wieder. Vorher aber denke ich, dass es ein wichtiger Gesellschaftsroman ist, von einem der bekanntesten und vielleicht auch bedeutensten deutschen Autoren.

Tagebuch der Anne Frank
So traurig es auch ist, die Zeit des Nationalsozialismus ist ein Teil der deutschen Geschichte und somit auch ein Teil unserer Geschichte, selbst wenn wir zu diesem Zeitpunkt nicht gelebt haben und auch nicht von den unmittelbaren Folgen des Krieges betroffen sind bzw. waren. 
Ich finde es sehr wichtig, dass man über den Nationalsozialismus Bescheid weiß, dass man von den Deportationen und Konzentrationslagern weiß, weshalb man unbedingt Literatur wie das Tagebuch der Anne Frank oder der Junge im gestreiften Pyjama gelesen haben sollte. Ehrlicherweise muss ich sagen, noch keins der beiden Bücher gelesen zu haben, weil mich das so unglaublich mitnimmt, dass ich solche Lektüre nicht immer lesen kann. Es ist aber fest für 2015 eingeplant.

Thema: Teilung Deutschlands/BRD und DDR
Etwas das viele von uns vielleicht noch mehr betrifft als der Nationalsozialismus ist die Teilung Deutschlands. Auch hierzu wissen viele einfach viel zu wenig, ich nehme mich da selbst nicht aus. Momentan lese ich "Lilly unter den Linden", welches von einem Mädchen handelt, das nach dem Tod der Mutter unbedingt in die DDR zu ihrer Tante ziehen möchte. Richtig packen kann es mich noch nicht, aber immerhin erfährt man einiges über die DDR. Von vielen Seiten gelobt wird auch das Buch "Jenseits der blauen Grenze" von Dorit Linke, welches ich mir ebenfalls irgendwann mal genauer anschauen werde.

Die Macht des Zweifels von Jodi Picoult
Kein Buch was jeder kennt, aber dennoch ein Buch was mich nachhaltig beeindruckt hat. Der Titel erklärt schon sehr gut worum es in diesem Buch geht. Der Leser bezieht die Ereignisse automatisch auf sich, man fragt sich wie man selbst reagieren würde. Da sich das Buch auf das amerikanische Rechtssystem bezieht und Gerichtsverhandlungen hierzulande etwas anders ablaufen, ist die Situation aus dem Buch nicht eins zu eins übertragbar, aber dennoch nicht weniger nachdenklich. Auf das deutsche Rechtssystem scheint sich Ferdinand von Schirach zu beziehen, von dem ich auch noch kein Buch gelesen habe, was aber ebenfalls noch auf meiner Liste für 2015 steht.

Die unendliche Geschichte/Momo von Michael Ende
Auch noch nicht von mir gelesen, aber interessant um zu sehen welche Bücher vor 40 Jahren gehypt wurden.

Der kleine Prinz von Antoine de Saint-Éxupery
Aus diesem Buch kann und sollte jeder etwas mitnehmen.
♥♥Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
♥♥Die Menschen haben keine Zeit mehr, irgendetwas kennen zu lernen. Sie kaufen sich alles fertig in den Geschäften. Aber da es keine Kaufläden für Freunde gibt, haben die Leute keine Freunde mehr.

Bibel/andere religiöse Schriften
Wie oben schon erwähnt ist die Bibel ein Sonderfall. Natürlich kann ich nicht sagen, dass jeder mal einen Blick in die Bibel geworfen haben sollte, nur weil ich Christin bin. Ich finde es ganz allgemein wichig, mal religiöse Texte zu lesen und sich damit zu beschäftigen. Ganz egal welche Religion man hat oder ob man überhaupt glaubt, sollte man sich mal mit dem Thema auseinander gesetzt haben. Religion ist etwas, dass die Menschen bewegt, dass Einfluss auf die Gesellschaft übt und man kann nicht die Entwicklung der Menschheit betrachten ohne sich mit der Religion zu beschäftigen.
In derselben Diskussion in der es um Märchen ging, wurde auch darüber gesprochen, welche Texte und Lieder man im Kindergarten vorlesen und singen sollte. Beispiele die zur Diskussion standen waren unter anderem die Weihnachtsgeschichte aus der Bibel, ein Martins-Lied und Rotkäppchen. Warum man Rotkäppchen vorlesen sollte, habe ich oben schon angeführt. Auch die Weihnachtsgeschichte sollten Kinder kennen, denn diese steht nicht nur in der Bibel! Kinder müssen wissen, dass wir Weihnachten nicht feiern, weil Coca-Cola dann mit einem Truck durch die Gegend fährt...


So... ich weiß nicht, ob ich mit diesem Beitrag jetzt zufriedener bin, als vorher. Muss ihn nochmal lesen und lesen und lesen und lesen und dann in mich gehen. ;) Wichtig ist mir aber, dass dieser Beitrag subjektiv ist. Nur weil ich finde, dass jeder die Weihnachtsgeschichte kennen sollte, heißt das nicht das ich Leute verurteile, die ihren Kindern die Weihnachtsgeschichte nicht vorlesen, weil sie nicht gläubig sind und ihre Kinder vollkommen ohne Religion erziehen. Jeder hat das Recht das zu glauben und zu leben, was er für richtig hält. So ist es auch mit dem Lesen und das ist das wichtigste: Überhaupt zu lesen! Egal ob es Fantasy ist, ein Krimi oder ein Liebesroman. Egal ob es klassische Literatur ist oder ein Groschenroman. Jeder soll und kann und darf und muss das lesen, was ihm gefällt und nicht das, was andere für wichtig halten ;)

Bin jetzt fertig. Hab heut meinen moralischen... :)

Was denkt ihr zu dem Thema? Kennt ihr Bücher, die man ungelesen haben sollte? Kann man das überhaupt so sagen? Wo habe ich Denkfehler? Lieber löschen den Beitrag? Noch mehr Diskussionswünsche?

Freitag, 21. November 2014

Rezension ~ Anna Karenina

Titel: Anna Karenina
Autor: Leo Tolstoi
Seiten: 1168
Verlag: Weltbild
Genre: Klassiker





Inhalt:
Anna Karenina gehört zu den bekanntesten literarischen Ehebrecherinnen. Sie könnte glücklicher nicht sein, hat sie doch einen liebenswürdigen Sohn und einen treusorgenden Ehemann, welcher ihr Zugang zu den hohen Gesellschaftsschichten verschafft. Anna ist zudem hübsch und klug und verzaubert durch ihr Aussehen und ihren Charakter jeden Menschen, der zu ihr Kontakt hat. Doch als sie Graf Wronski kennen lernt, verliebt sie sich Hals über Kopf in ihn und stellt ihr ganzes bisheriges Leben in Frage.

Doch nicht nur von Anna handelt dieses Buch, sondern auch von ihrem Bruder Stepan, der seine Frau Dolly betrügt und einen Hals voll Schulden hat, ebenso wie von Ljewin, einem Studienfreund Stepans und seiner Herzensdame Kitty.

Meine Meinung:
Ich wollte "Anna Karenina" schon sehr lange lesen, weil es für mich ein Klassiker ist, den man (ich) gelesen haben sollte. Über die ersten 60 Seiten bin ich nie hinausgekommen, bis sich die Möglichkeit geboten hat, mit einer lieben Bloggerkollegin dieses Buch zu lesen. Ich habe es nicht bereut.

Der Einstieg fiel mir beim ersten Mal nicht sehr leicht, da ich die verschiedenen Personen nicht auseinander halten konnte, obwohl ich nach zwei Jahren Russisch in der Schule zumindest etwas vertraut mit den Endungen war. Bei unserer Leserunde haben Janine und ich die Wikipedia Übersicht zur Hilfe genommen, die die wichtigsten Personen samt Spitznamen und Verwandtschaftsverhältnissen aufführt. Achtung: Diese Liste spoilert ein bisschen, was die im Verlauf der Geschichte geborenen Kinder und geschlossenen Ehen angeht, das hat mich aber nicht weiter gestört, da es nicht sehr überraschend war.
Diese unterschiedlichen Personen sind auch ein Pluspunkt für mich, da die Handlung so abwechslungsreich ist und sich schnell Lieblingscharaktere, aber auch Hasscharaktere bilden, was sich im Laufe der Geschichte durchaus noch ändert. Außerdem werden gesellschaftliche Ereignisse nicht nur aus Sicht der beteiligten Personen geschildert, sondern man bekommt auch den üblichen Tratsch mit.

Für viele abschreckend sind möglicherweise auch Länge und Sprache dieses Klassikers. Darüber habe ich mir anfangs auch Gedanken gemacht, allerdings zu Unrecht, wie ich feststellen musste. Das Buch ist in acht Teile aufgeteilt, von dem jeder Teil jeweils knapp über 30 Kapitel hat. Die Kapitel sind also meistens recht kurz, sodass man auch häufiger wenige Seiten lesen kann und oft gar nicht merkt, wie viele Seiten man schon wieder umgeblättert hat. Auch wenn man längere Zeit nicht, oder parallel ein anderes Buch liest, findet man immer gut in die Geschichte hinein.

Die Sprache hat mir auch weniger Schwierigkeiten gemacht als erwartet, da sie zwar anders ist als unsere heutige, aber ich hatte nicht das Gefühl das die Sätze so gestelzt waren, dass ich nicht mehr wusste was eigentlich ausgedrückt werden soll. Ab und an gibt es schon einige sehr lange Sätze, sie waren aber immer gut verständlich. Da Janine und ich unterschiedliche Ausgaben besitzen, hatten wir die Möglichkeit miteinander zu vergleichen. Es zeigen sich natürlich Unterschiede in der Wortwahl und dem Satzbau, aber der Sinn unserer verglichenen Zitate war immer identisch. Wenn man also die Möglichkeit hat, kann man in unterschiedliche Ausgaben/Übersetzungen reinschauen und entscheiden, mit welcher man am besten klarkommt.

Genervt haben mich an diesem Buch auch einige Dinge, weshalb ich dann doch keine fünf Punkte vergeben kann.
Einige Eigenschaften wurden ständig wiederholt um die Charaktere zu beschreiben. Wronski hat beispielsweise blendend weiße Zähne, die er auch mit Vorliebe zeigt. Die Damen sind durch die Bank weg schüchtern, oder erröten schnell, am besten beides gleichzeitig und auch einige Männer müssen permanent mit rotem Kopf durch die Gegend laufen, so peinlich sind ihnen einige Sachen. Es ist ja schön und gut, dass Wronski seine Zähne gut pflegt, aber das muss nicht jedes Mal erwähnt werden, wenn von ihm die Rede ist.

Ebenfalls genervt hat mich, dass die Charaktere so wankelmütig sind. Es ist unglaublich wie rasend schnell eifersüchtig manche von ihnen werden, ihren Ehepartner aus tiefstem Herzen hassen und überzeugt sind, er oder sie liebe ihn nicht mehr und in der nächsten Sekunde ist dann wieder alles in Ordnung. Natürlich spielt das Buch zu einer Zeit, als man sich Mätressen gehalten hat und kaum einer an eine Liebesheirat dachte, sodass der Stellenwert von Liebe und Eifersucht ein wenig anders waren. Dennoch war es mir an der ein oder anderen Stelle einfach zu viel des Guten und ich habe mir gewünscht, dass die Charaktere jetzt endlich mal wissen ob sie sich lieben oder eben nicht.

Im Großen und Ganzen war die Handlung sehr spannend, was ich so nicht erwartet habe. Klar, die Spannung ist anders als in einem Krimi, aber ich hatte doch häufig das Bedürfnis noch ein Kapitel und vielleicht noch eins und noch eins zu lesen, weil ich wissen wollte wozu sich der ein oder andere Charakter entschließt. Besonders Ljewin war mir total sympathisch, weil er sehr ruhig ist und lieber auf seinem Gut auf dem Land lebt, als sich in der Moskauer Oberschicht zu bewegen.

Mein Interesse an der Geschichte wurde an einigen Stellen dadurch gemindert, dass es lange Passagen über gesellschaftliche, politische und philosophische Theorien gab, die mir nicht geläufig waren und ich mich so gelangweilt habe. An diesen Stellen merkt man dann, dass der Autor einen starken Gerechtigkeitssinn hatte und sich für die Bauern in seiner Umgebung einsetzte. Für mich hätten diese Stellen ein wenig gekürzt werden können, da die ausführlichen Diskussionen eher Platz in thematisch passenden Abhandlungen gefunden hätten.

Fazit:
Anna Karenina ist ein Roman, von dessen Länge und Bezeichnung als Klassiker, man sich nicht abschrecken lassen sollte. Die Handlung ist sehr abwechslungsreich, da viele verschiedene Charaktere beleuchtet und viele Themen angesprochen werden. Die Sprache ist verständlich, man wird nicht von Schachtelsätzen erschlagen und die Kapitel haben eine angenehme Länge. Einige Passagen und Wortwiederholungen hätten allerdings gekürzt werden können und gegen Ende haben mich die meisten Charaktere durch ihr ständiges Hin und Her genervt. Da mich der Roman aber mit einem positiven Gefühl zurücklässt, vier von fünf Punkten!


4/5 Punkte