Freitag, 19. September 2014

Theaterkritik ~ Die Verwandlung

Heute mal ein etwas anderer Beitrag, der aber hoffentlich den ein oder anderen von euch anspricht. Wer ist denn in der Schule mit Kafka wahlweise gequält oder gesegnet worden? Durch einen engagierten Referendar haben wir uns zwar die ein oder andere Parabel anschauen müssen (fragt mich aber nicht welche), aber um Werke wie "die Verwandlung" bin ich drum herum gekommen. 2015 wird genau dieses aber Gegenstand des Zentralabiturs sein. Gestern habe ich mir nun das Stück im Theater angesehen und möchte euch davon berichten.

Worum geht es?
 Ich denke, der erste Satz liefert eine sehr gute Zusammenfassung der recht kurzen Erzählung:
"Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt".

Was hat mir gut gefallen?
Die Inszenierung selbst fand ich sehr schön gemacht, die Art wie die Bühne gestaltet wurde. Dazu gern mal das Video anklicken, das gibt einen guten Überblick. Es gab zwei Gregor Samsas/Erzähler (warum weiß ich ehrlich gesagt nicht) die vorn agierten. Hinter ihnen hingen fünf Leinwände, die etwas breiter waren als ein Mensch. Im Hintergrund war dann auf einer Leinwand (?) ein Wohnzimmer dargestellt, sodass die weißen Leinwände Gregors Zimmer von dem Rest der Wohnung abtrennten. Auf die Leinwände wurden je nachdem die Schatten der dort hinter stehenden Personen geworfen (die Eltern, die Schwester usw.) oder die Projektion von einem nachgebauten Schlafzimmer, in dem eine Kakerlake aus Plastik liegt. Dieser Nachbau stand auf einem kleinen Stuhl etwas abseits und die Kakerlake wurde dann von den Gregors/Erzählern entsprechend des Textes bewegt. Versteht man was ich sagen will? Nein. Schaut das Video an, da sieht man es sehr schön ;)

Auch die Besetzung hat mir gut gefallen, besonders die Gregors waren toll. Der eine hatte eine klasse Mimik und der andere eine hervorragende Körperspannung, auch wenn der Anzug ihm nicht ganz gepasst hat :D


Was hat mir nicht so gut gefallen?
Das ich nicht mehr in die Schule gehe. ;) Nein ehrlich, ich habe einige meiner alten Lehrer gesehen die mit ihren Schülern dort waren und glaube, dass ich mehr von dem Stück gehabt hätte, wenn ich es im Unterricht durchgenommen habe. Im Grunde passiert im Stück nämlich nicht viel, außer das sich Gregor in das Ungeziefer verwandelt und seine Familie mit ihm nichts mehr zu tun haben will und er deshalb in seinem Zimmer vor sich hin vegetiert. Fertig. In dieser Erzählung steckt ganz viel Möglichkeit zur Interpretation, was spannend ist, mir aber nicht viel bringt, weil ich keinen zum darüber sprechen habe. Hier fehlt mir dann die Schule, sodass ich mich mit einer Interpretation aus der Stadtbücherei begnügen muss.

Die Menschen auf, hinter, neben, unter, über, rechts und links der Bühne?
Ich bin kein großer Theatergänger, deshalb kann ich leider wenig dazu sagen wie toll und bekannt die Schauspieler sind. Für die interessierten unter euch dennoch ein paar Namen. Die Herrschaften kommen übrigens vom Westfälischen Landestheater:

 Inszenierung Ralf Ebeling >> Ausstattung Jeremias Vondrlik >> Dramaturgie Christian Scholze >> Regieassistenz / Abendspielleitung Felix Sommer >> Gregor Samsa 1 / Erzähler Thomas Zimmer >> Gregor Samsa 2 / Erzähler Bülent Özdil >> Grete Samsa / Erzählerin Samira Hempel >> Herr Samsa / Erzähler Thomas Tiberius Meikl >> Frau Samsa / Erzählerin Vesna Buljevic >> Prokurist / Bedienerin / Zimmerherren / Erzählerin Julia Gutjahr
Schaut euch hier ein kurzes Video zum Stück an

Gibt es jetzt auch ein Fazit oder was soll das alles?
Ja, es gibt ein Fazit. Es war ein interessanter Abend und ich bin froh mitgegangen zu sein, auch wenn ich skeptisch war. Zum Glück habe ich die Erzählung vorher nicht gelesen, meine Mutter hat sie erst zwei Tage vorher noch mal gelesen und fand es dementsprechend langweilig. Der Text ist nämlich original. Das Bühnenbild war wirklich klasse, die Schauspieler ebenfalls, nur über das Werk selbst lässt sich streiten. Man muss sich einfach näher damit verfassen. 
Insgesamt ist es mal etwas anderes Bücher auf der Theaterbühne zu sehen. Warum nicht mal ausprobieren?

Habt ihr schon Bücher auf Theaterbühnen gesehen? "Gut gegen Nordwind" von Daniel Glattauer wurde beispielsweise auch als Theaterstück inszeniert. Was haltet ihr generell davon? Kennt ihr "die Verwandlung"?

6 Kommentare:

  1. Hallo liebe Julia (:

    Ich habe dich auf meinem Blog zum Liebster Award nominiert und würde mich sehr freuen, wenn du mitmachen würdest (:
    Kannst ja mal vorbei schauen (:

    http://liveyourlifewithbooks.wordpress.com/2014/09/19/liebster-award-tag/

    Ganz liebe Grüße, Anna (:

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    1. Hallo Anna,

      danke für die Nominierung. Da ich schon mal nominiert worden bin, werde ich wahrscheinlich keinen extra Post zur Beantwortung der Fragen machen, sondern eher die Fragen dem alten Post hinzufügen ;)

      Liebe Grüße
      Julia

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  2. Ich finde es so toll, dass du das Theaterstück besprichst. Bitte mehr davon! Ich habe bisher nicht einen einzigen Post gelesen, der sich über die Inszenierung von Klassikern dreht und das war erfrischend.

    Es ist echt toll, dass du dir so Gedanken um die Interpretation des Stücks machst. Das hat man selten und das finde ich echt klasse. Ich hoffe, dass du jetzt einige gute Ansätze gefunden hast :)

    Ich habe leider bis auf eine fünfzeilige Kurzerzählung noch nichts von Kafka gelesen, bin mir auch unsicher, ob ich das ändern möchte, da ich glaube, dass das nicht so mein Ding ist... nach allem, was ich so höre. Man muss wohl sehr gut mit einer Biographie Bescheid wissen, um seine Werke zu "verstehen". Aber vielleicht denk ich nochmal drüber nach ;)

    Vielen Dank für den tollen Post! :)

    Liebe Grüße,
    Lyrica

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    1. Danke dir :) Ich bin eigentlich nicht so der Theatergänger, deshalb weiß ich nicht wann und ob noch was kommen wird. Ich hätte im März mit meiner Mutter zur Päpstin gehen sollen.

      Ja, doch, ich hab mal kurz in der Königs Erläuterung gelesen, aber die gefällt mir nicht so. Ich hab mich dann gestern noch kurz mit einer Bekannten drüber unterhalten und hab natürlich auch ein bisschen meine eigene Interpretation im Kopf. Trotzdem fehlt mir hier das austauschen mit Mitschülern sehr (das ich das mal sage...^^).

      Was kann man denn in fünf Zeilen erzählen? :D Mein Ding ist Kafka auch nicht, hab ich schon in der Schule feststellen können. Der war meiner bescheidenen Meinung nach geistig nicht ganz auf der Höhe.

      Freut mich wenns gefallen hat!
      Liebe Grüße,
      Julia

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  3. Verdammt, hab dich auch nominiert und erst jetzt gesehen dass du schon nominiert warst.
    naja, ich poste es dir trotzdem hier, wenn du möchtest kannst du die Fragen ja noch irgendwo beantworten ;)
    http://bookwormwitch.blogspot.co.at/2014/09/liebster-award-discover-new-blogs.html

    Lg

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    1. Ja, du bist jetzt die Dritte :D
      Ich werde mir deine Fragen auf jeden Fall anschauen. Die Beantwortung erfolgt dann mal irgendwann, wenn ich keine Zeit für Rezensionen habe :)

      Grüße
      Julia

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