Mittwoch, 17. September 2014

Rezension ~ SMS für dich

Titel: SMS für dich
Autorin: Sofie Cramer
Seiten: 240 Seiten
Verlag: Rowohlt
Genre: Roman, Liebe




Ist es das Schicksal, oder der Zufall der unser Leben lenkt?

Inhalt:
Clara ist am Boden zerstört. Ihr Verlobter Ben stirbt nach einem Sturz über eine Balkonbrüstung und lässt sie allein zurück. Sie kann nicht essen, kann nicht schlafen, geht kaum aus dem Haus und trauert schmerzlich um ihren Verlust. Aus einem Impuls heraus schreibt sie Ben eine SMS und wertet es als Zeichen, dass nach der SMS das Schlafzimmerlicht erlischt. Nach und nach findet sie ihren Weg zurück ins Leben, die Nachrichten ins Jenseits machen es ihr möglich, einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Allerdings ahnt Clara nicht, dass Bens Nummer schon neu vergeben wurde und alle Nachrichten bei Sven landen. Sven ist Wirtschaftsjournalist und vom Leben und der Liebe enttäuscht, nur würde er das nie zugeben. Claras Worte berühren einen Punkt in ihm, von dessen Existenz er nichts wusste und schon bald möchte er Clara unbedingt treffen...

Meine Meinung:
Wo anfangen, bei diesem wunderbaren Buch? Bei traurig anmutenden Büchern wie diesem, bin ich immer sehr vorsichtig, da ich hoffnungslos Harmonie-Süchtig bin und Trauer nicht ertrage. Der Klappentext hat mich gleichzeitig immer so gelockt, dass ich mich endlich an das Buch gewagt habe. Zum Glück!

Zu Beginn muss man sich an das Buch gewöhnen. Anders als in den meisten Büchern, wird die Geschichte hier aus der Gegenwart erzählt. Es ist mal was anderes, finde ich persönlich aber nicht so schön, da es so für mich an einigen Stellen recht holprig klingt. Wenn dann mal Rückblicke erfolgen, irritiert der Zeitwechsel auch enorm, weshalb ich die durchgängig Vergangenheitsform favorisiere.

Sehr schön gemacht ist, dass man kapitelweise Sven und Clara begleitet. Die Geschichte beginnt mit Clara, Graphikerin aus Lüneburg, deren Freund ums Leben gekommen ist. Anfangs ist man genau so ratlos wie Clara, war Bens Tod ein Unfall, oder vielleicht doch Selbstmord? Je länger man Clara durch ihre Trauerbewältigung begleitet, umso mehr erfährt man auch über Ben, seine Probleme und seinen Tod. Ganz eindeutig werden die Todesumstände nicht geklärt, was aber auch gar nicht nötig ist.

Jedes zweite Kapitel begleitet dann Sven in Hamburg. Er hat wechselnde Damenbekanntschaften und eine gescheiterte Beziehung hinter sich, die ihn mehr verletzt als er je zugeben würde. Nach außen hin gibt er sich gern seriös, weltgewandt, unabhängig und fast unnahbar. Erst mit der Zeit merkt man (und er selbst vielleicht auch), dass er sich doch nach einer festen Beziehung sehnt, etwas dauerhaftem, dass er gar nicht so emotionslos ist wie er und seine Kollegin Hilke gern behaupten.

Erst sehr spät treffen Clara und Sven überhaupt aufeinander, was ich ebenfalls sehr positiv finde. Clara weiß nichts von Sven, doch umgekehrt empfängt Sven die Nachrichten, die Clara an Bens Handynummer sendet. Svens Detektivspiel, was es mit den Namen und Ereignissen in den Kurznachrichten auf sich hat, ist sehr amüsant, weil man als Leser durch Claras Kapitel weiß wer oder was gemeint ist. Überhaupt finde ich die Idee mit den SMS sehr schön, da Ben zu Lebzeiten häufig Nachrichten an Clara gesendet hat. Es ist daher naheliegend, dass Clara nun ihrerseits SMS an Ben versendet.

Wie bereits angedeutet, spielen in diesem Buch das Erkennen und Deuten von Zeichen eine wichtige Rolle, was aber nicht bedeutet, dass das Buch esoterisch angehaucht ist. Vielleicht ein kleines Beispiel: Clara hat früher gern gemalt, aber dieses Hobby irgendwann aufgegeben. Sie spielt schließlich mit dem Gedanken einige ihrer Bilder auszustellen, traut sich aber nicht. Als in der ganzen Wohnung nach Streichhölzern sucht, aber mangels Erfolg aufgeben möchte, hakt eine Schublade. Als sie den Störenfried ausfindig gemacht hat, stellt er sich als ein Streichholzbriefchen einer Pizzeria heraus, in der Ben und Clara gern gegessen haben. Der Besitzer stellt in dem Laden ab und an Kunstwerke aus, die die Restaurantgäste käuflich erwerben können.Das Buch enthält einige solcher Szenen, in denen Sven oder Clara sich entscheiden müssen und nach etwas suchen, das ihnen die Entscheidung einfacher macht. Claras Oma bringt es so auf den Punkt:

"Weißt du, es geht nicht um die Frage, ob es so was wie Zeichen gibt oder nicht, sondern darum, ob du sie als solche erkennst und wie du sie deutest." (S.123)

Fazit:
Ein toller Liebesroman über die Frage, ob es Zeichen von „da oben“ gibt und wenn ja, wie sie zu deuten sind. Vermutlich eher für Menschen geeignet, die an das Schicksal glauben, als an den Zufall. Etwas gewöhnungsbedürftig ist lediglich die Erzählform aus der Gegenwart. Von mir eine klare Leseempfehlung, zu mal man nur so durch die Seiten fliegt.

4,5/5



8 Kommentare:

  1. Das Buch wollte ich vor Jahren mal lesen, bin aber wieder von abgekommen, weil es dann doch wenig innovativ fand... vielleicht sollte ich darüber aber nochmal nachdenken ;)

    Du müsstest gucken, welche Schriftart für den Fließtext definiert ist und kannst das dann eigentlich einstellen... zumindest mach ich das, weil ich alle Rezis aus Word in Blogger kopiere und das funktioniert sehr gut.

    Liebe Grüße,
    Lyrica

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    1. Ist nicht alles schon mal irgendwie mal mehr oder mal weniger abgewandelt da gewesen? Es ist sicherlich nicht super neu, super anders, super super. Für so eine recht kurze, seichte Liebesgeschichte hats mir aber gut gefallen.

      Ich weiß, ich hab extra meinen Word-Text nochmal komplett markiert und ihn auf Times New Roman gestellt, dann den Text in Blogger kopiert und sämtliche Schriftarten durchprobiert und keine einzige passt! Es liegt glaube ich an dem Zitat, weil ich das nicht selbst getippt, sondern kopiert hab. Blödes Ding.

      Ein schönes Wochenende
      Julia

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    2. Damals war das aber auch so die Zeit, wo alle Liebesbücher im Cecila Ahern Stil waren, demnach kann ich mich Anne, was das Cover angeht, anschließen. Vielleicht war ich damals auch einfach nur übersättigt :)

      Wenn du Google Chrome benutzt, übernimmt der automatisch die Formatierung vom Ursprungsort mit. Es gibt aber so eine Funktion, wenn du einen Blogbeitrag erstellst, das T mit dem roten Kreuz (zweite von rechts), der alle Formatierungen auf die zurücksetzt, die du per HTML eingestellt hast. Vielleicht klappt es damit? Ich hab das selber noch nie benutzt, aber KQ hatte mir das mal erzählt :)

      Liebe Grüße,
      Lyrica

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    3. Ja, das kann natürlich sein ;) Auf der Homepage berichtet Sofie Cramer, dass sie unter diesem Namen, der ein Pseudonym ist, mehrere sogenannte "Blaue Bücher" veröffentlich hat. Es gibt also wirklich eine Bezeichnung für diese Art der Bücher, die sich von den Ahern Büchern ableitet.

      Ne, ich benutze kein Chrome und im Ursprungsdokument hab ich ja extra alles noch mal auf Times New Roman gestellt. Danke für den Tipp, das probier ich noch mal aus. :)
      Geht es dir ein bisschen besser mittlerweile?

      Grüße,
      Julia

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  2. Hey Julia:)

    Das Cover hat mich erst mal total an Cecelia Aherns "P.S. Ich liebe dich" erinnert mit dem Himmel im Hintergrund. Und naja, der Inhalt klingt auch ähnlich.
    Aber da mir "P.S. Ich liebe dich" gut gefallen hat und deine Rezi ja auch sehr positiv ausfällt, hab ich das Buch gleich mal auf meine WuLi geschoben;)

    Wünsche dir ein ganz tolles Wochenende und Viele LG
    Anne

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    1. Hey,

      stimmt, die Autorin hat auch gesagt, dass dieses Buch in den Bereich der "Blauen Bücher" gehört. Diese beschreibt sie so: "Allen Büchern gemeinsam ist ein blaues Cover, das häufig einen Himmel zeigt, das tiefsinnige Themen wie Liebe und Tod assoziieren aber doch auch eine gewisse Leichtigkeit erahnen lässt." Finde ich sehr interessant, dass es dafür extra einen Namen gibt.

      P.S. Ich liebe dich war nicht meins, aber dieses Buch kann ich nur empfehlen ;)

      Danke gleichfalls :)
      Julia

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    2. hey Julia:)

      Interessant, dass es für diese Bücher sogar einen eigenen Namen gibt O.O Hab ich nicht gewusst, klingt aber einleuchtend:) Hast mich gerade wieder schlauer gemacht;);)

      LG
      Anne

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    3. Guten Abend Anne,

      Wusste ich auch nicht, hab ich auch erst gelernt, als ich die Seite der Autorin angeschaut hab. Man lernt eben nie aus :)

      Gute Nacht,
      Julia

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