Samstag, 27. September 2014

Rezension ~ Die Macht des Zweifels

Titel: Die Macht des Zweifels
Originaltitel: Perfect Match 
Autorin: Jodi Picoult 
Seiten: 432 Seiten 
Verlag: Piper 
Genre: Roman, Drama




Inhalt:
Nina Frost ist erfolgreiche Staatsanwältin, die sich mit den schlimmsten aller Verbrechen beschäftigt: Missbrauch an Kindern. Als ihr eigener Sohn Nathaniel missbraucht wird, ist nichts mehr wie es war. Plötzlich geht es nicht mehr um einen Job, nicht mehr um irgendein Kind, dem schreckliches widerfahren ist, es geht um ihr eigenes Kind. Als es schließlich zum Prozess kommt, sieht Nina nur einen Ausweg: Sie erschießt den Angeklagten. „Die Macht des Zweifels“ berichtet über Schuld und Unschuld, über die Frage, wie weit man bereit ist zu gehen.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist das zweite aus einem Picoult Doppelband. Da ich bei dem ersten nur schwer Einstieg gefunden habe, lag dieses lang auf meinem SUB und ich hatte keine großen Erwartungen. Umso begeisterter bin ich nun von diesem Buch.

Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven, einmal in der Ich-Perspektive aus Ninas Sicht und dann auch aus der Sicht anderer Personen, nur nicht aus der Ich-Perspektive. Man bekommt so gute Einblicke in die Gedanken aller Beteiligten, vor allem aber werden Ninas Gedanken sehr sehr deutlich, sodass man sich unweigerlich fragen muss, wie man selbst in so einer Situation reagieren würde.
Das macht das Buch so hervorragend, immer wieder muss man als Leser selbst einen Standpunkt beziehen, muss sich fragen ob Nina das Richtige getan hat, oder nicht. Gleichzeitig wird auch thematisiert, dass das Richtige tun, nicht immer das Beste ist und die Frage aufgeworfen, ob das Richtige auch immer das Legale ist. Wenn Nina den Angeklagten tötet, um ihrem Sohn eine schmerzhafte Aussage vor Gericht und somit weiteren Seelenqualen zu ersparen, dann ist das nicht legal, dann hat sie das Gesetz selbst in die Hand genommen, aber ist es deswegen falsch? Schließlich ist sie eine Mutter und liebt ihr Kind... Hier gibt es auch eine schöne Szene zwischen Nathaniel und seinem Vater, in der die beiden über die bevorstehende Verhandlung gegen Nina sprechen. Caleb erklärt seinem Sohn, dass Nina es getan hätte, weil sie Nathaniel ganz doll lieben würde. Nathaniel fragt darauf: Warum ist es dann falsch? (vgl. S. 333)

Auch gut gefallen hat mir, dass man durch Ninas Job Einblicke in das amerikanische Rechtssystem erhält. Sie weiß genau was sie sagen und tun muss, damit sie eine bestimmte Wirkung auf Geschworene, Richter und Anwälte macht. Sie weiß, dass Nathaniels Peiniger nur dann verurteilt werden wird, wenn der Kleine vor Gericht aussagt, was ihn schlimm traumatisieren wird und das Nathaniel noch immer Albträume hat, wenn der Täter längst wieder frei herumläuft.

Nicht nur die Verhandlung wird genau geschildert, auch die Treffen mit ihrem Verteidiger und mit Psychologen, sowie die Auswirkungen der Misshandlung auf Nathaniel und das Verhältnis zwischen Nina und ihrem Mann werden deutlich gemacht. Was bedeutet es für eine Ehe, wenn der eine Partner den Peiniger des gemeinsamen Sohnes erschießt? Kann man noch ruhig nebeneinander einschlafen, kann man seinem Partner noch in die Augen sehen? Kann man ihm verzeihen?

Ich denke, ich kann mit meiner Rezension den ganzen moralischen, ethischen Fragen die das Buch aufwirft nicht gerecht werden. Man sollte das Buch selbst lesen um zu verstehen, welchen Gedankenprozess es auslöst. Da ich selbst (noch) keine Kinder habe, stand für mich weniger der Gedanke: „Würde ich ebenfalls schießen?“ im Vordergrund, sondern viel mehr: „Würde ich, säße ich auf der Geschworenenbank, Nina für schuldig erklären, ja oder nein?“

Da ich von einigen schon gehört habe, dass sie sich an Picoult nicht heran trauen, weil es zu deprimierend oder traurig ist noch ein Wort dazu: Natürlich ist der Gedanke an das was Nathaniel passiert ist furchtbar. Dennoch empfinde ich das Buch nicht als traurig oder deprimierend, weil es viel mehr um Ninas Verbrechen, um den Mord an dem Angeklagten geht, als letztendlich um Nathaniels Missbrauch (der aber natürlich immer präsent ist).

Fazit:
Ein spannender Roman über die Frage, wie weit man für sein Kind gehen würde. Dieses Buch bleibt im Gedächtnis, dieses Buch hallt nach, dieses Buch bringt einen dazu über seine eigenen Moralvorstellungen nachzudenken. Unbedingt lesen!


5/5 Punkte

 

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