Originaltitel: Perfect Match
Autorin: Jodi Picoult
Seiten: 432 Seiten
Verlag: Piper
Genre: Roman, Drama
Inhalt:
Nina Frost ist erfolgreiche
Staatsanwältin, die sich mit den schlimmsten aller Verbrechen
beschäftigt: Missbrauch an Kindern. Als ihr eigener Sohn Nathaniel
missbraucht wird, ist nichts mehr wie es war. Plötzlich geht es
nicht mehr um einen Job, nicht mehr um irgendein Kind, dem
schreckliches widerfahren ist, es geht um ihr eigenes Kind. Als es
schließlich zum Prozess kommt, sieht Nina nur einen Ausweg: Sie
erschießt den Angeklagten. „Die Macht des Zweifels“ berichtet
über Schuld und Unschuld, über die Frage, wie weit man bereit ist
zu gehen.
Meine Meinung:
Dieses Buch ist das zweite aus einem
Picoult Doppelband. Da ich bei dem ersten nur schwer Einstieg
gefunden habe, lag dieses lang auf meinem SUB und ich hatte keine
großen Erwartungen. Umso begeisterter bin ich nun von diesem Buch.
Erzählt wird aus unterschiedlichen
Perspektiven, einmal in der Ich-Perspektive aus Ninas Sicht und dann
auch aus der Sicht anderer Personen, nur nicht aus der
Ich-Perspektive. Man bekommt so gute Einblicke in die Gedanken aller
Beteiligten, vor allem aber werden Ninas Gedanken sehr sehr deutlich,
sodass man sich unweigerlich fragen muss, wie man selbst in so einer
Situation reagieren würde.
Das macht das Buch so hervorragend,
immer wieder muss man als Leser selbst einen Standpunkt beziehen,
muss sich fragen ob Nina das Richtige getan hat, oder nicht.
Gleichzeitig wird auch thematisiert, dass das Richtige tun, nicht
immer das Beste ist und die Frage aufgeworfen, ob das Richtige auch
immer das Legale ist. Wenn Nina den Angeklagten tötet, um ihrem Sohn
eine schmerzhafte Aussage vor Gericht und somit weiteren Seelenqualen
zu ersparen, dann ist das nicht legal, dann hat sie das Gesetz selbst
in die Hand genommen, aber ist es deswegen falsch? Schließlich ist
sie eine Mutter und liebt ihr Kind... Hier gibt es auch eine schöne
Szene zwischen Nathaniel und seinem Vater, in der die beiden über
die bevorstehende Verhandlung gegen Nina sprechen. Caleb erklärt
seinem Sohn, dass Nina es getan hätte, weil sie Nathaniel ganz doll
lieben würde. Nathaniel fragt darauf: Warum ist es dann falsch?
(vgl. S. 333)
Auch gut gefallen hat mir, dass man
durch Ninas Job Einblicke in das amerikanische Rechtssystem erhält.
Sie weiß genau was sie sagen und tun muss, damit sie eine bestimmte
Wirkung auf Geschworene, Richter und Anwälte macht. Sie weiß, dass
Nathaniels Peiniger nur dann verurteilt werden wird, wenn der Kleine
vor Gericht aussagt, was ihn schlimm traumatisieren wird und das
Nathaniel noch immer Albträume hat, wenn der Täter längst wieder
frei herumläuft.
Nicht nur die Verhandlung wird genau
geschildert, auch die Treffen mit ihrem Verteidiger und mit
Psychologen, sowie die Auswirkungen der Misshandlung auf Nathaniel
und das Verhältnis zwischen Nina und ihrem Mann werden deutlich
gemacht. Was bedeutet es für eine Ehe, wenn der eine Partner den
Peiniger des gemeinsamen Sohnes erschießt? Kann man noch ruhig
nebeneinander einschlafen, kann man seinem Partner noch in die Augen
sehen? Kann man ihm verzeihen?
Ich denke, ich kann mit meiner
Rezension den ganzen moralischen, ethischen Fragen die das Buch
aufwirft nicht gerecht werden. Man sollte das Buch selbst lesen um zu
verstehen, welchen Gedankenprozess es auslöst. Da ich selbst (noch)
keine Kinder habe, stand für mich weniger der Gedanke: „Würde ich
ebenfalls schießen?“ im Vordergrund, sondern viel mehr: „Würde
ich, säße ich auf der Geschworenenbank, Nina für schuldig
erklären, ja oder nein?“
Da ich von einigen schon gehört habe,
dass sie sich an Picoult nicht heran trauen, weil es zu deprimierend
oder traurig ist noch ein Wort dazu: Natürlich ist der Gedanke an
das was Nathaniel passiert ist furchtbar. Dennoch empfinde ich das
Buch nicht als traurig oder deprimierend, weil es viel mehr um Ninas
Verbrechen, um den Mord an dem Angeklagten geht, als letztendlich um
Nathaniels Missbrauch (der aber natürlich immer präsent ist).
Fazit:
Ein spannender Roman über die Frage,
wie weit man für sein Kind gehen würde. Dieses Buch bleibt im
Gedächtnis, dieses Buch hallt nach, dieses Buch bringt einen dazu
über seine eigenen Moralvorstellungen nachzudenken. Unbedingt lesen!
5/5 Punkte
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