Dienstag, 30. September 2014

Sammelsurium zum Monatswechsel

Hey,

schon wieder ein Monat vorbei? Seit ich blogge, geht der Monat noch schneller rum...Ich bin so fassungslos. Mir fehlen die einleitenden Worte.

Was habe  ich gelesen?
Die 13 1/2 Leben des Käptn'n Blaubär (Walter Moers)
Ticket ins Paradies (Gaby Hauptmann)
SMS für Dich (Sofie Cramer)
Lieber Vater! Böser Vater! (Tine Bryld)
Die Macht des Zweifels (Jodi Picoult)
Bodyguard (Corinna Bach)
Nutella hat Lichtschutzfaktor 9,7 (Unnützes Wissen)
Durch den Sommerregen (Melanie Hinz)
Verraten und Verkauft (Madison Clark) nächste Woche beginnt dazu die Blogtour
Der Tag der roten Nasen (Mikko Rimminen) - begonnen

Total überrascht und begeistert hat mich Jodi Picoult. Es war sehr fesselnd, sehr aufwühlend, zum Nachdenken. Wirklich toll. Käpt'n Blaubär war mir ein bisschen zu langweilig und langatmig und auch das unnütze Wissen konnte mich nur teilweise überzeugen. Insgesamt muss ich aber sagen, dass ich fast alle Bücher mit mindestens vier Sternen bewertet habe. Entweder also ein guter Monat, oder ich bewerte zu gut ;)

Was ist diesen Monat in mein Regal gezogen?
Wie ihr seht, ist Bücher ansprechend präsentieren nicht so mein Ding. Übe ich dann nochmal.

Zuerst wanderte Amelie Fried in mein Regal. Wie genau erspar ich euch mal. Ob ich es lesen werde, weiß ich noch nicht. Der Klappentext reißt mich nicht wirklich vom Hocker, aber die Idee könnte ein gutes Buch liefern. Außerdem hat das Buch mal wieder keine richtigen Kapitel, weshalb die Motivation gleich deutlich kleiner ist.






In Leipzig gab es einen Buchladen, der hat doch tatsächlich Bücher für einen Euro verkauft. Für so wenig Geld bekommt man bei McDonals nicht mal was zu essen...
Da wir mit dem Zug verreist sind (zum Glück!) sind es nur zwei Bücher geworden. Der Klappentext klingt mal so spannend!
"Der 12-jährige Nachrichten-Nerd Max erhält eine ungewöhnliche Einladung zu einer Reality-Show: Zusammen mit zwanzig Kindern darf er den Sommer auf einer Insel im Oslofjord verbringen, wo eine Kinderregierung Antworten auf die brisanten Fragen unserer Zeit finden muss. Dabei werden sie rund um die Uhr von 1000 Kameras gefilmt. Ein spannendes Experiment, findet Max. Doch schon bald eskaliert die Situation auf der Insel, denn unter den Kindern entwickelt sich ein psychologisches Machtspiel, mit dem Max nicht gerechnet hat."

Ebenfalls für einen Euro konnte ich BenX ergattern. Im Niederländisch-Unterricht habe ich das Buch bereits in der Schule gelesen. Es ist im Original nicht mehr erhältlich, wie das mit der deutschen Ausgabe aussieht, weiß ich gar nicht. Dies ist jedenfalls die Film-Ausgabe, was eigentlich nur an dem Cover deutlich wird.






Was gibt es positives zu vermelden?
Mein letzter Obstgarten-Kommentar für dieses Jahr, versprochen :P
Selbst mit dem Apfelpflücker gepflückt. Sind die nicht schön? Und geschmeckt haben sie... lecker! Der Apfelpflücker ist zwar echt mörderisch, aber wenn ich von allen Seiten Lob bekomme, weil sonst außer meiner Tante keiner mit dem Ding umgehen kann, dann hantiere ich doch gern damit :D

Dann war mein Städtetrip nach Leipzig auch sehr schön. Ich hab einiges gelesen, viel gesehen, viel gelaufen und viel gelacht. Neben der Nationalbibliothek, von der ich euch ja schon berichtet habe, war ich auch im Zoo und auf dem Völkerschlachtdenkmal. Ganz oben!

Einige Praktikumsbewerbungen sind auch schon weg. Vermutlich werden die aber nicht ausreichen. Muss also noch mal weiter suchen...

Was war nicht so schön?
Nichts war so negativ, dass ich mich spontan daran erinnern könnte. Ist das nicht toll?

Welche Fragen habe ich mir gestellt?
Was bedeutet TAG? (Ist das eine Abkürzung, wenn ja für was?)
Warum noch mal druckt man auf ein Formblatt den Hinweisen, dass dieses Formblatt NICHT notwendig ist, wenn man Bedingung xy erfüllt, aber eigentlich interessiert Bedingung xy keinen und man muss unbedingt dieses Scheiß Formblatt ausfüllen?
Wann endlich reduziert sich die Zahl der Langzeit- und Mittelzeit- und überhaupt Verletzten von Borussia Dortmund mal auf ein Minimum?

Und sonst so?
Eigentlich bloß zwei Videos, die ich euch vorstellen möchte. Nummer eins: Was wirklich geschah: Manuel Neuer, Philipp Lahm und Thomas Müller erzählen was die Verletzung von Christoph Kramer im WM Finale 2014 für Auswirkungen hatte. Ich hab so gelacht. Hach, da sind sie mir gleich alle sympathischer.


Da ich ein biiiiiiisschen patriotisch veranlagt bin, muss ich natürlich auf die wunderbare Band KingPin hinweisen. Am Samstag waren sie beim Supertalent zu sehen und haben das Publikum begeistert.

Sonntag, 28. September 2014

Museumsausstellung ~ Zeichen Bücher Netze: Von der Keilschrift zum Binärcode

Von Sonntag bis Donnerstag war ich auf Städtetrip in Leipzig. Ein Besuch im Deutschen Buch- und Schriftmuseum, welches in der Deutschen Nationalbibliothek integriert ist, durfte natürlicht nicht fehlen. Dort wurde im März 2012 die neue Dauerausstellung "Zeichen Bücher Netze: Von der Keilschrift zum Binärcode" eröffnet.

Quelle: http://www.marketing-blog.biz/uploads/DNB.jpg






Die Austellung beinhaltet viele wirklich interessante Schätze. Beispielsweise werden unterschiedliche religiöse Schriften vorgestellt, wie kunstvoll verzierte Bibeln, ein Koran oder auch die Thora, die nicht mit den Händen angefasst werden darf. Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Materialien, auf denen Schriften veröffentlich werden können, Papyrus, Bambus und vieles mehr. Da ich mich aber nicht so schön ausdrücken kann, mache ich es mir einfach und zitiere euch den offiziellen Text:
"Als Schaufenster der Deutschen Nationalbibliothek bietet die neue Dauerausstellung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums Einblick in 5000 Jahre Mediengeschichte der Menschheit. Im Erdgeschoss des Erweiterungsbaus ist hinter der riesigen Glasfassade eine „Erlebniszone“ entstanden, die zur Erkundung früher Kommunikationsformen, Erinnerungstechniken und Schriftsysteme, „alter“ Buchformen, Aufzeichnungstechniken und mittelalterlicher Buchkunst einlädt, die die Fortschrittsleistung von Johannes Gutenberg hinterfragt, „Lesewelten“ eröffnet, von unterschiedlichen Zensurfällen berichtet und Meisterleistungen moderner Buchkunst vorstellt. Bei der Erschließung der lexikalisch aufbereiteten Meilensteine der Industrialisierung im 19. Jahrhundert und der rasanten Medienentwicklung vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute, bei der das Buch seine Rolle als Leitmedium verliert und mit Radio, Fernsehen und digitalen Netzwelten konfrontiert wird, kann und soll der Ausstellungsbesucher selbst aktiv werden." (Quelle: dnb)
Die Ausstellung beginnt schon sehr spannend mit Memoketten, die ich euch leider nicht zeigen kann, weil ich mich nicht getraut habe diese zu fotografieren. Auf der Seite des Museums könnt ihr ein Bild finden. Ich finde es wirklich interessant, dass Redner sich mit solchen Ketten Erinnerungsstützen gebastelt haben, damit sie sich an all die Geschichten erinnern konnten, die sie erzählen wollten. Ähnliche Schnüre gibt es auch um Einladungen zu Beerdigungen oder Hochzeiten auszusprechen. Auch meine Mutter konnte sich daran erinnern, dass bei Feiern in ihrer Familie (als sie noch klein war) ein Verwandter so eine Schnur hatte und Einladungen ausgesprochen hat. Vielleicht kommt daher auch die Redewendung sich einen Knoten ins Taschentuch zu machen, um sich an etwas zu erinnern?

Ebenfalls ansprechend war die Vorstellung der verschiedenen Schrifttypen die man für alles mögliche benutzen kann. Hat sich nicht jeder schon mal gefragt, warum in Word so viele Schriften installiert sind und was man damit bitte schön alles machen soll? Es gibt für jeden Zweck unterschiedliche Schriften, sei es für Werbung, Zeitungsartikel (ja, "Times New Roman" oder auch "Times" leitet sich wirklich von der bekannten Zeitung ab) oder Nummernschilder (echt Fälschungssicher!).

Dass Not erfinderisch macht, zeigen Tarnschriften aus der Zeit des zweiten Weltkriegs. Im Ausland wurden solche harmlos klingenden Schriften hergestellt und dann nach Deutschland geschmuggelt um gegen die nationalsozialistische Diktatur zu demonstrieren. Zum Beispiel entwickelt man eine "Anleitung zur Gesichtsmassage" mit einer Tube Nivea vorne drauf oder wie hier zu sehen, funktioniert man eine Tüte mit Tomatensamen um.

Zum Schluss muss natürlich auch auf die Rolle von Harry Potter in der Ausstellung aufmerksam gemacht werden. Wie schon in dem Zitat zu lesen ist, verliert das Buch seine Rolle als Leitmedium. Dies war sehr schön dargestellt in einer langen Vitrine, die im dunkeln gehalten wurde und nach und nach wurden einzelne Abschnitte beleuchtet (wobei die Zeitspanne hier hätte länger sein können). Es gab Zeitschriften (Mickey Maus und Bravo), ein Kinderradio, aber eben auch ein Notebook. Dazu gab es dann Informationen zu dem Medium und wann und wie häufig die Kinder damit in Kontakt kommen. Welche Rolle spielt nun Harry Potter? Daran wurde deutlich gemacht, wie sehr manche Bücher medienübergreifend vermarktet werden. Es reicht nicht mehr sieben Bücher zu drucken, vielleicht eine Sonderausgabe als netten Schuber. Man dreht Filme, entwickelt Computerspiele, baut die Figuren aus Lego nach und so weiter.

Ich weiß, es ist ein bisschen viel Text und wenig Bilder, aber schaut es euch doch einfach selbst an. Wenn ihr mal in Leipzig seid, lohnt sich ein kurzer Besuch. Die Ausstellung ist informativ, aber nicht so groß das man viel Zeit "verliert" und das beste: sie ist kostenlos! Wenn es euch also nicht gefällt, oder ihr nur Interesse an wenigen Stücken habt, könnt ihr ganz schnell weitergehen ohne euch über verlorenes Geld ärgern zu müssen. Falls ihr nicht nach Leipzig kommt, aber dennoch Interesse an der Ausstellung habt, empfehle ich euch die Virtuelle Ausstellung. Hier könnt ihr euch nach Themengebieten unterteilt einige Ausstellungsstücke anschauen und weitere Informationen erhalten.

Samstag, 27. September 2014

Rezension ~ Die Macht des Zweifels

Titel: Die Macht des Zweifels
Originaltitel: Perfect Match 
Autorin: Jodi Picoult 
Seiten: 432 Seiten 
Verlag: Piper 
Genre: Roman, Drama




Inhalt:
Nina Frost ist erfolgreiche Staatsanwältin, die sich mit den schlimmsten aller Verbrechen beschäftigt: Missbrauch an Kindern. Als ihr eigener Sohn Nathaniel missbraucht wird, ist nichts mehr wie es war. Plötzlich geht es nicht mehr um einen Job, nicht mehr um irgendein Kind, dem schreckliches widerfahren ist, es geht um ihr eigenes Kind. Als es schließlich zum Prozess kommt, sieht Nina nur einen Ausweg: Sie erschießt den Angeklagten. „Die Macht des Zweifels“ berichtet über Schuld und Unschuld, über die Frage, wie weit man bereit ist zu gehen.

Meine Meinung:
Dieses Buch ist das zweite aus einem Picoult Doppelband. Da ich bei dem ersten nur schwer Einstieg gefunden habe, lag dieses lang auf meinem SUB und ich hatte keine großen Erwartungen. Umso begeisterter bin ich nun von diesem Buch.

Erzählt wird aus unterschiedlichen Perspektiven, einmal in der Ich-Perspektive aus Ninas Sicht und dann auch aus der Sicht anderer Personen, nur nicht aus der Ich-Perspektive. Man bekommt so gute Einblicke in die Gedanken aller Beteiligten, vor allem aber werden Ninas Gedanken sehr sehr deutlich, sodass man sich unweigerlich fragen muss, wie man selbst in so einer Situation reagieren würde.
Das macht das Buch so hervorragend, immer wieder muss man als Leser selbst einen Standpunkt beziehen, muss sich fragen ob Nina das Richtige getan hat, oder nicht. Gleichzeitig wird auch thematisiert, dass das Richtige tun, nicht immer das Beste ist und die Frage aufgeworfen, ob das Richtige auch immer das Legale ist. Wenn Nina den Angeklagten tötet, um ihrem Sohn eine schmerzhafte Aussage vor Gericht und somit weiteren Seelenqualen zu ersparen, dann ist das nicht legal, dann hat sie das Gesetz selbst in die Hand genommen, aber ist es deswegen falsch? Schließlich ist sie eine Mutter und liebt ihr Kind... Hier gibt es auch eine schöne Szene zwischen Nathaniel und seinem Vater, in der die beiden über die bevorstehende Verhandlung gegen Nina sprechen. Caleb erklärt seinem Sohn, dass Nina es getan hätte, weil sie Nathaniel ganz doll lieben würde. Nathaniel fragt darauf: Warum ist es dann falsch? (vgl. S. 333)

Auch gut gefallen hat mir, dass man durch Ninas Job Einblicke in das amerikanische Rechtssystem erhält. Sie weiß genau was sie sagen und tun muss, damit sie eine bestimmte Wirkung auf Geschworene, Richter und Anwälte macht. Sie weiß, dass Nathaniels Peiniger nur dann verurteilt werden wird, wenn der Kleine vor Gericht aussagt, was ihn schlimm traumatisieren wird und das Nathaniel noch immer Albträume hat, wenn der Täter längst wieder frei herumläuft.

Nicht nur die Verhandlung wird genau geschildert, auch die Treffen mit ihrem Verteidiger und mit Psychologen, sowie die Auswirkungen der Misshandlung auf Nathaniel und das Verhältnis zwischen Nina und ihrem Mann werden deutlich gemacht. Was bedeutet es für eine Ehe, wenn der eine Partner den Peiniger des gemeinsamen Sohnes erschießt? Kann man noch ruhig nebeneinander einschlafen, kann man seinem Partner noch in die Augen sehen? Kann man ihm verzeihen?

Ich denke, ich kann mit meiner Rezension den ganzen moralischen, ethischen Fragen die das Buch aufwirft nicht gerecht werden. Man sollte das Buch selbst lesen um zu verstehen, welchen Gedankenprozess es auslöst. Da ich selbst (noch) keine Kinder habe, stand für mich weniger der Gedanke: „Würde ich ebenfalls schießen?“ im Vordergrund, sondern viel mehr: „Würde ich, säße ich auf der Geschworenenbank, Nina für schuldig erklären, ja oder nein?“

Da ich von einigen schon gehört habe, dass sie sich an Picoult nicht heran trauen, weil es zu deprimierend oder traurig ist noch ein Wort dazu: Natürlich ist der Gedanke an das was Nathaniel passiert ist furchtbar. Dennoch empfinde ich das Buch nicht als traurig oder deprimierend, weil es viel mehr um Ninas Verbrechen, um den Mord an dem Angeklagten geht, als letztendlich um Nathaniels Missbrauch (der aber natürlich immer präsent ist).

Fazit:
Ein spannender Roman über die Frage, wie weit man für sein Kind gehen würde. Dieses Buch bleibt im Gedächtnis, dieses Buch hallt nach, dieses Buch bringt einen dazu über seine eigenen Moralvorstellungen nachzudenken. Unbedingt lesen!


5/5 Punkte

 

Samstag, 20. September 2014

Rezension ~ Lieber Vater! Böser Vater!

Quelle: amazon
Titel: Lieber Vater! Böser Vater!
Originaltitel: Ikke en engel
Autorin: Tine Bryld
Seiten: 176 
Verlag: Loewe
Genre: Jugendbuch, Tatsachenbericht






Inhalt:
Am 4. Februar 1996 ruft eine Hörerin bei dem dänischen Jugendsender P4 an. Mit leiser stockender Stimme erzählt sie der Moderatorin ihre Geschichte: "Ich rufe an ... weil ... es geht um meinen Vater, das geht nun schon, solange ich mich erinnern kann ... er ist sehr böse und gewalttätig zu mir gewesen."Tine Bryld, die Moderatorin, hört geduldig zu. Sie weiß, dass sie die verzweifelte Anruferin nicht durch ein Zauberwort von ihrem Schmerz befreien kann. Aber als Nana einige Wochen später wieder anruft, beginnt zwischen der Zwanzigjährigen und der wesentlich älteren Journalistin eine tiefe Freundschaft. Und Nana lernt langsam, sich von ihrem gewalttätigen Vater zu befreien. Von ihrem Vater, den sie hasst, und doch auch liebt. (Quelle: lovelybooks)

Meine Meinung:
Ich finde es sehr schwer, eine Rezension zu einem Buch zu verfassen, welches ausschließlich aus tatsächlich gesprochenen oder geschriebenen Worten besteht. Bei fiktiven Büchern kann man immerhin sagen, der Schreibstil sei holprig oder verwirrend oder …. Gleiches gilt für Wortwahl, Handlung und Personen. Hier aber geht es um echte Menschen, denen ich ihre Art zu sprechen oder zu handeln nicht ankreiden kann. Aus diesem Grund werde ich dem Buch auch keine Punktzahl geben.

Das Buch besteht sowohl aus den Telefonanrufen von Nanna und Tine, die über den Radiosender laufen, als auch aus Briefen, die sich die beiden schreiben, da es Nanna leichter fällt ihre Gedanken und Gefühle aufzuschreiben, als sie jemandem persönlich mitzuteilen. Man gewinnt so Einblicke in die Gedanken beider Frauen. Tine möchte Nanna unbedingt helfen, auch wenn sie manchmal nicht genau weiß wie, sie entwickelt einen deutlich spürbaren Hass auf Nannas Vater, dass er ihr all das antut.
Bei Nanna selbst spürt man deutlich ihre Stimmungsschwankungen und ihre Abhängigkeit von ihrem Vater. Sie weiß, dass sein Verhalten falsch ist, dass er nicht gut für sie ist, aber sie kommt nicht von ihm los und sieht sich selbst als wichtigen Teil des Problems.

Sehr schnell hatte ich das Buch gelesen, da es erstens nicht sehr dick ist, sicher aber auch durch die stilistischen Wechsel sehr schnell lesen lässt. Es ist furchtbar zu lesen was Nanna angetan wurde, man ekelt sich, hat Mitleid, aber man kann das Buch trotzdem nicht weglegen, sondern hofft und wartet, dass Nanna sich von ihrem Vater lösen kann.

Zum Schluss möchte ich noch darauf hinweisen, dass einige Stellen sehr explizit sind. Sie sind nicht lang, meistens nur ein oder zwei Sätze, aber in der Wortwahl so klar und unverblümt, dass ein Wort reicht um sich das Grauen vorstellen zu können.

Fazit:
Ein bewegendes, wahres Buch über eine junge Frau, die jahrelang von ihrem Vater missbraucht wurde, bis sie endlich den Mut fand sich von ihm zu lösen. Durch die nur wenig veränderten Briefe und Telefonate bekommt man sehr gut Nannas charakterlichen Wandel mit.

Freitag, 19. September 2014

Theaterkritik ~ Die Verwandlung

Heute mal ein etwas anderer Beitrag, der aber hoffentlich den ein oder anderen von euch anspricht. Wer ist denn in der Schule mit Kafka wahlweise gequält oder gesegnet worden? Durch einen engagierten Referendar haben wir uns zwar die ein oder andere Parabel anschauen müssen (fragt mich aber nicht welche), aber um Werke wie "die Verwandlung" bin ich drum herum gekommen. 2015 wird genau dieses aber Gegenstand des Zentralabiturs sein. Gestern habe ich mir nun das Stück im Theater angesehen und möchte euch davon berichten.

Worum geht es?
 Ich denke, der erste Satz liefert eine sehr gute Zusammenfassung der recht kurzen Erzählung:
"Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt".

Was hat mir gut gefallen?
Die Inszenierung selbst fand ich sehr schön gemacht, die Art wie die Bühne gestaltet wurde. Dazu gern mal das Video anklicken, das gibt einen guten Überblick. Es gab zwei Gregor Samsas/Erzähler (warum weiß ich ehrlich gesagt nicht) die vorn agierten. Hinter ihnen hingen fünf Leinwände, die etwas breiter waren als ein Mensch. Im Hintergrund war dann auf einer Leinwand (?) ein Wohnzimmer dargestellt, sodass die weißen Leinwände Gregors Zimmer von dem Rest der Wohnung abtrennten. Auf die Leinwände wurden je nachdem die Schatten der dort hinter stehenden Personen geworfen (die Eltern, die Schwester usw.) oder die Projektion von einem nachgebauten Schlafzimmer, in dem eine Kakerlake aus Plastik liegt. Dieser Nachbau stand auf einem kleinen Stuhl etwas abseits und die Kakerlake wurde dann von den Gregors/Erzählern entsprechend des Textes bewegt. Versteht man was ich sagen will? Nein. Schaut das Video an, da sieht man es sehr schön ;)

Auch die Besetzung hat mir gut gefallen, besonders die Gregors waren toll. Der eine hatte eine klasse Mimik und der andere eine hervorragende Körperspannung, auch wenn der Anzug ihm nicht ganz gepasst hat :D


Was hat mir nicht so gut gefallen?
Das ich nicht mehr in die Schule gehe. ;) Nein ehrlich, ich habe einige meiner alten Lehrer gesehen die mit ihren Schülern dort waren und glaube, dass ich mehr von dem Stück gehabt hätte, wenn ich es im Unterricht durchgenommen habe. Im Grunde passiert im Stück nämlich nicht viel, außer das sich Gregor in das Ungeziefer verwandelt und seine Familie mit ihm nichts mehr zu tun haben will und er deshalb in seinem Zimmer vor sich hin vegetiert. Fertig. In dieser Erzählung steckt ganz viel Möglichkeit zur Interpretation, was spannend ist, mir aber nicht viel bringt, weil ich keinen zum darüber sprechen habe. Hier fehlt mir dann die Schule, sodass ich mich mit einer Interpretation aus der Stadtbücherei begnügen muss.

Die Menschen auf, hinter, neben, unter, über, rechts und links der Bühne?
Ich bin kein großer Theatergänger, deshalb kann ich leider wenig dazu sagen wie toll und bekannt die Schauspieler sind. Für die interessierten unter euch dennoch ein paar Namen. Die Herrschaften kommen übrigens vom Westfälischen Landestheater:

 Inszenierung Ralf Ebeling >> Ausstattung Jeremias Vondrlik >> Dramaturgie Christian Scholze >> Regieassistenz / Abendspielleitung Felix Sommer >> Gregor Samsa 1 / Erzähler Thomas Zimmer >> Gregor Samsa 2 / Erzähler Bülent Özdil >> Grete Samsa / Erzählerin Samira Hempel >> Herr Samsa / Erzähler Thomas Tiberius Meikl >> Frau Samsa / Erzählerin Vesna Buljevic >> Prokurist / Bedienerin / Zimmerherren / Erzählerin Julia Gutjahr
Schaut euch hier ein kurzes Video zum Stück an

Gibt es jetzt auch ein Fazit oder was soll das alles?
Ja, es gibt ein Fazit. Es war ein interessanter Abend und ich bin froh mitgegangen zu sein, auch wenn ich skeptisch war. Zum Glück habe ich die Erzählung vorher nicht gelesen, meine Mutter hat sie erst zwei Tage vorher noch mal gelesen und fand es dementsprechend langweilig. Der Text ist nämlich original. Das Bühnenbild war wirklich klasse, die Schauspieler ebenfalls, nur über das Werk selbst lässt sich streiten. Man muss sich einfach näher damit verfassen. 
Insgesamt ist es mal etwas anderes Bücher auf der Theaterbühne zu sehen. Warum nicht mal ausprobieren?

Habt ihr schon Bücher auf Theaterbühnen gesehen? "Gut gegen Nordwind" von Daniel Glattauer wurde beispielsweise auch als Theaterstück inszeniert. Was haltet ihr generell davon? Kennt ihr "die Verwandlung"?

Mittwoch, 17. September 2014

Rezension ~ SMS für dich

Titel: SMS für dich
Autorin: Sofie Cramer
Seiten: 240 Seiten
Verlag: Rowohlt
Genre: Roman, Liebe




Ist es das Schicksal, oder der Zufall der unser Leben lenkt?

Inhalt:
Clara ist am Boden zerstört. Ihr Verlobter Ben stirbt nach einem Sturz über eine Balkonbrüstung und lässt sie allein zurück. Sie kann nicht essen, kann nicht schlafen, geht kaum aus dem Haus und trauert schmerzlich um ihren Verlust. Aus einem Impuls heraus schreibt sie Ben eine SMS und wertet es als Zeichen, dass nach der SMS das Schlafzimmerlicht erlischt. Nach und nach findet sie ihren Weg zurück ins Leben, die Nachrichten ins Jenseits machen es ihr möglich, einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Allerdings ahnt Clara nicht, dass Bens Nummer schon neu vergeben wurde und alle Nachrichten bei Sven landen. Sven ist Wirtschaftsjournalist und vom Leben und der Liebe enttäuscht, nur würde er das nie zugeben. Claras Worte berühren einen Punkt in ihm, von dessen Existenz er nichts wusste und schon bald möchte er Clara unbedingt treffen...

Meine Meinung:
Wo anfangen, bei diesem wunderbaren Buch? Bei traurig anmutenden Büchern wie diesem, bin ich immer sehr vorsichtig, da ich hoffnungslos Harmonie-Süchtig bin und Trauer nicht ertrage. Der Klappentext hat mich gleichzeitig immer so gelockt, dass ich mich endlich an das Buch gewagt habe. Zum Glück!

Zu Beginn muss man sich an das Buch gewöhnen. Anders als in den meisten Büchern, wird die Geschichte hier aus der Gegenwart erzählt. Es ist mal was anderes, finde ich persönlich aber nicht so schön, da es so für mich an einigen Stellen recht holprig klingt. Wenn dann mal Rückblicke erfolgen, irritiert der Zeitwechsel auch enorm, weshalb ich die durchgängig Vergangenheitsform favorisiere.

Sehr schön gemacht ist, dass man kapitelweise Sven und Clara begleitet. Die Geschichte beginnt mit Clara, Graphikerin aus Lüneburg, deren Freund ums Leben gekommen ist. Anfangs ist man genau so ratlos wie Clara, war Bens Tod ein Unfall, oder vielleicht doch Selbstmord? Je länger man Clara durch ihre Trauerbewältigung begleitet, umso mehr erfährt man auch über Ben, seine Probleme und seinen Tod. Ganz eindeutig werden die Todesumstände nicht geklärt, was aber auch gar nicht nötig ist.

Jedes zweite Kapitel begleitet dann Sven in Hamburg. Er hat wechselnde Damenbekanntschaften und eine gescheiterte Beziehung hinter sich, die ihn mehr verletzt als er je zugeben würde. Nach außen hin gibt er sich gern seriös, weltgewandt, unabhängig und fast unnahbar. Erst mit der Zeit merkt man (und er selbst vielleicht auch), dass er sich doch nach einer festen Beziehung sehnt, etwas dauerhaftem, dass er gar nicht so emotionslos ist wie er und seine Kollegin Hilke gern behaupten.

Erst sehr spät treffen Clara und Sven überhaupt aufeinander, was ich ebenfalls sehr positiv finde. Clara weiß nichts von Sven, doch umgekehrt empfängt Sven die Nachrichten, die Clara an Bens Handynummer sendet. Svens Detektivspiel, was es mit den Namen und Ereignissen in den Kurznachrichten auf sich hat, ist sehr amüsant, weil man als Leser durch Claras Kapitel weiß wer oder was gemeint ist. Überhaupt finde ich die Idee mit den SMS sehr schön, da Ben zu Lebzeiten häufig Nachrichten an Clara gesendet hat. Es ist daher naheliegend, dass Clara nun ihrerseits SMS an Ben versendet.

Wie bereits angedeutet, spielen in diesem Buch das Erkennen und Deuten von Zeichen eine wichtige Rolle, was aber nicht bedeutet, dass das Buch esoterisch angehaucht ist. Vielleicht ein kleines Beispiel: Clara hat früher gern gemalt, aber dieses Hobby irgendwann aufgegeben. Sie spielt schließlich mit dem Gedanken einige ihrer Bilder auszustellen, traut sich aber nicht. Als in der ganzen Wohnung nach Streichhölzern sucht, aber mangels Erfolg aufgeben möchte, hakt eine Schublade. Als sie den Störenfried ausfindig gemacht hat, stellt er sich als ein Streichholzbriefchen einer Pizzeria heraus, in der Ben und Clara gern gegessen haben. Der Besitzer stellt in dem Laden ab und an Kunstwerke aus, die die Restaurantgäste käuflich erwerben können.Das Buch enthält einige solcher Szenen, in denen Sven oder Clara sich entscheiden müssen und nach etwas suchen, das ihnen die Entscheidung einfacher macht. Claras Oma bringt es so auf den Punkt:

"Weißt du, es geht nicht um die Frage, ob es so was wie Zeichen gibt oder nicht, sondern darum, ob du sie als solche erkennst und wie du sie deutest." (S.123)

Fazit:
Ein toller Liebesroman über die Frage, ob es Zeichen von „da oben“ gibt und wenn ja, wie sie zu deuten sind. Vermutlich eher für Menschen geeignet, die an das Schicksal glauben, als an den Zufall. Etwas gewöhnungsbedürftig ist lediglich die Erzählform aus der Gegenwart. Von mir eine klare Leseempfehlung, zu mal man nur so durch die Seiten fliegt.

4,5/5



Montag, 15. September 2014

Rezension ~ Ticket ins Paradies

Titel: Ticket ins Paradies
Autorin: Gaby Hauptmann
Verlag: Piper
Seiten: 320 Seiten
Genre: Roman, Liebe
Reihe: Clara Flockheimer #2




Inhalt:
Clara lebt seit einigen Monaten mit ihrer kleinen Tochter Katie und Freundin Britta auf Mallorca. Zusammen mit ihrem sechs Jahre jüngeren Freund Andrés, soll sie dem Amici miei, einem angesagten Restaurant, zu neuem Glanz verhelfen. Als Innenarchitektin scheint sie dafür bestens geeignet, auch ihre Freundin Britta wird als Buchhalterin angeheuert und eine einheimische Journalistin wird ebenfalls ins Boot geholt. Als dann jedoch Maria José, die neue Küchenchefin und eine echte Vollblut Spanierin eingestellt wird, glaubt Clara Andrés an sie zu verlieren. Überstürzt verlässt sie Mallorca in die alte Heimat Köln, wo drei mehr oder weniger ausgeflippte Freundinnen und deren Weight Watchers Gruppe ihre Hilfe brauchen.

Meine Meinung:
Anfangs war ich etwas skeptisch, da ich mit Gaby Hauptmann bisher eher durchschnittliche Erfahrungen gemacht habe und mich die fehlenden Kapitel extrem stören (dazu später mehr). Ich wurde jedoch überrascht und eines besseren belehrt.

Andrés war mir gleich sympathisch, weil er nicht wie der typische Casanova daher kommt, bei dem man gleich ahnt, dass er es mit der Treue nicht so genau nimmt. Er wirkt auf mich sehr locker, lebensfroh und er liebt Katie, Claras vierjährige Tochter.
Clara selbst mochte ich nicht so sehr, sie war mir ein bisschen zu sprunghaft. Erst sprudelt sie über vor Ideen und kreativen Gedanken bezüglich des Restaurants, dann flieht sie nach Köln, weil sie denkt Andrés hätte eine Affäre mit Maria José ohne das es dafür Anzeichen gegeben hätte, außer einem einzigen Blick. Ihr Verhalten, kaum das sie wieder auf Mallorca ist, war sehr seltsam, hier konnte ich ihre Gefühle und Gedanken nicht so gut nachvollziehen.

Inhaltlich hat mir die ganze Geschichte schon sehr gefallen, die Verbindung zwischen Köln und Mallorca wurde angenehm verknüpft und die Nebenstory in Köln hat mir fast besser gefallen als die Haupthandlung. Es war witzig, unterhaltsam und die Charaktere waren teilweise sehr Kölsch und damit einfach klasse.
In der Kurzbeschreibung des Verlags ist noch von Tom die Rede, einem erfolgreichen, gut aussehenden Mann, dem man durchaus Chancen bei Clara zugestehen könnte. Er taucht erst recht spät in der Geschichte auf, man weiß aber die ganze Zeit, dass er noch seinen Auftritt haben wird und Claras Gefühle womöglich sehr durcheinander bringt. Ein Umstand, der mich ein bisschen nervös gemacht hat, weil ich Andrés von allen am sympathischsten fand und unbedingt wollte, dass die Beziehung zwischen ihm und Clara bestehen bleibt. Das Ende hat mich nicht so überrascht, dass ich sprachlos zurück geblieben wäre, aber ich war mir schon unsicher ob es so eintreten würde, wie man es von Anfang an denkt.

Gut gefallen hat mir auch die Beschreibung der Insel und das generell eine genaue Beschreibung stattgefunden hat. Ich will nicht sagen, dass eine große Detailliebe zu spüren war, aber als Clara und Britta beispielsweise im amici miei das Essen testen, werden die Gänge des Menüs beschrieben.

Wie immer bei den Büchern von Gaby Hauptmann stören mich die fehlenden Kapitel. Ich bin jemand, der ein Buch gerne an einem Ziel beendet. Sprich am liebsten an einem neuen Kapitel oder wenigstens an einem deutlichen Absatz, wo auch ein Zeitsprung oder Ortswechsel stattfindet. Dadurch, dass es keine Kapitel gibt, sind zwar genügend Absätze in dem Buch vorhanden, aber man erkennt schwer wo nur ein Absatz der besseren Lesbarkeit halber gesetzt ist, oder wo eine neue Szene beginnt. Das mag für viele nicht so schlimm sein, mir nimmt es ein bisschen die Lust am Lesen, weshalb ich es erwähnt haben wollte ;)
Noch ein Wort zum Titel: Dieser erschließt sich mir nicht so ganz, also falls jemand das Buch kennt und dazu eine Meinung hat ruhig melden :)

Fazit:
Eine leichte Liebesromanze für das Frühjahr und Mallorca-Freunde. Die Charaktere sind sympathisch, die Geschichte ist nett und der Schreibstil angenehm lesbar. Da die Geschichte nicht ganz so neu ist (was ja auch nicht zwingend erforderlich ist) gibt es vier Punkte.

Reiheninformation:
Wie Clara nach Mallorca kam, kann in "Rückflug zu verschenken" nachgelesen werden. Ich wusste dies vorher nicht und konnte dem Buch sehr gut folgen. 

4/5 Punkte

Samstag, 13. September 2014

Rezension ~ Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär

Quelle: amazon
Titel: Die 13 1/2 Leben des Käpt'n Blaubär
Autor: Walter Moers
Verlag: Eichborn.
Seiten: 704
Genre: Roman, Fantasy
Zur Leseprobe hier entlang...





Inhalt:
Viele kennen ihn und sein Seemannsgarn, zum Beispiel aus der Sendung mit der Maus: Die Rede ist von Käpt'n Blaubär. In diesem Buch berichtet er exklusiv und natürlich ohne jegliche Beschönigung oder Unterlassung unliebsamer Details über die ersten 13 ½ seiner 27 Leben. Diese sind geprägt von langen Reisen, lehrreichen Erfahrungen, interessanten Begegnungen und … jeder Menge Nahtoderfahrungen. So könnte man es bezeichnen, wenn man unter anderem an einen Irrgarten in einem Felsengebirge denkt oder an mehrere Kilometer (!) hohe Riesen, die sich ihren Kopf aufsetzen wollen, auf dem Käpt'n Blaubär gerade herumkraxelt. Von diesen und anderen wahren Geschichten wird in diesem Buch berichtet.

Meine Meinung:
Von Walter Moers schwärmen viele, besonders auch von der Stadt der träumenden Bücher, welches ich aber nicht besitze. Der Blaubär dagegen steht seit ich denken kann im Bücherregal meiner Mutter, wollte wegen der Zeichnungen immer von mir gelesen werden und endlich: Es hat funktioniert.

Die angesprochenen Zeichnungen sind wirklich grandios, dagegen lässt sich nichts sagen. In vielen Fällen helfen diese auch sehr, da Walter Moers sich einige kuriose Figuren ausgedacht hat. Die Zeichnungen sind eher schlicht gehalten, aber toll in das Buch integriert. Mal umfassen sie eine komplette Doppelseite, dann zieht sich wieder ein Drache samt Dornenschwanz über den unteren Rand mehrerer Seiten. Abwechslung wird in jedem Fall geboten!

Diese Abwechslung zeigt sich auch inhaltlich, da Käpt'n Blaubär auf jede nur denkbare (und auch undenkbare) Lebensform trifft. Riesen von mehreren Kilometern Höhe, die ohne ihren Kopf leben, Tratschwellen, Rettungssaurieren, Yetis und viele viele mehr. Walter Moers beweist hier sehr viel Phantasie, mal kreuzt er bekannte Tierarten miteinander, dann wieder erschafft er neue Lebensformen. Es gibt scheinbar keine Grenzen. À propos Grenzen: Käpt'n Blaubär lebt auf und um Zamonien (ein Kontinent zwischen Afrika und Amerika), welches auf einer interessanten Karte in der Buchinnenseite abgedruckt ist. So kann man Blaubärs Reise sehr gut nachvollziehen und sich hervorragend orientieren.

Eine Karte Zamoniens





Die Aufmachung ist kurz gesagt großartig, inhaltlich hat es mir dann nicht so ganz gefallen. Den Inhalt kann man in folgendem Satz zusammenfassen: Käpt'n Blaubär fährt und läuft und fliegt durch Zamonien und trifft unterwegs allerhand seltsame Kreaturen.
Ich hab mich während der Lektüre ein wenig mit einer Bloggerin darüber unterhalten und sie meinte, dass das Buch nie einen roten Faden haben würde. Betrachtet man die Reise selbst als roten Faden, hat das Buch schon einen, dennoch fehlte es mir an Handlung, was seltsam klingt, da Blaubär wirklich viel erlebt. Ich kann es einfach nicht besser beschreiben.
Das Buch wirkt für mich fast wie ein Erlebnislexikon oder eine schriftliche Dokumentation. Damit man nicht nur Fakten über die Bewohner Zamoniens präsentiert bekommt, webt man einfach Geschichten um sie herum. Zwischendrin gibt es dann tatsächlich Lexikoneinträge, von
Professor Doktor Abdul Nachtigaller persönlich, dem klügsten Kopf Zamoniens (er hat ja auch sieben Gehirne!).
Anfangs hat es mich wirklich gestört, dass Blaubär einfach durch die Gegend segelt und diese und jene Wesen trifft. Als ich akzeptiert hatte, dass nicht viel mehr passieren würde, konnte ich mich besser auf das Buch einlassen und habe Gefallen an einzelnen Kapitel gefunden. Dann wurde es allerdings stellenweise wieder sehr langweilig, besonders das Kapitel in Zamoniens Hauptstadt war deutlich zu lang (sage und schreibe 178 Seiten!) und ich stand sogar kurz davor mehrere Seiten komplett zu überblättern, was normalerweise so überhaupt gar nicht meinem Leseverhalten entspricht. Außerdem gibt es manchmal enorm lange Aufzählungen, welche die ersten Male noch lustig, dann aber nervig sind.

Fazit:
Mein Geschmack wurde hier leider nicht getroffen, da dem Buch eine spannende Handlung fehlt. Käpt'n Blaubär trifft viele interessante Kreaturen, weshalb unbedingt der Ideenreichtum des Autors positiv hervorzuheben ist. Insgesamt war mir das aber zu wenig. Stellenweise waren gute Kapitel vorhanden, dann wieder deutlich zu lange Passagen. Vielleicht mehr ein Buch zum immer mal wieder lesen?!

Ein Vergleich:








Der Roman ist mittlerweile auch in Farbe erhältlich, weshalb ich euch hier mal die gleiche Seite in farbig (links) und in schwarz weiß (rechts) gegenüber gestellt habe. Das farbige Foto stammt von der Verlagsseite und das rechte habe ich selbst gemacht (wie man sieht). Mir persönlich gefällt das schwarz-weiße sehr gut, da so die Struktur erhalten bleibt (bin leider in dem Gebiet nicht so bewandert, entschuldigt meine unprofessionelle Ausdrucksweise). Trotzdem hat auch die farbige Version das gewisse Etwas. 

2/5 Punkte

Freitag, 12. September 2014

Aktion ~ Gemeinsam Lesen


Da ich gern mit einer gewissen Regelmäßigkeit posten wollen würde, habe ich mich entschlossen an der Aktion Gemeinsam Lesen zu beteiligen. Wenn es klappt, jeden Donnerstag. Immer abwechselnd wird die Aktion bei Schlunzen-Bücher oder Weltenwanderer zu finden sein.

1. Welches Buch liest du gerade und auf welcher Seite bist du?
Ich lese gerade "Ticket ins Paradies" von Gaby Hauptmann und bin auf Seite 41 von 302.


2. Wie lautet der erste Satz auf deiner aktuellen Seite?
"Friedrich findet die Idee, andere Wege zu gehen, phantastisch."

3. Was willst du unbedingt aktuell zu deinem Buch loswerden? (Gedanken dazu, Gefühle, ein Zitat, was immer du willst!)
Es läuft so dermaßen rund im Leben von Clara... man möchte laut ACHTUNG! schreien.
 
4. Welches Buch hätte ein anderes Ende, wenn du es geschrieben hättest? Und wie würde das Ende aussehen? 
Schwere, schwere Frage. Ich denke keins. Das ein oder andere Ende hat mir zwar nicht gefallen, aber entweder weil es zu offen oder zu wenig erklärt war. Ich hätte dann in beiden Fällen einfach noch ein wenig ausgeschmückt, aber nicht großartig verändert. Ich gehe aber noch mal auf Suche, vielleicht findet sich noch ein Buch...Hab eins gefunden und zwar: Uni-Sex: studium emotionale von Lina Barold. ACHTUNG SPOILER: Diese seltsame Geheimgesellschaft hätte für mich echt nicht sein müssen. Erinnert stark an die Traumnovelle von Schnitzler (vielleicht auch bekannt in der Filmversion Eyes Wide Shut) nur in studiert. In meinem Ende... wäre Silvan wahrscheinlich einfach ein Arsch geblieben und es gäbe mal einen Liebesroman ohne Happy End. So!


Mittwoch, 3. September 2014

TAG ~ Summer Reading

Die liebe Marla von Summer Reading hat mich getaggt und da ich ihren Blog von Anfang an (ungefähr) verfolge, möchte ich ihr die Freude machen und teilnehmen. Nur taggen möchte ich aus altbekannten Gründen immer noch niemanden. Jeder der Lust drauf hat, möge sich frei fühlen den TAG zu beantworten.

1) Welches war dein liebstes Sommerbuch?
Da gibt es gleich zwei, denke ich. Eines das ein "echtes" Sommerbuch ist und während der Sommerferien spielt und eines, das zwar nicht nur im Sommer spielt, mir aber diesen Sommer sehr gefallen hat.
Mein Sommer nebenan beinhaltet schon im Titel den Sommer. Außerdem spielt es in einer Stadt am Meer, die Protagonisten haben Sommerferien und es versprüht sommerliche, sonnige Stimmung. Perfekt geeignet für einen Tag am Strand, oder am Pool oder auf der Gartenliege!
 Dieses Buch spielt auch, aber nicht nur im Sommer. Die Jahreszeit spielt aber eigentlich keine große Rolle. Das Buch hat mir wegen seiner Protagonisten sehr gefallen und ich verbinde es mit dem Sommer, weil ich den ganzen Tag auf der Hollywoodschaukel gelegen und gelesen hab. Herrlich ♥






2) Hast du ein liebstes Sommergetränk?
Nein, eigentlich nicht. Ich habe eine Schwäche für Eistee, aber nicht nur im Sommer ;)


3) Beschreibe den Sommer 2014 in drei Worten.
 
wechselhaft, Bücher, Zukunftsfragen

4) Welches Buch hat dich diesen Sommer am Meisten enttäuscht?
Es gab Bücher, die mir nicht so gut gefallen haben. Von Enttäuschung würde ich aber nicht sprechen, da ich von diesen Büchern nichts erwartet habe (auch nichts schlechtes).

5) Stadt oder Strand? Und warum?In diesem Jahr hatte ich Sehnsucht nach dem Strand. Ich liebe Wasser, das Meer und überhaupt. Leider hat es nicht geklappt, also wird es ein Städtetrip mit meiner Mutter, worauf ich mich aber auch sehr freue. Grundsätzlich bin ich aber für beides immer zu haben.

6) Deine absolute lieblings Eissorte ist...
Himbeer.

7) Das darf am Strand nicht fehlen.
Ein Buch. Badesachen. Bloße Füße (Am Strand läut man barfuß, außer es ist Dezember oder Januar!!). Sand. Ruhe. Platz (nichts ist schlimmer als wie die Ölsardinen auf dem Handtuch zu liegen). Eine Toilette ;) Sonnencreme. Eine Kopfbedeckung oder Sonnenschirm. Verpflegung für das leibliche Wohl. 

8) Diese Lieder haben mich durch den Sommer begleitet.
Frag mich doch bitte nicht so etwas :D Kein bestimmtes eigentlich. Mal zwei Tage dies, mal zwei Tage das. Aber mir fällt gerade jetzt natürlich kein einziges ein. Außer Time of my life aus Dirty Dancing und Girls just wanna have fun (laufen auf dem holländischen Radiosender auf der Arbeit dauernd).

9) Nächsten Sommer...
hoffe ich gesund und munter zu sein, all meine Lieben um mich zu haben und eventuell neue dazu gewonnen zu haben. Hoffe ich, mehr Zeit auf der Hollywoodschaukel verbringen zu können (nein, ich vergöttere sie nicht :D), Anna Karenina und die Säulen der Erde gelesen zu haben. Werde ich meine BA-Arbeit fertig haben oder schreiben. Noch bloggen?!
...
...
...
   

Dienstag, 2. September 2014

Rezension ~ Mein Sommer nebenan

Titel: Mein Sommer nebenan
Originaltitel: My life next door
Autorin: Huntley Fitzpatrick
Reihe: Garretts #1
Verlag: cbj Verlag
Seiten: 512 Seiten
Genre: Jugendbuch, Erste Liebe



Inhalt:
Samantha ist 17 Jahre alt und die Tochter einer erfolgreichen Politikerin. Da ihre Mutter gern wieder gewählt werden möchte, verbringt sie wenig Zeit zu Hause und wenn sie mal dort ist, dann ist auch ihr Berater Clay zugegen. Um Samantha beschäftigt zu wissen, da auch ihre ältere Schwester Tracey nicht anwesend sein wird, packt ihre Mutter ihre Sommerferien mit Jobs wie Kellnern oder Badegäste beaufsichtigen voll.
Dann sind da noch die Garretts, die Nachbarn von Samantha, Tracey und ihrer Mutter. Die Garretts wohnen seit zehn Jahren neben den Reeds, haben acht Kinder und entsprechen so gar nicht dem spießigen Vorstadtbild von Senatorin Reed. Samantha hat bis zu diesen Sommerferien noch nie ein Wort mit den Garretts gewechselt, doch eh sie sich versieht ist sie in den gleichaltrigen Jase Garrett verliebt und hat eine zweite Familie gefunden, eine, in der man füreinander da ist und gutes wie schlechtes miteinander teilt. Zwar weiß Samanthas Mutter nichts von Jase, dennoch läuft alles bestens, bis Samantha sich fragen muss was wichtiger ist: Die Karriere (das „Lebenswerk“) ihrer Mutter oder das eigene Gewissen?

Meine Meinung:
Auch wenn die Temperaturen und vor allem der viele Regen kein wirkliches Sommerfeeling zu lassen, schafft es dieses Buch ein wenig Sonnenschein zu verbreiten. Zumindest im Herzen.
Vor allem liegt dies an Familie Garrett, die auf den ersten Blick wie eine typische Bilderbuch-Großfamilie wirkt, aber doch Überraschungen bereit hält. Ich habe bei den Garretts gleich einige Klischees im Kopf gehabt: laut, bunt, nicht sehr wohlhabend, alle stehen füreinander ein, immer ein bisschen Streit, aber auch ganz viel Liebe usw. Einige Sachen werden durchaus bestätigt, aber trotzdem steckt mehr hinter und in der Familie. Jeder Garrett grenzt sich von seinen Geschwister ab, will den großen Geschwistern aber gleichzeitig nacheifern, es plagen einen Zweifel über Geld für das College und viele andere Dinge. Diese Familie ist großartig, weil sie so viele unterschiedliche Charaktere bereit hält, die man einfach gern haben muss. Da ist zum Beispiel die einjährige Patsy, die total „Titti“ (ihr erstes Wort) fixiert ist, oder der vierjährige George, der hinter alles und jedem den Tod vermutet.

Da ich bisher noch nicht so viele Jugendbücher gelesen habe, kann ich wenig darüber sagen wie „neu“ die Geschichte ist. Ich hatte nicht das Gefühl die Handlung schon in tausend anderen Büchern gelesen zu haben, auch wenn man das bei der Liebesgeschichte zwischen Jase und Samantha vielleicht vermuten könnte. Es geht aber auch viel um Konflikte, zum Beispiel zwischen Samantha und ihrer Mutter, die zwar nie da ist, aber trotzdem die Kontrolle über alles haben muss, oder später auch zwischen Samantha und Nan, ihrer besten Freundin. Die schönen Szenen kommen dabei aber nicht zu kurz, man lernt Samantha und Jase bei kleinen Ausflügen oder Treffen im Hause der Garretts besser kennen, so wie sie sich auch besser kennen lernen.
Auch die Moral der ganzen Geschichte gefällt mir sehr gut, dazu verrate ich aber nichts ;)

Kleine Kritikpunkte sind für mich die Szenenwechsel, die teilweise sehr schnell und ohne Einleitung erfolgen. Hier hätte ich mir eine deutlichere Kennzeichnung oder einleitende Worte gewünscht. Außerdem erfährt man durch Samantha sehr häufig, dass ihre Mutter die Garretts so gar nicht leiden kann und das ihre Tochter mit einem zusammen ist, wäre für sie der absolute Super-GAU, wüsste sie davon. Als sie es dann erfährt, ist sie natürlich stinksauer, man erfährt kurz welche Konsequenzen sie Samantha androht, aber das war es dann auch. Mir kam dieser Aspekt einfach zu kurz. Beide Punkte machen aber nur einen sehr kleinen Teil aus, man reibt sich nicht die ganze Lektüre daran.

Fazit:
Eine romantische, moralische Liebesgeschichte für Jugendliche und Freunde der Jugendliteratur. Familie Garrett ist ein Traum, erfüllt zwar einige Klischees, kommt aber mMn auch mit Überraschungen daher. 4,5 Sterne und somit eine Leseempfehlung von mir!

4,5/5 Punkten