Titel: The Lost Boys
Autorin: Abbi W. Reed
Verlag: Selfpublishing
Seiten: 159
Genre: Gay-Fantasy-Romance
Inhalt:
Der 18-jährige Matt ist von zu Hause
abgehauen, nachdem sein Vater ihm wegen seines Outings ein blaues
Auge geschlagen hat. Als er mit seinem Wagen liegen bleibt, gelangt
er zu einer herunter gekommenen Tankstelle und trifft dort auf den
gleichaltrigen Jesse. Zwischen den beiden entsteht sofort eine
gewisse Anziehung und Jesse nimmt Matt mit zu den Lost Boys, einer
Gruppe junger Leute die ohne Regeln, ohne Strukturen, ohne Erwachsene
in einem Haus leben. Ihr Anführer ist Peter, der aussieht wie 20,
aber irgendwie auch älter ist und der so einige Geheimnisse mit sich
trägt.
Meine Meinung:
Ich hab mich ganz spontan bei der
Buchverlosung auf lovelybooks beworben und hatte Glück. Angesprochen hat
mir vor allem das Cover, dieser Tunnel (der auf mich im ersten Moment
immer wieder wie ein Fingerabdruck wirkt) und der Peter Pan, den ich
erst jetzt beim Schreiben der Rezension als solchen erkenne (ich
dachte, das sei ein nackter Frauenkörper auf dem T-Shirt...).
Auch der Klappentext klingt spannend,
ich dachte mehr an ein kriminelles/spannendes Geheimnis, als an etwas
fantastisches, auch wenn durch die Peter Pan Parallelen natürlich
auch der fantastische Bezug klar war.
Leider hat mir das Buch nicht ganz so
gut gefallen, was auf ganz viele verschiedene Sachen zurückzuführen
ist. Fangen wir mit den Figuren an. Über Matt habe ich schon etwas
in der Kurzbeschreibung gesagt. Er war mir als Charakter einfach
nicht nah, weil ich seine Gedanken nicht verstehen konnte (obwohl das
Buch aus der Ich-Perspektive erzählt wurde!) und weil er mir einfach
zu schwach war. Anfangs war er mir zu unkritisch, er hat kaum etwas
hinterfragt und einfach alles hingenommen, auch moralisch verwerflich
Sachen. Recht bald hat er dann doch ein Gewissen gehabt, hat über
die Konsequenzen, das richtig und falsch seiner Handlungen
nachgedacht, aber letztendlich doch alles ignoriert. Ein Beispiel
(mögliche kleine Spoilerwarnung!!): Sam, ebenfalls ein Lost Boy,
nimmt im Zimmer das er mit Jesse und Matt teilt Drogen. Er bietet
Matt eine Pille an, der sich erst ein bisschen ziert (Drogen sind
schlecht, illegal usw.) und sich dann doch von Sam eine Pille in den
Hals schieben lässt.
(Spoilerwarnung Ende)
Solche Stellen gibt es in diesem Buch
viele, Matt ist sich einer Sache unsicher, findet sie moralisch nicht
angebracht und zweifelt, entscheidet sich aber letztendlich dann doch
dafür diese Sache zu akzeptieren oder zu tun, aber dem Leser wird
dieser Wechsel von „Das ist nicht richtig“ zu „Es ist
angemessen“ nicht dargestellt. Ohne der Autorin etwas unterstellen
zu wollen, wirkte es auf mich ein wenig so, als hatte die Autorin
eine Handlung für Matt im Kopf (zum Beispiel Drogenkonsum), aber um
nicht Gefahr zu laufen Kritik für zu wenig Selbstreflexion zu
bekommen, hat sie Matt vorher einfach ein paar Zweifel in den Kopf
gepflanzt. Es fehlt einfach ein Übergang von der einen zur anderen
Meinung. Damit einher geht für mich auch die Akzeptanz von Gewalt
als Mittel zur Konfliktlösung. Ich will nicht sagen, dass Gewalt
oder Drogen verherrlicht werden, aber wenn Peter Jesse fragt warum er
einen speziellen Kunden „nur“ krankenhausreif prügelt und ihn
nicht gleich umbringt, ohne das einer der Jungs den Mund aufmacht und
protestiert, weil man Menschen nun mal nicht einfach so totschlägt,
finde ich das schon etwas seltsam.
Sam hatte ich schon erwähnt, gerade zu
ihm, aber auch zu den anderen Lost Boys (und Peter) fehlten mir viel
mehr Informationen. Wieso sind sie dort gelandet, was bewegt sie,
warum wollen dort nicht weg und viele andere Sachen. Es ist
vielleicht schwieriger diese Fragen zu beantworten, wenn man aus
Matts Sicht schreibt, aber es geht. Oder man schreibt er nicht aus
der ersten Person, was ich auch gerade am Anfang eher störend fand
(Ich gehe hier hin, Ich tue das, Ich denke dieses, Ich, ich,
ich....).
Dieses Geheimnis das Peter umgibt,
hätte ich wie gesagt eher in einer anderen Richtung verortet, muss
dazu aber auch sagen, dass ich Peter Pan nicht kenne und deshalb
keinen Vergleich ziehen kann. Mir ging jedenfalls alles viel zu
schnell, bei knapp 130 tolino Seiten ist noch jede Menge Luft nach
oben (finde ich), sodass man die anderen Personen hätte mehr
beschreiben können und auch die Handlung ein bisschen besser
ausschmücken können. Es wird klar gemacht, dass Peter die Jungs und
ihre Fantasie braucht, aber wieso und warum? Keine Ahnung. Hier fehlt
mir einfach etwas entscheidendes, eine Erklärung für all das, was
bei den Lost Boys passiert (aber vielleicht versteht man das auch
einfach nicht, wenn man Peter Pan nicht kennt?).
Ich finde aber nicht alles schlecht,
die Idee, die Storyline finde ich grundsätzlich gut. Bei einigen
Szenen, zum Beispiel auf dem verlassenen Rummel beweist die Autorin
viel Kreativität und Ideenreichtum. Ein eindeutiger Pluspunkt.
Dieser tröstet mich aber leider nicht über das Gefühl der
Unvollständigkeit oder Unfertigkeit hinweg, welches mich während
des Lesens begleitet hat.
Fazit:
Von der Grundidee sicher ganz nett,
aber leider konnte mich die Umsetzung nicht überzeugen. Der
Schreibstil war am Anfang etwas holprig, dann aber gut zu lesen. Die
Charaktere bleiben entweder sehr farblos, beziehungsweise werden nur
in einem Punkt näher beleuchtet, oder wechseln ihre Meinung ohne das
eine Erklärung erfolgt. Vielleicht versteht man das Buch besser,
wenn man Peter Pan gelesen hat, ich kenne es nicht und fühlte mich
vielleicht aus diesem Grund an einigen Stellen verloren und
unwissend.
Hinweis:
Nach Aussage der Autorin erscheint im
Herbst 2014 eine Kurzgeschichte zu Samuel und Peter.
2/5 Punkten
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