Autor: Oliver Wnuk
Verlag: Krueger
Seiten: 256
Genre: Roman
Inhalt:
Mit seiner Tochter zählt er ganz viele
Glühwürmchen, neben seiner Freundin blinzelt er in zu viele
Blitzlichtgewitter, und mit seinem Vater möchte er ein paar letzte
helle Momente erleben: Jan liebt alle seine Lieben, manchmal so
verzweifelt, dass er die Zeit anhalten will, und hat gerade erst so
richtig begriffen, wie viel man doch falsch machen kann in den Haupt-
und Nebenrollen seines Lebens. Aber weil ja die Liebe nicht einfach
so sterben soll und die Lieben schon gar nicht, muss ein Mann
irgendwann Entscheidungen treffen. (Klappentext)
Meine Meinung:
Da der Klappentext wirklich treffend
ist, verzichte ich mal auf eine eigene Zusammenfassung. Jan, aus
dessen Sicht der Leser auf die Ereignisse blickt, ist Schauspieler.
Mehr oder weniger erfolgreich, aber neben seiner berühmten Freundin
Clara geht er doch eher unter. Er ist ein großartiger Charakter, der
durch seine Fehler und sein Bemühen diese wieder gut zu machen
wirklich menschlich wirkt. Sein Vater hat Alzheimer und erkennt ihn
schon lang nicht mehr. Nur als Jan sich auf dem deutschen
Fernsehpreis völlig daneben benimmt, weil ihm seine eigene Freundin
einen Preis wegschnappt, erinnert sich sein alter Herr an seinen
Sohn. Jan besucht ihn selten, er kommt nicht wirklich mit dem
Vergessen und dem Verfall seines Vaters klar, außerdem hatte er nie
eine wirklich enge Bindung zu seinen Eltern. Doch mit einem mal
bemüht er sich darum, seinen Vater zu klaren Momenten zu verhelfen,
auch wenn er dabei – vor allem durch seinen Tonfall – sehr
unbeholfen wirkt.
Für einige Lacher hat bei mir Fritz,
Jans österreichischer Freund, gesorgt, dessen Dialekt die ganze
Geschichte aufgelockert hat. Auch die Einblicke in die Filmwelt waren
spannend, vor allem da der Autor ja eigentlich Schauspieler ist und
sich somit in dieser Branche auskennt.
Die anderen Figuren neben Jan haben mir
nicht ganz so gefallen. Seine Tochter Luca ist mir mit ihren fünf
Jahren ein bisschen zu philosophisch veranlagt. Natürlich haben
Kinder in dem Alter einen starken Forscherdrang, wollen alles wissen
und alles entdecken. Aber die Diskussion die sie mit Jan darüber
angefangen hat, ob sie denn tatsächlich am Leben ist, war mir zu
übertrieben.
Mit Clara bin ich erst gegen Ende warm
geworden, als sie mal wütend wird und sprichwörtlich auf den Tisch
haut. Vorher war sie mir viel zu glatt, auch Jan beschreibt sie als
perfekt. Sie weiß immer das richtige zu sagen und das richtige zu
tun. Sie kommt völlig ohne Skandale aus, trägt ihr Privatleben
nicht in die Öffentlichkeit aus und jeder mag sie. Sie hat einfach
keine Ecken und Kanten.
Der Erzählstil ist wirklich toll, weil
er nicht so standardisiert und in eine Form zu pressen ist. Da man
die Geschichte durch Jans Augen erlebt, ist die Erzählweise eher
locker, die Gedankengänge wirken sehr echt, als stammen sie wirklich
aus Jans Kopf. Auch die Einteilung der Kapitel finde ich sehr schön,
genau die richtige Länge. Zwischendurch gibt es dann immer wieder
mal einen Badewannenmonolog, da Jan mit Vorliebe baden geht.
Fazit:
Ein kurzweiliges, unterhaltsames Buch,
dass vor allem von dem großartigen Hauptcharakter und seiner locker
leichten Erzählweise lebt.
4/5 Punkte